Das Vermaechtnis
Satinschuhe unter den ausladenden Rock, als es an der Tür klopfte. Nanny MacMillan fuhr auf.
„Herrje, Mädel, bist du soweit? Na, es wird schon passen. Ich muss mich noch um anderes kümmern“, rief sie und eilte durch den Raum, um ihre sieben Sachen einzusammeln.
Ehe sie die Tür öffnete, kam sie schnell noch einmal her und küsste mich auf die Wange.
„Es ist ein großer Tag für uns alle, Mädel. Ein Tag, den wir auf Burragh sicher nie vergessen werden.“
Als sich die Tür hinter Fingal schloss, kam ich mir mit einem Mal sehr klein vor. Der weißhaarige Mann, ein Krieger und geborener Anführer, schien mit seiner Autorität den ganzen Raum einzunehmen, obwohl er nichts tat, als mich anzusehen. Er trug sein Festgewand, und am breiten Lederriemen über seiner Brust prangte eine große goldene Schnalle mit dem Wappen des Clans. Sein Tartan trug die Farben der McLeans zur Schau, und die silbernen Ketten, die seinen Sporran hielten, waren auf Hochglanz poliert.
Sein Blick glitt langsam über meine Erscheinung, ehe er zufrieden nickte.
„ Lassie , du machst einen alten gefühlsduseligen Narren aus mir“, gestand er und kam auf mich zu. Er legte seine Hand an meine Wange und sah mir in die Augen. Dass in seinen Tränen schwammen, schien ihm nicht peinlich zu sein.
„Du weißt nicht, wie sehr ich mir wünsche, dies wäre schon vor einem Jahr geschehen. Es war mein größter Wunsch, Frieden zu schaffen, und ich dachte, du und Blair …“
Ich erinnerte mich nur zu gut an Fingals Idee, mich mit seinem ältesten Sohn zu verheiraten, und musste grinsen, als er jetzt darüber selbst den Kopf schüttelte.
„… wie es scheint, Lassie , war ich auch schon damals ein Narr. Und blind. Ein guter Laird und Vater hätte erkannt, dass Payton in dich verliebt war, aber ich …“
„Mylord, bitte“, unterbrach ich ihn. „lasst uns nicht länger zurückblicken, sondern endlich beginnen, das Leben zu leben, das uns noch bleibt.“
Er nickte und lächelte mich an.
„Aye, Lassie , das sollten wir tun, aber, ehe wir hinuntergehen und meinen Sohn … nun, zumindest den Teil von ihm, der heute hier ist, glücklich machen, will ich dir etwas versprechen.“
Als er zum Tisch ging und uns beiden Wein eingoss, entging mir nicht, wie wehmütig ihn der Gedanke an seinen Sohn machte, der Burragh vor Tagen verlassen hatte. Lächelnd reichte er mir den Kelch, und ich nahm einen Schluck. Er war stark und stieg mir sogleich zu Kopf.
Himmel, wenn ich zur Trauung noch bei klarem Verstand sein wollte, musste ich aufpassen.
„Samantha Cameron, nicht nur die Liebe meines Sohnes sei dir gewiss, sondern auch die meine. Dieses Ehebündnis wird nicht nur mir Frieden und Hoffnung bringen, sondern allen McLeans ein Zeichen sein, dass am Ende die Liebe über den Hass siegt. Dank dir kann ich an diesem Tag meinen Söhnen Liebe schenken, und sie können dieses Gefühl erwidern. Wir können einander vergeben und mit dir und Payton das Glück feiern. Mein Clan, mein Erbe und mein Sohn – dies alles will ich dir zum Geschenk und dich durch mein Wort zu meiner Tochter machen.“
Er reichte mir den Wein und sah mich erwartungsvoll an.
Mit Tränen in den Augen leerte ich den Kelch.
Als ich den Becher absetzte, drehte sich die Welt und mir war heiß. Fingal beugte sich vor, und küsste mich mit der Liebe eines Vaters auf die Wangen.
„Bereit?“, fragte er und öffnete mir die Tür.
Payton war furchtbar aufgeregt, aber in der bereits hereingebrochenen Dunkelheit fiel niemandem auf, wie er sich nervös durch seine kurzen Haare fuhr. Er hoffte, Samantha würde gefallen, was er in der Kürze der Zeit zuwege gebracht hatte.
Kerzen säumten den Weg von der Burg zu den hinteren Obstwiesen, und die in den Baumkronen aufgehängten Laternen schufen eine festliche Atmosphäre. Zwei Bänke, die sonst dazu einluden, unter den Bäumen zu rasten, waren für die intime Zeremonie herangeschafft worden. Um keine unnötigen Fragen aufzuwerfen, würden nur Sean, Fingal, Nanny MacMillan und Fingals Schwester Kendra, die ohnehin von dem Fluch wussten, der Trauung beiwohnen. Blütenblätter am Boden würden Sam den Weg bereiten und verströmten ihren lieblichen Duft in der Abendluft, sodass sogar der Vikar seine mürrische Mine abgelegt hatte.
„Es kommt mir merkwürdig vor …“, flüsterte Sean, der neben ihm stand, „… dass du eigentlich deine eigene Hochzeit verpasst.“
Payton wusste, an wen Sean dachte.
„Ja, das ist es“, stimmte Payton
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