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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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sie bestürzt an.
    Während sie nun das letzte Stück gemeinsam zurücklegten, berichtete Josie von dem Schrecken, den Wolf und sie eben durchgemacht hatten. Sie war gerade fertig, als Arthur vor einer massiven Holztür am Sockel der Burg stoppte.
    Die Ratten empfingen sie völlig außer sich. Bianca schlug die Pfoten über dem Kopf zusammen. Tränen der Erleichterung kullerten aus ihren Holunderbeeraugen. »Odin sei Dank! Wir dachten schon …!«
    Nachdem Josie in kurzen Worten ein weiteres Mal erzählt hatte, was geschehen war, betrachtete Bernhard mit großem Interesse die Drachenfibel, die noch gut sichtbar um Josies Hals hing. »Potz Speikatz! Dieses Zaubermittel scheint äußerst mächtig zu sein. Wo stammt es her?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, begann Josie, als die Rattenfrau ihr ins Wort fiel. »Wir haben keine Zeit für lange Geschichten, mir brennt vor Eile schon der Schwanz.« Sie gab ihrem Mann einen ungeduldigen Wink. »Komm schon!« Und sie verschwand unter der Tür.
    Mit einer ergebenen Geste folgte ihr Bernhard. Schwer atmend zerrten die zwei kurz darauf einen altertümlichen Schlüssel ins Freie.
    Arthur nahm ihn an sich und steckte ihn ins Schloss. »Wo habt ihr den denn her?«
    »Frag nicht, frag nicht!«, keuchte Bianca. »Besser, ihr lernt sie gar nicht kennen!«
    Josie hob die Augenbraue. »Sie?«
    Bernhard nickte. »Die Bandraoi, die alte Hexe. Sie führt dem alten Hornkopf den Haushalt. Nehmt euch vor ihr in Acht! – Besonders er!« Er warf Arthur einen sorgenvollen Blick zu.
    Bianca wackelte zustimmend mit den Öhrchen. »Oh ja, oh ja! Seit sie sich beim Wettstreit gegen Dykeron die Zähne ausgebissen hat …«
    »Sie ist zahnlos?« Vor Josies innerem Auge tauchte die hässliche Hexe aus Momas altem Märchenbuch auf.
    »Ach was!« Der Ratterich winkte ab. »Bianca will damit sagen: Die Bandraoi hat viel von ihrer Zauberkraft eingebüßt. Dazu muss man wissen, wie Dykeron zum Statthalter über Dorchadon wurde. Es war nämlich so: Vor Urzeiten würgte Orcarracht zwei unselige Kreaturen aus seinem dämonischen Leib. Das Böse gebiert stets das Böse, wie ich immer sage.« Bernhard nickte bedeutungsvoll. »So brachte er also Dykeron und die Bandraoi hervor. Gewissermaßen sind sie also Bruder und Schwester, wenngleich ohne jede geschwisterliche Zuneigung. Leider sind dieser Satansbrut Begriffe wie Zuneigung oder gar Liebe gänzlich unbekannt.« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Um es kurz zu machen. Der niederträchtige Drache ließ sie in einem Wettstreit ihrer magischen Kräfte um das Schwarze Reich kämpfen. Und diese Fehde entschied Dykeron für sich. Seither ist die Magie des alten Hexenteufels geschwächt. Zudem ist sie seither dazu verflucht, ihrem Erzfeind als Sklavin zu dienen. »Tja …« Er strich sich über die Schnurrhaare. »Solange sie ihm seinen Willen tut, kann er ihr nichts anhaben. Ansonsten …«
    »Ansonsten erginge es ihr schlecht!«, fügte Bianca hinzu und rieb sich die Pfötchen. »Was uns eine Freude wäre.«
    Josie schob die Unterlippe vor. »Eigentlich kann sie einem doch leidtun.«
    »Die Bandraoi?« Bernhard lachte bitter. »Das bösartige Ungeheuer ist kein Jota besser als der Hornkopf selbst. Ein böses Blut wie das andere. Glaub mir! Und wenn sie unseren jungen Freund hier in die Fänge kriegt …«
    »Arthur?« Josie schreckte auf. »Was ist dann?«
    »Bernhard! Hör sofort auf zu unken!« Biancas Knopfaugen funkelten.
    Bernhard verzog entschuldigend das Schnäuzchen. »Man sagt ja nur, man redet ja nur …« Dann schwieg er und Josie wusste, sie würden jetzt nichts mehr über die Hexe erfahren.
    Anders als Josie, schien Arthur die angedeutete Warnung des Ratterichs nicht sehr zu beunruhigen. Mit einem Achselzucken steckte er den Schlüssel ins Schloss.
    Schnarrend sprang der Riegel auf.

 
    Zögernd traten sie ein. Der feuchtkalte fensterlose Raum schien sowohl als Speise- als auch als Schlachtkammer zu dienen, wenngleich er alles andere als sauber war. Eingetrocknetes Blut klebte braun und unappetitlich auf dem Boden, Schimmel wucherte an den Wänden. Es stank erbärmlich. Selbst Arthur hielt sich die Nase zu.
    Josie sah sich stirnrunzelnd um. »Und von hier aus kommen wir sicher in die Burg?«
    »Sicher?«, wiederholte Bernhard spitz. »Sicher ist nur der Tod – auf Arcatrox allemal. Aber die Vorratskammer ist der einzige Zugang ohne Wachen. Man verlässt sich ganz auf die Reißzähne der Werwölfe.«
    Von der unverputzten Gewölbedecke

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