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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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zu, und ließ seinen unfreiwilligen Führer los.
    Wie ein schwarzer Blitz sauste der Minivampir an Josie und Wolf vorbei zurück in die Höhle.
    Josie sah ihm kopfschüttelnd nach. »Meine Beine sehen zwar aus wie perforiert, aber ohne das kleine Biest hätten wir aus diesem Labyrinth von Gängen niemals herausgefunden.«
    Doch ihre Erleichterung verpuffte mit dem ersten Blick aus dem Höhlenausgang. Wieder öffnete sich vor ihnen ein Wald. Hatte ihr der nächtliche Forst um den Steinkreis schon Unbehagen bereitet, schien dieser hier ein zum Leben erwachter Albtraum zu sein. Aus einer grauen Bastion von Dickicht erhoben sich gigantische Bäume wie kampfbereite schwarze Riesen.
    »Ombragon, der schwarze Wald der Schatten«, vernahmen sie Wolf.
    »Ombragon«, wiederholte Josie leise. Schon das Wort klang ihr düster und Unheil kündend.
    Arthur sprang vom Felsen auf den Waldboden und blickte sorgenvoll nach oben. Was das dichte farblose Laub an dumpfem Licht durchließ, hing wie aschfahler Rauch über ihnen, als hätte der Himmel über Ombragon noch nie einen Sonnenstrahl gesehen. »Wir sollten trotzdem versuchen, die Batterie zu schonen. Ich fürchte, wir werden die Taschenlampe noch brauchen.« Damit knipste Arthur das Licht wieder aus. Er schob das Kinn vor und lächelte Josie aufmunternd zu. »Komm! Die Augen gewöhnen sich schon an die Dunkelheit! Lasst uns gehen!«
    Josie bewunderte seinen Tatendrang. Nach dem gerade überstandenen Höhlenabenteuer verlockte es sie nicht im Geringsten, den Wald der Schatten zu durchqueren. Noch dazu im Dusteren. Bedrückt folgte sie Arthur, hielt aber schon nach wenigen Schritten wieder an. »In welcher Richtung liegt das Niemalsmeer überhaupt?«
    Arthur, der schon vorausgegangen war, blieb ebenfalls stehen. Er drehte sich zu ihr um und zuckte mit den Achseln. »Gute Frage!«
    »Seid unbesorgt!«, antwortete Wolf. »Der Weg wird sich weisen, wenn ihr euren Herzen folgt.«
    Josie rollte mit den Augen. Wie oft hatte sie das nun schon gehört. Wolf bewegte den Kopf zu einer Art Nicken. »Nun, dann solltest du wissen, wie es gemeint ist. Folge deinem Herzen! Deiner Intuition, deiner Imagination, Fantasie, Vorstellungskraft – drücke es aus, wie du willst.«
    Tatsächlich gewöhnten sich ihre Augen allmählich an das schlechte Licht und Josie erkannte überall die giftige Vegetation von Buirios Abbey wieder. Es roch nach vermodertem Holz und süßlich nach Aas.
    Mächtige Eiben, von dichtem Dornengestrüpp unterwachsen, verschränkten ihre Äste zu einem feindseligen Bollwerk. Ihre Wurzeln krallten sich wie titanische Hände in den Untergrund, als wollten sie damit kundtun, dass sie dieses Stück Welt fest im Griff hatten. Dazwischen wucherten Pilze, einzeln und in Ringen. Die weiß gesprenkelten mussten Fliegenpilze sein. Doch war Josie überzeugt, dass alle anderen mindestens ebenso giftig waren.

 
    Umgefallene Bäume und hartnäckiges Dickicht versperrten ihnen den Weg. Josie schien, als hätte sich der Wald gegen sie verschworen, als rückten die Zweige zusammen, als verdichteten sich die Dornenhecken.
    Dann bemerkte sie plötzlich etwas unangenehm Kaltes an den Knöcheln. In der Annahme, in ein Wasserloch getreten zu sein, blickte sie nach unten und ließ einen Schrei los.
    »Bloody Hell!«, rief Arthur fast gleichzeitig. »Was ist denn das schon wieder?«
    Eine schleimige, graubraune Masse umwaberte ihre Beine. Josie versuchte, den Fuß zu heben, doch es gelang ihr nicht. Eine schäumende ekelbraune Pampe zog sie mit der Anziehung eines kolossalen Kaugummis nach unten. Sie blickte sich Hilfe suchend nach Wolf um, doch dem ging es nicht besser. Auch er steckte in dem unappetitlichen Glibber fest. »Ich fürchte, wir sind einem Schleimpilz auf den Leim gegangen. Schleimpilze haben die unerfreuliche Gewohnheit, ihre Beute bei lebendigem Leibe zu verdauen. Meine Pfoten kribbeln bereits unangenehm.«
    Josie und Arthur, die Schuhe trugen und die wabbelige Masse noch nicht auf der Haut spürten, tauschten einen entsetzten Blick aus. Wie vom Donner gerührt mussten sie zusehen, wie von allen Seiten weitere Schleimpilze über den Waldboden krochen, um sich zu einem immer größeren schlammartigen Wesen zu verbinden, das weder Kopf noch Glieder besaß.
    Josie war klar, jetzt hieß es, rasch zu handeln. Unwillkürlich fasste sie nach der Drachenfibel und stellte erleichtert fest, dass sich das Metall erwärmte. Mit pochender Stirnader richtete sie die Fibel auf die brodelnde,

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