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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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noch bekommt, vor allem die Einfälle von dem in den östlichen Bergen lebenden Volk und den starken Kämpfern aus den Osttigris-Gebieten. Er kämpft an zu vielen Seiten, anstatt den Besitz zu verteidigen und weise zu verhandeln. Er muss immer noch weiter streben.
    Es ist ein Wahnsinn! Ich sehe alles, was kommt und kann dennoch nur zusehen.“
    „Die Götter leiten unser Leben. Den Sinn kennen nur sie.“
    „Ja, aber wenn die Menschen die Götter nicht hören können oder nicht wollen, und wenn sie uns nicht hören wollen, die wir die Sprache der Götter doch meist verstehen… Und ich kann nichts weiter tun, als weiter dienen und sie anflehen…“
    „Mit deinen göttlichen Hymnen erreichst du die Götter. Das ist deine Kraft und deine Aufgabe.“
    Eine Weile schaut sie einfach nur gerade vor sich auf den Tisch.
    „ Elieanor-Naram-Sins Tochter, Aleyh-Ana, sie ist erst sieben, sie ist nun meine Schülerin. Sie wird es schwer haben, wenn sich dies alles bewahrheiten soll. Sie wird Widerstand leisten gegen diesen Frevel. Sie ist so wie ich. Gefangen in der eigenen Aufgabe. Mit einer Sehnsucht im Bauch. Einer Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit. Wir haben Macht als Priester, und doch haben wir keine. Ist die ganze Macht erst bei dem König, einem König, der Gott sein will, ohne die Sprache der Götter zu sprechen oder gar zu verstehen, dann gibt es keinen Halt mehr. Ohne die Götter gibt es keinen Halt! Oh, möge Innana seiner Tochter Aleyh-Ana beistehen in ihrem Tun.
    Oh dieses arme zarte Wesen… Sieh…! Dort hinten findet gerade die Schreibschule statt. Lass uns dort hingehen, ich will sie dir vorstellen.“
    Sie zeigt durch die Tür auf die andere Seite des Innenhofes. Dies ist der letzte Bereich, wo er als Besucher mit der Entu-Priesterin mitgehen darf, die anderen Bereiche zu betreten ist unter hohen Strafen verboten.
    Sie gehen den Säulengang um den Innenhof entlang. Ein paar Schritte vor ihnen sitzt eine Gruppe von Jungen und Mädchen auf der Erde. Alle sind noch fleißig damit beschäftigt, einen Text abzuschreiben. Mit ihren Griffeln drücken sie diesen in frische Tontafeln. Da erst bemerkt Encheduanna-Kyr , dass Aleyh-Ana , die Tochter des Elieanor-Naram-Sin, nicht an der gewohnten Stelle sitzt. Sie steht etwas abseits an einer Säule und scheint sich fröhlich mit jemandem zu unterhalten.
    In aufwallender Sorge, fast Panik, schreitet Encheduanna-Kyr schnell auf sie zu und sieht überrascht Bur-Gon bei ihr stehen und lachen!
    „Was machst du hier, Bur-Gon! “, sagt sie zu ihm in einem scharfen Ton. „Eben noch lädst du deine Tochter hier ab und ich vertraue dir, dass du deine Ware zur verabredeten Zeit an den üblichen Ort hier im Tempel bringst. Da sehe ich dich hier – ich danke den Göttern für diesen Fingerzeig – wie du mit einer unserer Priesterschülerinnen redest! Hast du sie angefasst?“ Sie ist wütend und kann es kaum unterdrücken.
    „Edelste und erhabenste Encheduanna-Kyr , es ist keinenfalls, wie du denkst! Es ist ganz anders. Lass es mich dir erklären. Ich habe Aleyh-Ana diese kleine Katze mitgebracht. Das kleine Tier ist etwas ganz Besonderes, so wie sie. Sieh nur, große und erhabene Encheduanna-Kyr , sie hat ganz kurzes rotbraunes Fell und unten am Hals eine weiße Stelle in der Form der Mondsichel, so wie Aleyh-Ana ein Mal am Hals hinten hat.“
    Encheduanna-Kyr stockt der Atem.
    „Woher… ?“ Sieist außer sich und ringt nach Luft. Für kurze Zeit vergisst sie ihre hohe Stellung, die ihr verbietet, diese Gefühle nach außen zu tragen.
    „Woher… Woher weißt du, Bur-Gon, Händler zwischen den Himmelsrichtungen, dass sie ein solches Mal am Hals hinten trägt? Woher kennst du sie? Was tust du hier? Keinem außer den Beauftragten ist es erlaubt, sich im Innern des Tempels aufzuhalten und sich zudem mit einer Priesterschülerin zu unterhalten! Ein Kontakt ist ihr nur gestattet mit besonderer Erlaubnis – von mir! Erzähl, bevor ich dich aus dem Tempel verjagen lasse mitsamt deiner ganzen Ware! Für immer! Das wäre das sanfteste, was ich mit dir machen ließe. Erzähl, bevor mir noch eine weitere Strafe in den Sinn kommt!“
    Ihre Augen funkeln wütend, so wütend hatte Sa-La-Na sie noch nie gesehen, sie, die die Beherrschtheit und Güte in Person ist. Sie zittert am ganzen Körper. Die Flut der Gedanken, die in diesem Moment durch ihren Kopf schießen, kann sie kaum bewältigen. Ihr Kopf scheint zu bersten und sie ins Taumeln zu bringen. Die Mondsichel, auf der

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