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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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»Mag Dykeron, der Herr und Meister, mit dem Rest zufrieden sein.«
    Josie drehte sich der Magen um. Was für ein Monster war diese alte Hexe! Angst, heiß und glühend wie Lava brodelte in ihr hoch. Bianca hatte recht. Wenn die Bandraoi jetzt gleich entdeckte, dass aus ihrem Schmaus nichts wurde, konnten sie sich auf etwas gefasst machen.
    Aus der Wollmütze, die zu ihrer Verkleidung gehörte, sickerte kalter Schweiß und rann in kleinen Bächen über ihr Gesicht. Josie zwang sich zur Ruhe. Jetzt blieb ihr nur, dem Glücksdrachen zu vertrauen.
    Händereibend steuerte die Hexe auf den leeren Korb zu. Dann winkte sie ihre Helfer zu sich, die mit ihrer widerwärtigen Tätigkeit soeben fertig geworden waren. Mit müden, metallisch klackernden Schritten schlichen sie herbei, nach Luft ringend, als ständen sie kurz vor einem Herzinfarkt.
    »Schlaft mir nicht ein, ich mach euch Beine, sonst hängt ihr auch gleich an der Leine«, zischte die Bandraoi.
    Tweedledum verzog den schiefen Mund zu einem hündischen Lächeln. Er hüstelte unsicher und schlug die Augen nieder. »Herrin, dürfen wir es wagen, nach ein wenig Blut zu fragen? – Wenn es beliebt, daran zu denken, dass unsre Kräfte langsam schwinden …« Er hielt inne, worauf der andere in dem gleichen unterwürfigen Ton einhakte. »Es gilt, die Mützen neu zu tränken, dass wir uns wieder wohl befinden.«
    Die Hexe zog die dünnen Augenbrauen hoch und warf den beiden einen frostigen Blick zu.
    »Es gibt genug von eurer Brut, was geh’n mich eure Mützen an?« Sie hielt inne, um sich an den bekümmerten Gesichtern ihrer Knechte zu weiden. Dann lachte sie spitz und abstoßend. »Besorgt das Schrätleinschlachten gut! Bedient euch an dem Blut sodann.«
    Schwerfällig, doch bemüht, setzten sich die Rotmützen in Bewegung. Josie hielt den Atem an, als sie die Henkel packten und den Korb hochwuchteten. Ein Zucken raste durch ihre abgezehrten Körper, ein pfeifendes Stöhnen folgte, dann setzten sie den Korb wieder ab und öffneten ihn ahnungsvoll.
    Stumm vor Entsetzen starrten sie in die klaffende Leere.
    Die Bandraoi, die schon zur Tür gegangen war, wandte ungeduldig den Geierkopf zurück. »Was ist, was faulenzt ihr herum? Es gibt heut noch genug zu tun!«
    Die Rotmützen rührten sich nicht. Sie standen da wie festgewachsen, stumm und versteinert wie zwei hässliche Gartenzwerge. Nachdem sie keine Antwort bekam, drehte sich die Hexe auf dem Absatz um und steckte ihren ungestalten Kopf in den Korb. Schlagartig verzerrte sich ihre ohnehin schon düstere Miene zu einer bedrohlichen Grimasse. Trotz des schwachen blauen Lichts konnte Josie sehen, dass sich ihr gelbes Gesicht gefährlich rötete. Ihre Augen schienen Funken zu sprühen, als sie wutschnaubend die Fackel in eine Wandhalterung steckte, um die Hände freizubekommen. Dann packte sie die Rotmützen an ihren Schnäbeln und wuchtete sie mit einer Kraft hoch, die in keinem Verhältnis zu ihrem klapperdürren Körper stand. Hilflos zappelten die zwei an ihren ausgestreckten Armen, während die Bandraoi fuchsteufelswild zu einem keifenden Donnerwetter ansetzte.
    »Ihr habt die Schrätlein laufen lassen! Ihr Schlangenbrut! Ihr Lumpenpack! Ihr wisst, mit mir ist nicht zu spaßen. Mir macht ihr keinen Schabernack! Dykeron ließ sie eigens fangen, er lechzt nach ihren zarten Keulen. Wenn ihm gestillt nicht sein Verlangen … Weh mir – ich höre schon sein Heulen!«
    Außer sich vor Zorn schüttelte sie die winselnden Rotmützen und spießte sie kurzerhand am Schlafittchen auf zwei Fleischerhaken.
    Mit der Stimme eines verschreckten Mäuschens wagte es Tweedledee, sich zu Wort zu melden. »Wir waren’s nicht, Gebieterin, die Schrätlein waren fest verpackt.«
    »Es war wohl jemand hier herin und hat sie für sich eingesackt«, wimmerte Tweedledum.
    »Kommt mir nicht mit solchen Possen!« Die Bandraoi fauchte wie eine Raubkatze. »Die Kammer war fest zugeschlossen. – Hingegen würdet ihr’s nicht wagen …« Sie durchbohrte ihre am Haken baumelnden Helfer mit einem drohenden Blick. »Ihr wisst, für solche Ketzerei würd’ ich windelweich euch schlagen. Das gäb ein mörderisch Geschrei.«
    Heulend ihre Unschuld beteuernd gaben die Rotmützen ihrer Herrin davon gleich einen Vorgeschmack. Mittlerweile anscheinend selbst an einer Verfehlung ihrer kriecherischen Gehilfen zweifelnd, steuerte die Hexe die Tür an.
    Josie biss sich auf die Lippen. Arthur hatte sie nur zugezogen und nicht wieder abgesperrt. Wenn die

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