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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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Katze, auf Aleyh-Anas Hals… auf Sa-La-Nas Hals…
    Auch Sa-La-Na kann seine Gefühle kaum beherrschen. Die gleichen Gedanken schießen ihm durch den Kopf. Er darf es nicht glauben, was kaum zu fassen ist. Er steht ganz dicht hinter Bur-Gon mit geballten Fäusten, wie betäubt durch die aufkommende Ahnung.
    „Oh edle und erhabene Encheduanna-Kyr , Entu-Priesterin des Mondgottes Nanna “, ruft Bur-Gon aus, hebt dabei die Hände gen Himmel und wirft sich kurz danach vor ihr auf den Boden, die Geste, die sonst nur vor den Göttern vorbehalten ist, eine Geste, die er vor Kurzem schon einmal vor ihr dargebracht hatte. Aus dieser Position redet er weiter:
    „Wirklich, es ist nicht so, wie es für dich scheint, oh große Priesterin der Innana . Nein, es ist nicht so! Ich kenne Aleyh-Ana schon seit Baby, seit die erste Frau von Elieanor-Naram-Sin endlich von der großen Göttin der Fruchtbarkeit erhört wurde und sie mit einem Kind beschenkte, als sie schon alle Hoffnung aufgeben wollte. Elieanor-Naram-Sin hatte sie tagtäglich mit der Drohung, sich scheiden zu lassen oder sich eine Nebenfrau zu nehmen, unter Druck gesetzt, bis es kaum mehr zu ertragen war. Sie ist meine Schwester. Ich liebe sie neben meiner Tochter Ro-Sur-Ana , die du oh edle und erhabene Encheduanna-Kyr nun hier aufgenommen hast, über alles! Keine Frau liebe ich so wie meine Schwester, sie ist einzigartig! Es waren so harte Zeiten für sie und für mich, weil ich ihren Schmerz so fühlte und ihr nicht helfen konnte. Ich bin reich gesegnet mit einer Schar Kinder und sie, meine Schwester – es konnte ja nur an ihrem verlogenen Mann liegen. Aber er gab ihr die Schuld! Ich bin nur ein einfacher Händler. Ich tat, was in meiner bescheidenen Macht stand, um ihr irgendwie zu helfen. Die besten Heilerinnen und Heiler, die ich auf meinen Reisen um Rat fragte, die besten Kräuter, die sie mir mitgaben, nichts half. Sie wurde einfach nicht schwanger.
    Und da, ein Wunder, oh große und erhabene Encheduanna-Kyr ! Da war plötzlich sie, Aleyh-Ana , ein Geschenk der Göttin, ein Geschenk des Himmels. Ein Geschenk des Flussgottes! Sie war plötzlich da. Ganz und gesund. Sie kam in ihrer höchsten Not in einem kleinen Binsenkörbchen. Meine Schwester nahm sie an sich als ihre Tochter. Elieanor-Naram-Sin , der sich lange nicht um sie gekümmert hatte, nahm sie, seit sie ihm das Mädchen zeigte, als erste Frau wieder an. Sie hatte es geschafft, und ihre Ehre war wiederhergestellt. Daher kenne ich Aleyh-Anas Mal, es war das Erste, das ich von ihr als Baby sah. Immer, wenn ich etwas sehe, das die Form einer Mondsichel hat, dann hebe ich es auf für sie und bringe es ihr, wenn ich hier bin, damit es sie freut und es ihr Glück bringt, denn sie ist von unserem Mondgott Nanna gesegnet.
    Das wirst du verstehen, edle, weise, Encheduanna-Kyr . Du kennst den Gott, du kennst die Göttin, du kennst sie. Frage sie, sie werden dir sagen, dass alles stimmt, was ich sage. Wenn irgendjemand ihr etwas tun würde, nur den kleinsten Schmerz zufügen, ich würde ihn wie eine Fliege zertreten und mit meiner Doppelaxt den Schädel spalten…“
    Encheduanna-Kyr muss sich stützen und lehnt für einen Augenblick am Pfeiler. Sa-La-Na wird es fast schwarz vor Augen, dann friert er. Aber er steht nach außen reglos da und sagt nichts. Encheduanna-Kyr atmet tief ein und wieder aus und spricht gefasst:
    „Ist gut, Bur-Gon, Händler zwischen den Himmelsrichtungen, erhebe dich“, sagt sie schnell, innerlich aufs äußerste angespannt, doch nach außen völlig kontrolliert. Bur-Gon steht etwas umständlich auf, wagt jedoch nicht, sie direkt anzuschauen.
    „Bitte melde dich beim nächsten Betreten dieses Tempels bei mir, dann werde ich dir Einlass gewähren, in meiner Gesellschaft. Halte stets den angeordneten Abstand, sonst muss ich dich dieses Ortes verweisen. Dieser Tempelinnenhof gilt als Tempelinneres. Dieser Ort ist heilig, das müssen auch die tiefsten und reinsten Gefühle achten und respektieren. Merke dir das für die Zukunft. Nun verabschiede dich und geh. Ich möchte mit Aleyh-Ana reden.“
    Aleyh-Ana steht die ganze Zeit fast regungslos, nur ihre Augen wandern furchtvoll von einem zum anderen. Dabei hält sie die kleine Katze fest in ihren Armen. Dieses kleine Wesen scheint ihr den Halt zu geben, den sie in diesem Moment zu brauchen scheint.
    Bur-Gon streichelt liebevoll die kleine Katze. „Ich komme bald wieder. Meine Tochter Ro-Sur-Ana ist seit heute auch hier im Tempel. Ich habe

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