Das Vermaechtnis
Kopf und leerte den Humpen. „Außerdem bringt es Unglück, seine Braut vor der Hochzeit zu sehen“, scherzte er und schob Sean das Geschenk zurück.
„Du willst es nicht?“
„Zu wissen, dass es existiert, reicht mir. Es ist der Beweis, dass sich alles so zutragen wird, wie Sam es mir versprochen hat. Wer von uns weiß schon, wofür es eines Tages noch gut sein wird? Der Rest, Sean … ist Vertrauen, aye?“
Sean sah ihn immer noch fragend an.
„Und was machen wir jetzt?“
Payton lächelte bedauernd.
„Atmen, Bruder. Ich werde einfach weiteratmen, bis der Tag kommt, an dem ich mein Leben zurückbekomme.“
Als gäbe das schottische Hochland sich besondere Mühe, uns einen unvergleichlichen Abschied aus dieser Zeit zu bescheren, zeigte es sich von seiner besten Seite. Die Berge leuchteten magisch im Sonnenaufgang, hießen uns im Lauf des Tages in ihren einsamen Tälern und auf ihren schroffen Gipfeln willkommen und bescherten uns Panoramen, die wir nie wieder würden vergessen können.
Die Nächte waren mild, sodass wir unter freiem Himmel liegen und das leuchtende Firmament bewundern konnten, bis uns der Schlaf übermannte.
Wir sprachen viel, nachdem der Abschied von Burragh es uns leichter ums Herz werden ließ. Payton erzählte mit tiefer Trauer in der Stimme von der Nacht von Vanoras Fluch. Kein Detail ließ er aus, und, obwohl ich erschrocken war über seine Taten, konnten wir danach einen Schlussstrich ziehen, der dies alles dorthin verbannte, wo es hingehörte – in ein anderes Leben.
Ermutigt durch seine Offenheit brachte auch ich es am Ende des Tages über mich, über die genauen Ereignisse von vor einem Jahr zu sprechen. Wir saßen an einem kleinen Feuer, und ich berichtete von Kyle und dem schicksalhaften Brief, aber auch von Nathairas Beteiligung am Tod von Ross – und dass dies alles nie passiert wäre, wenn ich nicht durch die Zeit gereist wäre.
Payton sah mich überrascht an und stocherte in der Glut.
„Deine Anwesenheit hier hat doch nichts damit zu tun, wie sich die Dinge entwickelt haben, Sam. Wie kannst du das nur glauben?“
Er warf den Stock in die Flammen und rückte zu mir.
„Der Hass der Stuarts auf die Camerons ließ doch von Anfang an nur ein Ende dieser Fehde zu. Den Kampf. Schon Generationen vorher wurden diese Weichen gestellt. In der Zeit nach Grant Stuarts Tod hatte sich das über Jahrzehnte zugespitzt und entlud sich schließlich auf unseren Schultern. Aber dies wäre in jedem Fall geschehen, Sam. Auch ohne dich, Ross oder Kyle.“
Payton küsste mich auf die Schläfe und legte beschützend seinen Arm um mich.
„Und Kyle …“ Er schloss bei der Erinnerung an seinen jüngeren Bruder die Augen, lächelte aber. „… Kyle war ein Wildfang. Er kostete das Leben aus, in jedem einzelnen Moment. Ich habe mich oft gefragt, ob er insgeheim gewusst hat, dass ihm nicht viel Zeit bleiben würde, ob er seinen viel zu frühen Tod geahnt hat – und deshalb so froh und ausgelassen gelebt hat.“
Ich musste schlucken, denn Kyles Schicksal lastete schwer auf mir.
„Sein Tod war doch unvermeidlich, Sam. Er hat sich zwischen die Fronten gedrängt, Nathaira Stuart beleidigt und Blair, dem er die Treue geschworen hatte, verhöhnt. Egal, was geschehen wäre … er hat sein Schicksal selbst gewählt.“
„Glaubst du das wirklich?“, fragte ich und mich fröstelte, obwohl ich so nah am Feuer saß.
„Ja, Sam. Das glaube ich. Und Kyle würde wollen, dass du das ebenfalls glaubst.“
Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und sah mich eindringlich an.
„Gibt es noch irgendetwas, das zwischen uns steht, Sam?“ Er küsste mich, und seine Hände wanderten auf meine Rücken. „Wenn alles zwischen uns gesagt ist, mo luaidh , ein Neuanfang möglich ist, dann sag mir, Sam, willst du mich noch immer?“
Ich fühlte mich leicht, wie neugeboren, als ich ihn mit mir ins Gras zog.
Das Gewicht seines Körpers auf mir, sein Gesicht nur Millimeter entfernt und sein Atem, der mir über die Wange strich … das erinnerte mich an den Moment im Wald, als ich damals vor Payton und meinen Gefühlen für ihn geflohen war. Um mich aufzuhalten, hatte er sich auf mich geworfen, und das Feuer in seinem Blick hatte mir – genau wie jetzt auch – gezeigt, dass er mich wollte. Und wie damals erflehte ich seinen Kuss.
„Payton, bitte …“
Ich schob meine Hände unter sein Hemd und genoss es, seine nackten Waden an meinen Beinen zu fühlen, während unsere Lippen hungrig
Weitere Kostenlose Bücher