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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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schwächer eingestuft, als sie schließlich waren. Daher zieren diese unschöne Narbe sein Gesicht und eine oft noch schmerzende Narbe sein Bein.
    Er weiß bis heute nicht, warum er sich damals nicht mit all seiner Kraft zur Wehr gesetzt hatte, irgendetwas schien ihn zu blockieren, er hätte es schaffen können, beide zu erledigen. Seitdem hält er sich ganz zurück, wenn Gefahr droht. Auch wenn er vom Körper her nicht danach aussieht. Das ist auch gut so, das kann auch so bleiben. Das muss ja niemand wissen. Alle kennen ihn so, wie er ist, mit seinen unglaublichen Erzählungen aus seinem unglaublichen Leben. Und in Zukunft wird er jetzt auch lieber mit einem Schiff entlang der Handelsrouten fahren. Das kostet ihn zwar Wegezoll an die Städte, die angefahren werden, ist aber weitaus ungefährlicher. Unglaubliche Geschichten gibt es auch da in Hülle und Fülle.
    Manches Mal ergeht es ihm schon so, dass er selbst nicht mehr genau trennen kann, was er nun tatsächlich erlebt und was er erfunden hat in seiner Freude am Erzählen. Er war nun einmal der Händler zwischen den Himmelsrichtungen , das stimmte, denn seine Kontakte gingen in viele anschließende Länder und in alle Himmelsrichtungen. Doch hier war der Mittelpunkt der Erde, auch wenn sie größer ist, als es so manch einer vermutet. Oft schon dachte, er, die Welt sei am Horizont zu Ende. Doch als er den Punkt erreicht hatte, ging es wieder weiter, weiter und weiter. Und er wusste, er hatte noch lange nicht die ganze Erde gesehen. Aber eines wusste er, egal wo er bisher gewesen war und welchen Ort er gesehen hatte, welche Kultur er kennengelernt hatte, hier, im grünen Land des Euphrat war das schönste Land, das Land, das am Weitesten entwickelt war, die Blüte der Erde. Die schönste, wohlduftendste und bezaubernste Blüte der Erde! Ihr Zauber ist unvergleichlich!
    Außerdem hatte er noch seine kleinen Zauberkunststückchen, mit denen er beeindrucken konnte, vor allem Kinder. So ein bisschen Magie kommt immer gut an.
    Irritiert war er einmal über sich selbst, als er bei einem missglückten Handel – was sehr selten vorkam, wobei er selbst betrogen wurde, statt wie sonst umgekehrt – diesem Mann einen Fluch so nebenbei hinterher geschickt und dieser Fluch sich am Tag darauf bewahrheitet hatte. Er hatte ihm eine schwere Krankheit gewünscht mit furchtbaren Geschwüren am Körper. Woher auch immer, dieser Mann bekam diese Krankheit prompt. Das hatten mehrere Menschen mitbekommen, denn den Fluch rief er laut über den Platz hinter diesem Mann her. Dieser Ort lag glücklicher Weise mehrere Wochen beschwerlicher Reise entfernt von seiner Heimat und dort zog es ihn auch auf keinen Fall wieder hin.
    Keinen Fluch schickte er mehr. Er war sich seiner selbst nicht mehr geheuer. Er reiste damals gleich ab, als er von dem Ausbruch der Krankheit hörte und wünschte diesem armen Kerl nur Gutes, in der Hoffnung, dieses würde dann auch so eintreten wie sein Fluch. Er weiß nicht, was daraus geworden ist und wollte es auch nicht wissen. Kein Fluch mehr. Das war wahre Zauberei. Nur klitzekleine Zaubertricks… Für die Kinder.
    Er schlägt das Tuch zur Seite und zeigt ihr als Erstes feinstes gewebtes Tuch in unterschiedlichen Farben. Aber sie als Priesterin interessiert nur das weiße Tuch. Ihre eigenen Gewänder und die der Priesterinnen waren zum größten Teil geraubt, sodass sie jetzt auch für sie neue Stoffe auswählt. In der Stadt, nur eine kurze Strecke entfernt in der Nähe des Schmuckkünstlers, hat Encheduanna-Kyr eine Näherin, eine stumme Näherin, die sehr geschickt und schnell arbeitet. Wenn die Stoffe gut gewebt sind, haben sie lange Freude an ihren Gewändern. Man hatte der Näherin die Zunge herausgeschnitten, da sie aus Eifersucht eine andere Frau als Diebin bezeichnet hatte, was falsch gewesen war. Aber dass ihr Mann sich mit der Frau traf, das war richtig, und die Eifersucht konnte man verstehen. Da diese Frau eine gute Frau war, die immer ihrer Arbeit nachging, sich um ihre Kinder kümmerte, zu allen freundlich war und half, wo sie konnte, hat Encheduanna-Kyr sich um sie gekümmert und mit ihren Fähigkeiten zu Heilen dafür gesorgt, dass ihre Wunden bald verheilten. Zwar konnte sie nicht wieder richtig sprechen, dennoch kann sie weiterhin ein ansonsten normales Leben führen. Ihr Mann war eines Tages verschwunden, der Grund ist unklar, aber geredet wird natürlich viel. So war die Rede davon, dass ein Vater mit seinen Söhnen ihn in der Wüste

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