Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Titel: Das Vermaechtnis der Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
Vom Netzwerk:
Gespräche vertrieben ihm bei der Arbeit die Zeit. Ein Teil von ihm stand fortwährend mit dem Drachen in Verbindung. Meist ignorierte er die geistige Gegenwart seines Schützlings, aber er vergaß sie nie völlig. Wenn er mit anderen Menschen redete, lenkte sie ihn ab, wie eine Fliege, die an seinem Ohr herumsurrte.
    Während der Drache heranwuchs, verwandelten sich sein Quieken und Fiepen allmählich in tiefes Brüllen, und aus dem Summen wurde ein scharfes Fauchen. Allerdings spie er kein Feuer, was Eragon beunruhigte. Wenn er aufgeregt war, stieß der Drache manchmal Rauchwolken aus, aber eine Flamme hatte Eragon noch nie gesehen.
    Als der Monat zu Ende ging, reichten ihm die Schultern des Drachen bis zu den Ellbogen. In dieser kurzen Zeitspanne war aus dem kleinen, schutzlosen Drachenbaby ein mächtiges Tier geworden. Seine harten Schuppen waren so widerstandsfähig wie ein Brustpanzer, seine spitzen Zähne glichen Dolchen.
    Abends unternahm Eragon lange Spaziergänge mit dem Drachen und die beiden trotteten einmütig nebeneinander her. Wenn sie auf eine Lichtung gelangten, setzte er sich an einen Baumstamm und sah zu, wie der Drache durch die Lüfte sauste. Er schaute ihm  gern beim Fliegen zu und bedauerte, dass das Tier noch nicht groß genug war, um geritten zu werden. Oft saßen sie nebeneinander und Eragon strich über den Hals des Drachen; dann spürten seine Hände jede einzelne Sehne und jeden Muskelstrang.
    Trotz aller Bemühungen fanden sich im Wald um den Bauernhof bald zahlreiche Hinweise auf die Anwesenheit des Drachen. Es war unmöglich für Eragon, alle Vier-Krallen-Fußspuren im Schnee zu verwischen, und er unternahm nicht einmal den Versuch, die gewaltigen Dunghaufen zu vergraben, die inzwischen überall herumlagen. Der Drache hatte sich an Bäumen gerieben und dabei die Rinde abgerissen, hatte seine Krallen an toten Stämmen geschärft und tiefe Furchen hinterlassen. Wenn Garrow oder Roran sich einmal zu weit hinter die Grenzen des Hofes begäben, würden sie unweigerlich auf den Drachen stoßen. Eragon konnte sich keine schlimmere Art vorstellen, wie die Wahrheit herauskommen konnte, daher beschloss er, dem zuvorzukommen, indem er ihnen alles erzählte.
    Vorher jedoch wollte er noch zwei Dinge tun: seinem Gefährten einen passenden Namen geben und mehr über Drachen im Allgemeinen herausfinden. Für Letzteres musste er mit Brom reden, dem Meister der Sagen und Legenden - diese Geschichten waren der einzige Ort, an dem das uralte Wissen über Drachen überlebt hatte.
    Also bot Eragon sich an, Roran zu begleiten, als dieser nach Carvahall musste, um einen Meißel reparieren zu lassen.
     Am Abend vor ihrem Aufbruch ging Eragon zu einer kleinen Lichtung im Wald und rief im Geiste den Drachen herbei. Kurz darauf sah er einen sich schnell bewegenden Punkt am trüben Himmel. Der Drache schoss auf ihn zu, bremste mit aufgerichtetem Körper scharf ab und fing sich über den Bäumen. Eragon hörte, wie die Luft mit einem tiefen Pfeifton die Flügel entlangrauschte. Dann neigte sich der Drache leicht nach links und schwebte in weiten Kreisen zur Erde nieder. Er schlug noch ein paarmal mit den Flügeln, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und landete schließlich mit einem dumpfen Plumps am Boden.
    Eragon öffnete seine geistigen Kanäle, was ihm noch immer ungewohnt und sonderbar vorkam, und erklärte, dass er nach Carvahall gehen würde. Der Drache schnaubte nervös. Eragon versuchte, ihm ein beschwichtigendes Bild zu übermitteln, aber der Drache peitschte nur mit dem Schwanz. Eragon legte ihm eine Hand auf die Schulter und versuchte, Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen. Die Schuppen bebten unter seinen Fingern, während er ihn zärtlich streichelte.
    Ein einzelnes Wort hallte in seinem Kopf, tief und deutlich.
    Eragon.
    Es klang ernst und feierlich, so als würde ein unauflöslicher Pakt geschlossen. Er starrte den Drachen an und ein kühles Prickeln durchströmte seinen Arm.
    Eragon.
    Sein Bauch zog sich zu einem harten Klumpen zusammen, während die unergründlichen saphirblauen Augen seinen Blick erwiderten. Zum ersten Mal empfand er den Drachen nicht als Tier. Er war etwas anderes, etwas - Unbeschreibliches. Da rannte er fluchtartig nach Hause, als müsse er die Verbindung mit Gewalt abschütteln. Mein Drache.
    Eragon.
     

TEESTUNDE
    Roran und Eragon trennten sich am Ortsrand von Carvahall. Eragon trottete gedankenversunken zu Broms Haus. Vor der Türschwelle blieb er stehen und hob die

Weitere Kostenlose Bücher