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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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Schwefel ausdünstende Ekelmasse zu ihren Füßen. Wolf und Arthur beobachteten zwischen Furcht und Hoffnung, wie sich eine Funkenkaskade über den Schleimpilz ergoss und eine Unzahl von Löchern in den schmierigen Glibberleib brannte, die sich inwendig zischend fortfraßen, bis nur noch eine dünne pergamentene Schicht übrig war.
    Es knisterte leise, als Arthur seine Füße hob. »Puh, verflixt gut reagiert!«, stöhnte er.
    »Oh ja, sehr gut imaginiert!«, meldete sich auch Wolf, während er seine Pfoten erleichtert mit der Zunge säuberte.
    Josie streifte ihre Sneakers angewidert an einem grauen Büschel Moos ab, wobei sie an etwas Hartes, Hohlklingendes stieß. Neugierig scharrte sie mit den Schuhspitzen danach und bückte sich, um das Fundstück aufzuheben. Mit einem erstickten Schrei ließ sie es sofort wieder fallen.
    Arthur folgte ihrem entsetzten Blick auf den grauen Waldboden und schüttelte ungläubig den Kopf. »Du lieber Himmel! – Ein Totenschädel!« Seine Augen schweiften nach oben. Im Dornengebüsch hingen, in den ausgeblichenen Fetzen eines nicht mehr definierbaren Kleidungsstückes, die kopflosen Überreste des Körpers, dessen Schädel Josie soeben freigelegt hatte.
    Josie schlotterte am ganzen Leib. »Da!« Ihre flatternde Hand deutete auf einige graue Knochen, die nur wenig weiter im Gestrüpp lagen. »Dieser Wald hat etwas Bösartiges, etwas Mörderisches«, flüsterte sie.
    »Dein Gefühl trügt dich nicht«, bemerkte Wolf verdrossen. »Ombragon ist mehr als nur ein dunkler Wald. Ombragon ist ein dämonischer, gefräßiger Organismus. Seine unermessliche Fresslust gilt allem, was Leben in sich trägt. Allein die Schatten speit er aus. Dennoch – Ombragon ist unvermeidlicher Teil unseres Wegs.«
    Arthur griff trotzig nach seinem Schwert. »Von ein paar Büschen und Bäumen lassen wir uns bestimmt nicht aufhalten.« Kaum hielt er die kleine Waffe in der Hand, fiel er wieder ins gereimte Wort. »Das Schwert wird hiermit zur Machete, und …«, er stockte. »Trompete, Knete …«
    »Rakete – vielleicht«, half ihm Josie zögernd weiter.
    Arthur warf ihr einen dankbaren Blick zu. »Das Schwert wird hiermit zur Machete, haut alles durch wie ’ne Rakete!«
    Josie wartete zweifelnd. Würde ein derart holpriger Spruch die Magie des Schwerts entfalten können? Doch nur einen Atemzug später begann der herzförmige Knauf zu glühen. Dann streckte sich das Schwert, verwandelte sich aber diesmal zu einem beeindruckenden Buschmesser. Arthur versetzte der streitbaren Dickichtwand einen wütenden Schlag. Schauriges Knacken, wie das Brechen von Knochen, ertönte. Für einen Augenblick tat sich eine Schneise auf, die aber unverzüglich gespenstisch knisternd wieder zuwucherte.
    Doch noch ehe Arthur einen zweiten Schlag setzen konnte, hatten sie es mit einem ganz anderen, gänzlich unerwarteten Feind zu tun. Wie aus dem Nichts senkte sich ein schwarzer Schwarm geflügelter Wesen auf sie, deren Größe und aggressives Surren Josie fatal an Bremsen erinnerte. Stumm vor Entsetzen kauerte sie sich zusammen und presste die Hände vors Gesicht. Arthur hingegen ließ einen angriffslustigen Schrei los. Das lange Messer nach oben gerichtet, trat er ihnen entgegen. Mit unglaublicher Leichtigkeit, fast wie von selbst, tanzte die schwere Waffe in wirbelnden Kreisen über seinem Kopf. Die Klinge glühte. Ein Staccato scharfer Zischlaute ertönte, so, als prasselten Tropfen auf eine heiße Herdplatte. Brenzliger Geruch verpestete die Luft. Wie schwarze Hagelkörner stürzten die Angreifer zu Boden. Die wenigen, die der Klinge hatten ausweichen können, ergriffen die Flucht.
    »Widerwärtiges Gesindel, diese Schwarzelfen«, kommentierte Wolf die Begegnung und schüttelte die letzten Kadaver aus dem Fell. »Man fragt sich, welch kranke Fantasie derartige Kreaturen ersinnt.«
    Arthur blickte düster auf die Hecke, die sich wieder zu einer dornigen Gefängnismauer verschlossen hatte. »Mir reicht’s jetzt! Diese Bestie von einem Wald kann jetzt was erleben!« Er holte aus und schlug die Machete erneut ins Geäst. Wieder ertönte unheimliches Knacken und wieder klaffte eine Lücke, in der sich die durchtrennten Zweige wie verletzte Schlangen wanden. Doch diesmal setzte Arthur seine Hiebe in so rascher Folge, dass die Dornenhecke ihren Widerstand aufgeben musste.
    Das lange Buschmesser wie eine Standarte vor sich hertragend und wachsam nach allen Seiten spähend, übernahm Arthur die Führung der kleinen Gruppe und

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