Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
Vom Netzwerk:
nur Zärtlichkeit geben sollte, trieben Payton die Tränen in die Augen. Seine süße Sam! Was hatte sie erleiden müssen? Er wünschte, er hätte Ian die Kehle durchgeschnitten.
    Sam kam auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Nur leicht, wie eine Frage. Ihr Blick eine stumme Bitte.
    „Tu es, Payton. Bitte!“, hauchte sie gegen seine Lippen und öffnete die Schnalle an seinem Plaid.
    Einen Atemzug lang versuchte er zu denken, aber seine pochende Männlichkeit verhinderte dies. Mit einer Bewegung glitt ihm das Plaid von den Hüften. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an Sam und drängte sie rückwärts ins Wasser.
    Bei Gott, er würde sie lieben, ihr zeigen, dass es nur ihn gab – für den Rest ihres Lebens.
    Kalt schwappte das Wasser über ihren Köpfen zusammen und spülte Blut, Schmutz, Erniedrigung und Erinnerungen fort.

Kapitel 25
    Fair Isle, 1741
    „Wenn du die Wahrheit erkennst, wird dich die Dunkelheit verschlingen – aber du wirst dabei glücklich sein.“
    Er schloss die Augen und rief sich Sams Lächeln in Erinnerung.
    „Vergib mir“, flüsterte er und senkte die Fackel.
    Seine Flamme fraß sich in das Holz und wuchs zu einer hellen, lodernden Säule aus gleißendem Licht, ehe alle Leuchtfeuer mit dämonischem Zischen in die Fluten stürzten. Weiße Wolken heißen Dampfes stiegen empor, ehe die nunmehr gespenstischen Holzgerippe in erlösender Dunkelheit verschwanden.
    Payton presste seine Stirn gegen die Bretter und zitterte am ganzen Leib.
    „Vergib mir, Sam, dass ich je an uns gezweifelt habe.“
    Er sah hinauf in den nächtlichen Himmel. Der Sturm war verklungen, der Wind hatte sich gelegt und die Wolken mit sich genommen. Hell, wie zuvor die Leuchtfeuer, strahlten die Sterne am Firmament und schenkten Payton inneren Frieden. Luft, klar wie eine Erkenntnis, strömte in seine Lunge und brachte ihn dazu, sich zu erheben. Das lange, feuchte Haar hing ihm in die Stirn, und auf seiner nackten Brust glänzte der Schweiß silbern im Mondlicht.
    So, wie er hier stand, fühlte er sich plötzlich frei. Er trug seine Schuld, aber sie wog nicht mehr so schwer wie zuvor. Er hatte sein Schicksal als seine Buße angenommen und wusste um eine Zukunft, in der er dieser Einsamkeit entkommen würde. Sam, seine Sam – sie würde ihr Versprechen halten und ihn retten.
    Wo er vorher an ihrer Liebe gezweifelt hatte, musste er nun erkennen, dass die Entscheidung, die sie gezwungen war zu treffen, nicht einfacher gewesen war als seine. Wie hatte er ihr Vorwürfe machen können, wo sie doch sein Herz in all der Zeit in ihren Händen gehalten hatte?
    Beathas hatte recht behalten.
    „Wenn du die Wahrheit erkennst, wird dich die Dunkelheit verschlingen – aber du wirst dabei glücklich sein.“
    Payton atmete tief ein. Sobald er diese Plattform verlassen würde, würde ihm Vanoras Fluch wieder all seine Gefühle nehmen. Es war wohl Teil der Magie dieses Ortes, dass er fühlte – er musste fühlen, um sich entscheiden zu können.
    Er strich sich über die halbmondförmige Narbe an seinem Kinn.

Sie rannte keuchend durch den Wald, er dicht hinter ihr. Er war wütend auf sich selbst, denn seinen ungehörigen Gefühlen war es zu verdanken, dass seine Gefangene ihm davonlief. Weil sein Herzschlag sich veränderte, wenn er ihr in die Augen sah, weil sein Verstand sich wünschte, sie wäre nicht sein Feind. Payton schlug die Äste beiseite und eilte hinter ihr her. Sie kletterte kühn einen Abhang hinunter, und er musste grinsen, als sie das Gleichgewicht verlor und auf dem Hintern hinunterschlitterte. Es war ein Leichtes, sie einzuholen, und ehe sie wieder auf die Beine kam, warf er sich auf sie. Sie hob abwehrend die Hände, und ihr Dolch fand sein Ziel.
    Fluchend drückte er ihr die Hände über den Kopf, während er jede weitere Gegenwehr unterband, indem er sie mit seinem Körper zu Boden drückte.
    Blut troff von seinem Kinn auf ihr Kleid.
    „Ifrinn! Du Hexe!“ Er hatte keine Mühe, sie mit einer Hand in Schach zu halten, während er sich mit der anderen ans Kinn fasste. „Das wird dir noch leidtun!“
    Er entriss ihr den Dolch und steckte ihn sich in den Gürtel.
    „Geh runter von mir! Lass mich los!“, schrie sie und wand sich mit aller Kraft, anscheinend ohne sich bewusst zu sein, was ihr Keuchen und ihre Bewegungen in ihm auslösten.
    „Den Teufel werd’ ich. Was denkst du dir eigentlich? Was glaubst du denn, wie weit du allein kommst? Willst du lieber von irgendwelchen Wegelagerern geschändet und

Weitere Kostenlose Bücher