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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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bersten. Ein Schüttelfrost raste über ihren Körper. Plötzlich fühlte sie Arthurs Arm um ihre Schultern. »Ruhig! Bleib ruhig!« Eine warme Welle erfasste sie tröstlich und aufwühlend zugleich. Sie nickte stumm, während sie beklommen beobachtete, wie nun ein Boot nach dem anderen einlief.
    Groteske Gestalten drängten sich in den Booten. Darunter viele, die sie, wie Josie und Arthur ohne Bedauern feststellten, noch nicht gesehen hatten. Doch entdeckten sie auch alte Bekannte. Hellcs prosteten sich aus riesigen Humpen zu. In den größeren Booten, die Dykerons Gästen vorbehalten waren, schenkten diensteifrige Spriggans nach. Doch war die Stimmung an Bord nicht halb so ausgelassen wie noch auf Arcatrox. Der schwarze Vogel der Angst schwebte über dem finsteren Gesindel. Niemand ging an Land. Josie biss sich auf die Unterlippe. War Orcarracht denn so gefährlich, dass es sogar dieses abgebrühte Höllenpack vorzog, das erwartete Spektakel aus der Ferne zu genießen?
    Dann legte die größte Barke an. Arthur und Josie stockte der Atem. Die Festbarke! Die Barke mit Amy! Im blauen Licht der Fackeln, die rund um das Boot steckten, ließen sich nun auch Einzelheiten erkennen. Einzelheiten, die zur Ausstattung eines Horrorfilms zu gehören schienen.
    Das lang gezogene Boot war vollkommen schwarz, innen, wie außen. Am Bug, hoch aufgerichtet, den Blick starr nach vorn gerichtet – eine männliche Gestalt in einem weiten schwarzen Umhang. Eine Gestalt mit gewaltigen Hörnern.
    »Dykeron«, keuchte Josie.
    Hinter dem Gehörnten erhob sich eine Art Baldachin, dessen dunkle Vorhänge bis zum Boden reichten. Dennoch war unschwer zu erraten, was sich dahinter verbarg. Rechts und links davon stand ein Spalier von Trommlern. Finstere, dürre Gestalten in tiefschwarzen Kapuzenmänteln. Furcht einflößend hallte der grausige Rhythmus ihrer Schläge von den Felsen wider.
    Bum – Bumbum. Bum – Bumbum.
    Josie drängte sich näher an Arthur. An den Rudern saßen weitere schwarz verhüllte Gestalten, die Josie fröstelnd an mittelalterliche Henkersknechte denken ließ. Einer von ihnen sprang nun aus dem Boot, um es an Land zu ziehen.
    »Was machen wir jetzt?«, flüsterte Josie.
    »Abwarten«, gab Arthur zurück. »Wir müssen den richtigen Augenblick abwarten.«
    Den richtigen Augenblick …, dachte Josie und ihr Magen verkrampfte sich zu einem schmerzhaften Klumpen.
    Eine Planke wurde zum Ufer gelegt und Dykeron ging von Bord. Augenblicklich gefror alle Bewegung in den übrigen Booten. Alle Augen starrten auf die Plattform, als warteten sie, dass sich der Vorhang zu einem Theaterstück hob, das sicher keine Komödie werden würde. Jetzt erst konnten die Gefährten ausmachen, welch imposantes Körpermaß der finstere Statthalter Dorchadons aufwies. Josie biss sich auf die blutende Unterlippe, ohne Schmerz zu fühlen.
    Der Trommelschlag schwoll an, wurde schneller, eindringlicher. Josies Stirnader hämmerte im gleichen rasenden Takt. Der Gehörnte klatschte in die Hände. Dienstfertig sprangen vier schwarz Vermummte auf, zogen den Baldachin auf und beugten sich, um etwas hochzustemmen.
    »Amy«, raunte Arthur. »Sie holen sie!«
    Josie griff in höchster Erregung nach der Drachenfibel. Gott sei Dank, sie fühlte sich warm an!
    Gefolgt von den Trommlern brachten die Kapuzenmänner den gläsernen Sarg in einer spukhaften Prozession zur Mitte der Plattform und ließen ihn zu Füßen ihres Herrn nieder. Nun konnten die heimlichen Beobachter auch Einzelheiten erkennen.
    Amy trug ein weißes Kleid, das ihre bläulich schimmernde Haut totenbleich wirken ließ. Sie schien tief zu schlafen. Reglos lag sie da, die Hände über der Brust gefaltet.
    »Snow White und Sleeping Beauty zugleich«, raunte Arthur.
    »Ja, wie aus dem Märchenbuch«, erwiderte Josie leise. »Nur leider sind wir noch nicht beim Happy End, Schneewittchen und Dornröschen wurden aufgeweckt.«
    »Sleeping Beauty«, murmelte Arthur. »Sie wurde wachgeküsst …«
    Josie verstand sofort. »Du meinst, du willst sie küssen? So wie ich dich für die Bandraoi unbrauchbar gemacht hab?«
    Trotz der brenzligen Situation konnte sich Arthur ein Grinsen nicht verkneifen. »Unromantisch ausgedrückt – aber so könnte man es nennen.«
    Josie warf ihm einen verlegenen Seitenblick zu. »Es war Bernhards Idee …«
    »Eine sehr gute Idee!«, flüsterte Arthur. »Der Drache akzeptiert nur ein ungeküsstes Mädchen – das ist unsere Chance.«
    Josies Blick klebte an dem

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