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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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sein Opfer, um es mit triefenden Lefzen zu beschnuppern. Einen Atemzug später bäumte er seinen gewaltigen Leib auf und gab etwas wie ein Rasseln von sich, das zu einem ergrimmten Grollen anschwoll, das alle versteinern ließ. Dann stieß er das Mädchen so ungestüm von sich, dass der bewegungslose Körper unweit von Josies Versteck liegen blieb. Dykerons bösartiges Grinsen war zu einer bestürzten Grimasse gefroren, als sich Orcarracht nun zu ihm drehte. Die Kreise in seinem unheimlichen Auge verquirlten sich zu einer wirbelnden Spirale.
    Dykeron warf sich auf die Knie. »Herr, die Maid war unberührt, ganz wie es Euch zu Recht gebührt! Erbarmt Euch, schont den armen Knecht. Lasst Gnade walten vor dem …«
    Der Drache ließ ihm keine Zeit, sein Gewinsel zu Ende zu bringen. Ein unergründlicher, bestialisch stinkender Schlund tat sich auf und verschlang den gehörnten Statthalter Dorchadons mit der Leichtigkeit, mit der ein Staubsauger eine Daunenfeder aufnimmt.
    Unmittelbar darauf richtete sich die entfesselte Wut Orcarrachts gegen die Todestrommler, die Hals über Kopf zu den Booten flüchteten. Josie nutzte die Gelegenheit und kroch aus ihrem Versteck. Mit all ihrer Kraft zerrte sie Amy hinter den Felsen. Himmel! Amy war doch nicht tot? Nein, sie durfte einfach nicht tot sein! Ob MoDains Zauberwhiskey auch bei Menschen wirkte? Ihre bebenden Finger angelten nach dem Fläschchen, als Amy benommen die Augen öffnete.
    Josie fiel eine Zentnerlast von der Seele. Sie riss sich die Mütze vom Kopf und warf die Brille weg. Dann strich sie Amy übers Haar. »Hallo«, sagte sie zärtlich.
    Amy blickte sie verstört an. »Josie?«
    Eine Flut von Zuneigung überwallte Josie, sie lächelte glücklich.
    »Dykeron …?«, flüsterte Amy mit rauer Stimme.
    »Der Drache hat ihn verschlungen. Verdammt, bin ich froh, dass du lebst!«
    Amy tastete nach ihrem Gürtel. »Was ist das? Es ist warm.«
    Josie folgte ihren Fingern. »Die Drachenfibel«, sagte sie. »Er hat sie dir also doch noch geben können. Mit Sicherheit hat sie dich vor dem Schlimmsten bewahrt.«
    »Aber die Fibel …Wer …?«
    »Wir haben sie aus Dykerons Schatzkammer geholt.«
    »Wir?«
    »Arthur …«, sagte Josie noch.
    Alles Weitere verschluckte das ohrenbetäubende Dröhnen eines gewaltigen Sturms. Der Drache raste.
    In ohnmächtiger Wut richtete er seinen schlangenförmigen Körper auf, warf den schweren Kopf hin und her und fauchte mit der Kraft eines Orkans. Infernalisches Geschrei brach los. Die Boote wirbelten wie Papierschiffchen in den Fluten, kenterten und wurden mitsamt den verzweifelten Festgästen von hoch aufschäumenden Wogen aufs offene Meer getrieben. In Sekundenschnelle war kein einziges Boot mehr zu sehen. Dennoch blies der Drache wie von Sinnen immer weiter, dass die Wellen sich haushoch aufbäumten und ihr Rückschlag drohte, die Plattform zu überschwemmen.
    Angstvoll klammerten sich Amy und Josie an dem Felsen fest, als plötzlich ein Licht die Nacht durchschnitt. Ein helles warmes Licht, das den Blick der Mädchen nach oben lenkte.

 
    Josie schrie auf. Arthur stand wankend über der Stirn Orcarrachts, er hatte sich offenbar mit der Kordel seiner Verkleidung an einem der Kopfzacken festgebunden und leuchtete nun mit der Taschenlampe in das schreckliche Auge des Monsters. Der Drache jaulte auf. Die Kreise in seinen Pupillen wurden enger und enger, dann erlosch das Auge zu einer unergründlichen schwarz glänzenden Masse. Hatte das verhasste Licht ihn erblinden lassen? In unbändiger Wut versuchte Orcarracht, seinen Peiniger abzuschütteln, doch machte dieser jede seiner wütenden Bewegungen mit. Arthur griff eben nach seinem Schwert, als Orcarracht eine unerwartete Waffe einsetzte. Unvermittelt streckte er sich zu voller Länge und warf den Kopf in die tobenden Wogen, sodass Arthur unweigerlich mit untertauchte.
    »Arthur!« Josies Stimme brach.
    »Wir müssen ihm helfen«, brüllte Amy und hatte das Versteck auch schon verlassen.
    Josie rannte kopflos hinter ihr her. Helfen? Was um Himmels willen sollten sie gegen diesen Giganten ausrichten? Ohnmacht lähmte ihr Denken.
    Amy erklomm mit dem Mut der Verzweiflung das Schwanzende des Drachen und prügelte mit den Fäusten auf ihn ein. Ohne sie überhaupt wahrzunehmen, tauchte Orcarracht auf und schnappte nach Luft, um sein grausames Spiel sogleich fortzusetzen. Wieder und wieder senkte er das riesenhafte Haupt in die schäumenden Wellen.
    Josies Finger griffen intuitiv nach der

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