Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
Vom Netzwerk:
Landschaft. Die Häuser eines kleinen Dorfs kauerten wie verängstigte graue Mäuse an seinem öden Ufer. Darüber thronte ein Felsmassiv, aus dessen grauem Stein eine Trutzburg wuchs. Kalt und bedrohlich. Türme, Wehrmauer und Zinnen standen gegen den trüben Himmel, über den ein eiskalter Wind dunkle Wolken trieb. Josie klapperte mit den Zähnen. Jetzt, da der Wald die frostige Luft nicht mehr abhielt, durchbohrte sie die Kälte wie Nadelstiche.
    Wolf starrte finster in die Ferne. »Arcatrox, die Burg Dykerons.«
    Arthur rieb sich die Arme. »Nicht gerade einladend hier, eisig und finster.«
    »Was hast du erwartet«, erwiderte Wolf. »Wo nie die Sonne scheint, herrscht ewiger Frost. Auch bei Tag liegt Dorchadon im Dämmergrau, richtig hell wird es hier nie.«
    »Ob Amy und Edna da oben gefangen sind?«, fragte Josie leise.
    Arthurs Lippen waren blau vor Kälte, seine Stimme vibrierte. »Das werden wir herausfinden. Wolf wird uns mit seinen Flügeln hinüberbringen.«
    »Das halte ich für keine gute Idee«, hielt Wolf dagegen. »Die Pfeile der Wachposten würden uns durchbohren, ehe wir auch nur an Landung denken können. Wir werden die Brücke nehmen müssen.«
    »Die da drüben?« Josies bebender Finger wies ins Tal, wo ein schmaler hölzerner übergang das Dorf mit der Burgseite verband.
    »Nun«, erwiderte Wolf, »es ist die einzige weit und breit. Doch ehe wir uns auf den Weg machen, solltet ihr euch wärmer kleiden. In diesem Punkt hat die Gestalt des Hundes der menschlichen etwas voraus. Selbst ein Zottelfell wie meines hält schön warm.«
    Josie steckte den Fingerhut auf den Mittelfinger, schloss die Augen, und stand kurz darauf in einer gefütterten roten Jacke da. Sie sah an sich herab. »Süß. Oder?«
    Die buschigen Augenbrauen ihres vierbeinigen Beraters hoben sich. »Süß oder sauer. Schepselbraten ist hierzulande ein wahrer Leckerbissen. In dieser auffälligen Verpackung bist du leichte Beute für einen hungrigen Dämonen.«
    »Dämonen?« Josie wurde blass.
    »Dämonen, Werwölfe, Vampire, Hexen … was du willst«, erwiderte Wolf ungeduldig. »Hier versammelt sich alles Gesindel der Anderwelt.« Er sah sie grübelnd an. »Es muss eine Gewandung sein, die der Mode hier entspricht und Kälte abhält. Wenn ich einen Vorschlag machen darf – wählt einen Umhang. Und nehmt eine dunkle Farbe!«
    Seinem Rat folgend, schloss Josie erneut die Augen. Wolf warf einen zufriedenen Blick auf das braune, fast bodenlange pelzgefütterte Cape, das Josie einen Moment später einhüllte. »Ausgezeichnet!«
    Arthur streckte die Hand aus. »Sieht warm aus.«
    »Ist es auch!« Josie reichte ihm den Fingerhut.
    Keine Sekunde später trug Arthur einen ganz ähnlichen Umhang. Er gab Josie den Fingerhut zurück und zog die weite Kapuze über den Kopf.

 
    Der Weg führte sie von der Hochebene Ombragons hinunter ins Tal. Es hatte angefangen zu schneien, eisige bläuliche Schneeflocken, die auf der Haut brannten wie die Funken einer Wunderkerze. Josie zog die Kapuze tiefer. Der scharfkantige Schotter unter ihren Füßen machte das Gehen zur Qual. Wolfs Pfoten bluteten, noch ehe sie die Talsohle erreicht hatten. Josies besorgte Frage, ob sie nicht besser eine Rast einlegen sollten, wischte er mit einem unwilligen Knurren beiseite, während er noch an Tempo zulegte. Josie konnte es ihm nachfühlen. Jeder von ihnen wollte das Abenteuer so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    Dann erreichten sie das Dorf. Es war dunkler geworden, hatte aber aufgehört zu schneien, doch noch immer drangsalierte sie Eiseskälte. Josie mummelte sich noch fester in das Cape. Ein frostiger Wind jagte durch die Gassen, als sie das zerrissene Pflaster betraten. Unter dem Schutz der Kapuze wagte Josie einige Blicke. Wie grau und trostlos es hier war! Verfallene Häuser mit verrotteten Strohdächern drückten sich aneinander, Wand an Wand, Dach an Dach, als wollten sie sich gegenseitig stützen. Kein warmes Licht flackerte aus den blinden Fenstern, kein Schornstein rauchte. Wem konnte ein Dorf wie dieses Heimat sein?
    Unerwartet wurde eine Tür aufgestoßen. Eilig drückten sich die Gefährten in eine dunkle Ecke. Ein unwirtlich blauer Schein spiegelte sich auf dem nassglänzenden Pflaster und schrilles Johlen schnitt sich in ihre Ohren.
    Bloody Stream, las Josie auf einem Schild. Sie erinnerte sich an den Pub in Galbridge. Wie heimelig war die Gaststätte mit dem Gruselnamen Blutstrom in der realen Welt gegen diese hier! Drei obskure

Weitere Kostenlose Bücher