Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
Vom Netzwerk:
ihr einzeln von den Wimpern geküsst, aber zugleich verspürte er den Wunsch, sie wie diese Wilden hier mitten im Wald zu nehmen. Sie so lange zu lieben, bis sie schwor, niemals mehr von seiner Seite zu weichen und nie wieder seinem alten Ich hinterherzutrauern. Doch in seiner Wut würde er weder das eine tun noch das andere, denn keines von beidem würde die Wunden heilen, die sie sich gegenseitig zugefügt hatten.
    Farne wuchsen hier aus jeder Felsspalte und bedeckten wie luftige Kissen den Waldboden. Mit jedem Schritt stieg der Duft der zertretenen Wedel auf und beruhigte Paytons angespannte Nerven.
    Direkt vor ihm lag ein Wasserbecken. Ein Kessel aus seidenglatten Felsen, jadegrün funkend durch Moos und Blätter, auf denen Wassertropfen wie Scherben aus Licht Halt fanden, wenn der Sturzbach von der steilen Felsnase herabrauschte.
    Payton erinnerte sich daran, dass in der Zeit, aus der er kam, Busse voll Touristen ganz in der Nähe anhielten, um dann wahre Ströme an Menschen wie zufällig diesen magischen Ort entdecken zu lassen. Der Preis der Zivilisation. Doch heute gab es hier nichts und niemanden, außer ihn und die Frau, die ihn zur Verzweiflung trieb.
    Mit Mühe versuchte er, seine Wut zu beherrschen und das zu tun, was nötig war.
    Er stellte sie auf die Füße und sah ihr ins Gesicht. Blut klebte in ihren Haaren, und ein dicker Bluterguss färbte ihr Jochbein dunkel. Sie zitterte und biss sich ängstlich auf die Lippen.
    Payton strich ihr vorsichtig über die Wange. Er war so zwiegespalten in seinen Gefühlen. Er wollte gerne der Mann sein, der ihr Trost spendete, aber zu viel stand zwischen ihnen.
    „Payton, bitte. Sag doch was!“, flehte Sam und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich muss dir das erklären.“
    Sie fasste nach seiner Hand, aber er entwand sich ihr.
    „Nicht jetzt, Sam!“
    „Doch jetzt! Payton, bitte! Du musst mir zuhören! Ich wollte nicht …“
    „Ich will jetzt nicht mit dir reden!“, fuhr er sie an und packte sie an den Oberarmen. „Geh dich einfach waschen!“
    Er zwang sich, seinen Griff zu lösen und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Er wünschte, ein Fluch würde ihm jedes Gefühl nehmen, denn seine Emotionen waren dabei, ihn zu erdrücken. Und Sam machte es ihm noch schwerer. Mit ihren großen, tränennassen Augen und ihrem Hilfe suchenden Blick.
    „Warum?“, schrie sie und folgte ihm, als er ihr den Rücken zuwandte. „Warum bist du so böse auf mich? Warum können wir nicht reden?“
    Seine Wut gewann die Oberhand, und er drückte sie gegen einen Baumstamm. Hielt ihr die Hände über den Kopf und presste sie mit seinem Körper gegen die raue Rinde. Sein Gesicht nur wenige Millimeter von ihrem entfernt, roch er bei jedem Atemzug das Blut an ihr.
    „Weil ich es nicht ertrage, dich so zu sehen!“, knurrte er wütend. „Weil ich vor mir sehe, wie dich diese Kerle einer nach dem anderen vergewaltigen! Weil ich dein Blut sehe, wenn ich auf dein zerschlissenes Kleid blicke – und nicht Ians.“
    Payton zitterte, und er merkte, wie laut er geworden war, aber er konnte nicht anders. „Herrgott, Sam! Weißt du eigentlich, was du mir antust? Ich will dir diesen Lumpen vom Körper reißen und gleich hier mit dir schlafen, damit ich mir nicht länger vorstellen muss, diese Kerle täten es!“
    „Payton …“
    „Nein, Sam! Du verstehst das nicht! Ich frage mich, warum du mich verlassen hast, warum du ohne ein Wort gegangen bist. Bereust du, mich damals gerettet zu haben? Ich zweifle, ob du mich überhaupt noch liebst! Und obwohl mich diese Fragen zerreißen, Sam, will ich nur eines – und das macht mir Angst! Ich will mit dir schlafen, um mir zu zeigen, dass du mir gehörst! Mir! Nicht diesen Kerlen und nicht dem Payton, der ich längst nicht mehr bin!“
    Resigniert und verzweifelt gab er sie frei und trat einen Schritt zurück. Sam rieb sich die Handgelenke, und Payton verachtete sich dafür, ihr wehgetan zu haben. Er wandte sich ab, aber Sam hielt ihn fest.
    „Ich liebe dich, Payton“, flüsterte sie und trat ihm in den Weg. Ihr Haar verdeckte den Bluterguss, aber sie wischte es sich hinters Ohr, damit ihm nichts verborgen blieb. „Lass mich vergessen, was heute war.“ Sie schob sich das aufgerissene Kleid bis auf die Hüften hinunter, löste den Gürtel, sodass es leise zu Boden sank.
    Payton atmete erschrocken ein.
    Dunkle Blutergüsse an Sams Brust, ihren Armen und ihren Schenkeln. Ians Handabdrücke – so brutal nachgezeichnet, dort, wo es

Weitere Kostenlose Bücher