Das Vermaechtnis
dass ich dich bei mir im Zimmer mit unterbringe – wegen deines Rufs“, erzählte er lachend, und Sean hob amüsiert die Augenbrauen.
„Und dann? Du hast sie doch umgestimmt, Payton, oder? Ich sag dir eines, ich bleib hier keinen Moment mehr allein. Ich scheine das Unglück nämlich regelrecht anzuziehen“, beschwor ich ihn, aber er beruhigte mich und zwinkerte.
„Klar, dann habe ich ihr von den Farnwedeln in deiner Frisur erzählt, und wie sie dorthin kamen, und dann …“
„Payton!“, rief ich ungläubig, und Sean lachte laut, als der Versuch, meinen lieben Verlobten zu schlagen, misslang.
Payton fasste meine Hände und verhinderte so weitere Attacken. Dann küsste er mich auf die Nasenspitze.
„Ich habe ihr gesagt, dass wir noch heute Abend heiraten werden – das hat sie umgestimmt.“
„Noch heute?“ Ich war geschockt, denn, auch wenn Eitelkeit nicht meine Hauptcharaktereigenschaft war, so hatte ich doch keine Lust auf eine Drive In-Blitzhochzeit. Ich stank nach Pferd, und mein Kleid war staubig von der Reise.
„Ich will keinen Tag länger warten, Sam. Es wird wundervoll werden, vertrau mir“, flüsterte Payton in mein Ohr und besiegelte sein Versprechen mit einem Kuss. „Und nun komm, Nanny MacMillan bereitet dir gerade ein schönes Bad.“
Payton griff meine Hand, um mich zu begleiten, aber ich brauchte erst eine Antwort.
„Sean?“, fragte ich, und der Schotte, der hinter mir stand, fluchte.
„Ich werd’s mir überlegen, aye?“
Sein Blick verhieß nichts Gutes, aber mehr Entgegenkommen konnte ich wohl im Moment nicht erwarten.
„Was will er sich überlegen?“, hakte Payton nach, während er mich auf den Wohnturm zuführte. Ich tat seine Frage mit einer Handbewegung ab.
„Nichts Wichtiges. Aber sollte ich nicht zuerst deinen Vater begrüßen, ehe ich bade? Wäre das nicht höflicher?“
Payton lachte und schüttelte den Kopf.
„Lass mal, er ist gerade damit beschäftigt, den Vikar mit sanfter Gewalt dazu zu bringen, unsere Trauung zu vollziehen. Denn da du dessen Pferd entwendet hast, ist der Gottesmann nicht sehr gut auf dich zu sprechen.“
„Scheiße, wie peinlich! Ich muss ihm das unbedingt erklären!“, rief ich. Was mochte der Mann von mir denken?
„Schon gut, Sam. Ich habe ihm das Pferd längst abgekauft, aber je länger er jammert, umso mehr wird ihm Fingal für die Zeremonie zukommen lassen. Jammern ist gut fürs Geschäft …“
Payton führte mich durch die Halle, und wir stiegen die Stufen in den Wohnbereich hinauf. Ich kam mir komisch vor, mit ihm hier entlangzugehen. Als wir die Tür zu seinem Gemach erreichten, zögerte ich, aber er zog mich mit sich in den behaglichen Raum. Das Gefühl, Payton mit seinem alten Ich betrogen zu haben, ließ sich in diesem Zimmer irgendwie nicht abschütteln, und ich knetete mir nervös die Hände.
Sollte ich mich erklären?
„Payton, ich …“
Er kam auf mich zu und legte mir seinen Finger auf die Lippen.
„Sam, was ich gesagt habe, ist die Wahrheit. Ich bin im Reinen mit mir selbst. Dass du mich liebst, als der Mann, der ich bin – und der Mann, der ich einst war, lässt mich hoffen, dass du auch in vielen Jahren noch den Mann lieben wirst, der ich dann vielleicht sein werde.“
Er ging zu der großen Kupferwanne, die in der Raummitte stand, und fühlte die Temperatur, ehe er zu mir zurückkehrte und begann, die Häkchen an meinem Kleid zu öffnen.
„Ich erinnere mich sehr genau daran, Lassie , wie sehr ich dich damals wollte – und ich bereue nicht, was wir getan haben.“
Payton diesen Kosenamen für Mädchen sagen zu hören, bereitete mir eine Gänsehaut. Nie hatte er mich so genannt. Es war eine Erinnerung an den alten Payton, und, indem er mich so nannte, verschmolzen sie zu der einen Person, die sie ja auch waren.
Er schob mir das Kleid von der Schulter und zwinkerte.
„Ich wäre ja dumm gewesen, mir das entgehen zu lassen.“ Damit schloss er mich in seine Arme und küsste mich, bis mir die Sinne schwanden.
„Payton!“, keuchte ich atemlos. „Was, wenn jemand hereinkommt?“
Er hob mich in die Wanne und trat zurück. Sein Lächeln machte mich schwindelig, und ich ließ mich schnell ins Wasser gleiten.
„Dann …“, er zwinkerte mir zu, „… ist dein Ruf wohl ruiniert, und dir wird nichts anderes übrig bleiben, als mich wirklich zu heiraten!“
„Ach so ist das! Du sicherst dich also nur ab, ja?“
„Du bist unberechenbar, mo luaidh. Wer weiß schon, was geschieht? Bis heute Abend
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