Das Vermaechtnis
kann noch viel passieren, so, wie ich dich kenne.“
Damit warf er mir eine Kusshand zu und überließ mich meinem Bad, um sich um die Vorbereitungen zu kümmern.
Auld a´chruinn. Payton ließ seinen Blick über die windschiefe Kate inmitten der Ginsterbüsche schweifen. Nur wenige Meter weiter stand der schroff behauene Stein seines Schicksals im Gras. Langsam trat er näher.
Seit dem Tag vor nunmehr fast einem Jahr war er nicht mehr hier gewesen. Damals hatte er Samantha durch den Gedenkstein des Druiden zurück in eine Zeit gehen lassen, in der sie versuchen wollte, sein Leben dort zu retten.
Er ließ seine Hand über den rauen Stein gleiten und versuchte, einen Hauch von Sam zu fühlen. Aber es war wie immer – er fühlte nichts. Anders als sonst war er nicht enttäuscht, sondern akzeptierte es als sein Los.
Er würde wieder fühlen können – irgendwann.
Das war ihm nun, wo er seine Wahl getroffen hatte, sicher.
Beathas hatte ihn aus dem Wasser gefischt und ihm glücklich einen Kuss auf die Wange gegeben.
„Der Rat hatte recht. Du bist ein Mann, dessen Liebe sogar noch mächtiger ist als jede unserer Kräfte. Seit Anbeginn der Zeit ist die Liebe das stärkste Element, aber nur wenige Menschen erkennen sie, wenn sie ihr begegnen.“
Sie ruderten zurück auf die Insel, die Gerippe der Dreibeine ließen sie wie besiegte Feinde hinter sich.
Payton, erschöpft und so überwältigt von dem, was er erlebt hatte, war kaum in der Lage, den Worten der alten Frau zu folgen.
„Vanora hat Briefe hinterlassen, in denen sie ihre Visionen niederschrieb. Ich weiß, du wirst in vielen Jahren zu mir zurückkehren – dann, wenn du bereit bist, die Macht deiner Liebe dein Leben lenken zu lassen.“
Payton hörte kaum zu. Er fühlte die Erinnerungen all dieser Momente, die ihm die Hexen offenbart hatten, und konnte kaum erwarten, dass die Zeit verging.
„Vanoras Fluch hat nur deshalb eine so starke Kraft entwickelt, weil sie ebenfalls aus Liebe gehandelt hat. Sie schreibt, sie habe ihrer Tochter ein Geschenk gemacht.“
Beathas hatte den Kopf über den Irrglauben ihrer Fair-Schwester geschüttelt und ihn gefragt: „Ohne Schmerzen zu leben, kann nur Schmerz bringen, oder was meinst du, Payton?“
Aber auch jetzt, wo er Fair Isle hinter sich gelassen hatte und auf dem Friedhof stand, verstand er nicht recht, wer die Tochter Vanoras war oder was sie mit all dem zu tun hatte. Er hätte vielleicht besser zuhören sollen. Aber eigentlich war es auch nicht mehr wichtig. Alles, was zählte, war, dass er den Fluch als seine Buße angenommen hatte und nun hoffte, Sam irgendwann wieder nahe zu sein. Darum war er hier.
Konnte dieser Stein ihm bei seinem Wunsch helfen?
Der Stein der fünf Schwestern, der ihm Samantha genommen hatte. Payton war kurz versucht, ihn umzustoßen, ihn vielleicht zu zerstören … aber dann besann er sich darauf, dass jener verhexte Stein Samantha erst in sein Leben geführt hatte.
Würde er sie heute wieder gehen lassen, wenn er noch einmal die Wahl hätte?
Er wusste, vor einem Jahr hatte er keine Wahl gehabt. Der Fluch hatte seine verheerende Faust schon um ihn geschlossen, ihn seiner Gefühle beraubt. Seine Liebe zu Sam war nicht mehr als der sanfte Kuss einer Erinnerung, die er kaum zu fassen bekam. Die Schmerzen in ihrer Nähe waren am Ende unerträglich gewesen, aber der Moment, als sie gegangen war …
Payton schüttelte die Erinnerung ab.
Samantha gehen zu lassen, war das Schwerste, was er je getan hatte. Niemals wieder würde er dazu die Kraft aufbringen können. Er hob sein Gesicht in den Wind und ließ den Atem der Berge durch sein Haar wehen. Irgendwann in ferner Zukunft würde auch er dabei wieder Glück empfinden.
Langsam wandte er sich um, schritt den gleichen Weg zurück, den er damals im dunkelsten Moment seines Lebens genommen hatte. Doch nun wusste er, was vor ihm lag.
Payton war bereit, nach Hause zurückzukehren.
Das warme Wasser war eine Wohltat für meine bleiernen Knochen. Der lange Ritt, die nur langsam verblassenden Prellungen und die Aufregung der letzten Tage hatten mich ausgezehrt.
Scheiße, wenn ich ehrlich war, wünschte ich, in einen hundertjährigen Schlaf zu fallen. Danach könnte ich unter Umständen ausgeruht genug sein, um meine Hochzeit angemessen zu feiern.
Ich schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen den kupfernen Wannenrand.
Herrlich! Mein Haar duftete nach dem Rosenöl, welches dem Wasser zugegeben worden war, und meine Haut fühlte
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