Das Vermaechtnis
brüllten die Männer durcheinander.
„Wir werden sie in die Hölle schicken!“
„Brennen wir die Burg nieder!“
Die hasserfüllten Stimmen schrien nach Vergeltung, „Beenden wir diese Fehde! Niemand soll es jemals wieder wagen, sich an einem von uns zu vergreifen! Tod den Camerons!“
Payton sah zu seinem großen Bruder auf, zu dem Mann, dem er die Treue geschworen hatte, dem Mann, dessen Befehl er gehorchen würde. Hass brannte in Blairs Augen, als er sein Schwert zog.
„Rächen wir unseren Bruder!“
Niemand blieb zurück, keiner zögerte, alle wollten Mord mit Mord vergelten.
Auch Payton wollte den Schmerz mit Blut betäuben. Wollte denjenigen, die seinen Bruder Kyle hinterrücks ermordet hatten, mit eigenen Händen umbringen, darum jagte er den anderen nach und zog sein Breitschwert noch im Galopp.
Sie schlugen sich erbarmungslos ins Herz der Burg vor, und die überrumpelten Camerons fielen ihrem glühenden Hass zum Opfer. Männer, Frauen und Kinder fanden ihren Tod durch ihre wütenden Klingen.
Paytons Schmerz beherrschte sein Handeln, ließ ihn wieder und wieder die Waffe gegen die langsam zu sich kommenden Krieger erheben.
An seiner Seite kämpfte der Jüngste im Bunde. Cathals kleiner Bruder Kenzie, der zum ersten Mal mit in die Schlacht gezogen war. Unbedacht in seinem Blutrausch, ging er Gegner an, die ihm an Erfahrung und Kraft weit überlegen waren, und Payton blieb nichts anderes übrig, als dem Heißsporn den Rücken freizuhalten.
Er folgte ihm in den Wohnturm hinein, stolperte fast über den leblosen Körper einer niedergestreckten Magd. Gerade noch sah er, wie Kenzie die Treppe hinaufstürmte. Er eilte hinter ihm her, vernahm das Klirren von Waffen und die Rufe der Krieger, als er ebenfalls den Turm hinaufstieg. Die gewundene Treppe war dunkel, einzig der Mond schickte sein schwaches Licht durch die winzigen Schießscharten.
Die fast vollkommene Schwärze ließ Payton einen Moment innehalten, überdeckte gnädig das blutrote Rauschen in seinem Kopf. Schwer atmend blieb er stehen und presste seine Stirn gegen den kalten Stein. Er fühlte die Tränen, die seine Wange hinabliefen, roch das Blut an seiner Kleidung und fühlte den schweren Stahl in seiner Hand.
Das Bild seines toten Bruders brannte sich einen Weg in seine hasserfüllten Gedanken, und ihm wurde die Kehle so eng, dass er glaubte, hier auf den Stufen zu ersticken.
Kyle war ein Kind der Sonne gewesen. Wo er auftauchte, da war Freude. Niemals hätte er gewollt, dass all diese Menschen für ihn sterben würden. Er hatte Gewalt nie gutgeheißen, noch nicht einmal die Jagd gemocht. Benommen taumelte Payton weiter.
Mit dem Gefühl, einen schrecklichen Fehler begangen zu haben, ging er weiter. Die eisige Luft auf dem Zinnenkranz war wie ein Peitschenhieb für sein dumpfes Gemüt. Sein orientierungsloser Blick heftete sich an Kenzie, der sich einem Mann gegenübersah, der es kaum geschafft hatte, sich anzukleiden, ehe er zu den Waffen gegriffen hatte. Er trug weder Schuhe noch Hemd. Trotzdem schwang er die Axt im Kampf um sein Leben mit tödlicher Präzision.
Wenn Payton dieses brutale Massaker beenden wollte, durfte er nicht zulassen, dass Cathals Bruder verwundet wurde. Er musste ihm zu Hilfe kommen, selbst wenn er nicht vorhatte, auch nur noch ein einziges Leben zu beenden. Denn, was hier gerade geschah, war Unrecht. War nicht anders als Mord zu nennen.
Er musste die anderen zur Vernunft bringen, wenn er nicht sein Seelenheil opfern wollte. Oder war es dafür schon zu spät?
Cameronblut klebte an seinen Händen und tränkte sein Hemd. Ein Name zuckte durch seine Gedanken: Sam.
Sam? Wieso war sie hier? War sie wirklich hier? Das war nicht Sam, sondern Isobel Cameron. Payton schüttelte den Kopf, wollte die Vision vertreiben, aber nichts geschah. Das Entsetzen in Sams Augen, die denen von Isobel so ähnlich waren, die Verzweiflung …
Payton hörte sein Herz schlagen, fühlte das Blut durch seinen Körper strömen. Roch das Ozon des Blitzes, welcher über ihren Köpfen den Himmel in Brand setzte. Er sah die Entschlossenheit in den Augen der Frau, als sie auf die Brüstung stieg und schluchzend die Hand vor ihren Mund presste. Sie würde lieber den Freitod wählen, als sich diesen Männern auszuliefern, das sah Payton ihr an.
Sie taumelte rückwärts. Er war wie gelähmt, wollte sich bewegen, um ihr zu Hilfe zu eilen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Zu spät erreichte er sie und griff verzweifelt nach ihrem
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