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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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verschlug es schier den Atem. Diese Frau sah tatsächlich aus wie Momas kleine Schwester. Moma war etwas größer, auch war ihre Nase ein wenig länger, aber die Stirnader war ebenso da wie die jadegrünen Augen und Ednas Haar war genauso schneeweiß geworden wie Momas. Und das Mädchen …? – Mein Gott! Mit ihren roten Haaren konnte man Amy und sie ohne Weiteres für Cousinen halten, wenn nicht sogar für Schwestern.
    »Wir sehen uns definitiv ähnlich! Verdammt ähnlich sogar! Findest du nicht?«, stieß Josie hervor. »Ich hatte gleich irgendwie das Gefühl, dich zu kennen.«
    Amy stand wie benebelt auf und nahm ein weiteres Foto vom Kaminsims. »Und das ist meine Mum.«
    »Das ist deine Mum?« Josie starrte völlig perplex auf das Bild. »Meine Mutter und sie könnten Schwestern sein! Das ist doch alles völlig verrückt.«
    »Du sagst es!« Amy schleppte ein altes Fotoalbum zum Sofa. »Das Album von Ednas Vater.« Nach hastigem Blättern zeigte sie auf ein altes Schwarz-Weiß-Foto mit gezacktem Rand, das eine Frau mit einem Baby auf dem Arm zeigte. Emma mit Alan 1920 , stand in weißem Buntstift auf dem schwarzen Karton. »Das ist Ednas Großmutter, also meine Ururgroßmutter.«
    Josie verschlang das Bild mit den Augen. Wenn stimmte, was sie vermuteten, war diese Emma auch ihre Ururgroßmutter und Momas Großmutter. Selbst auf dem kleinen alten Foto glaubte sie, die Familienähnlichkeit zu erkennen. Die hochgesteckten, lockigen Haare der jungen Frau konnten rot oder rotblond sein, die Augenfarbe hingegen war schwer einzuschätzen. Jedoch erinnerten Josie die Züge des zarten Gesichts an Moma – und über der Nasenwurzel … »Die Stirnader«, sagte sie gepresst. »Sieh nur, sie hat auch die Stirnader!«
    Josie blätterte um. »Ist auch ein Foto von Emmas Mann dabei?«
    Amy schüttelte den Kopf. »Du, wart mal!« Sie sprang auf. »Es muss noch irgendwo ein Familienstammbaum da sein. Den hat Ednas Vater angelegt.« Damit verschwand sie in Ednas Schlafzimmer, und kam kurz darauf mit einem Bogen Papier zurück. »Ich bin natürlich noch nicht drauf«, sagte sie.
    Der Stammbaum, den Alan aufgezeichnet hatte, war erstaunlich überschaubar, wie Josie verwundert feststellte. Der von Taddys Familie war so ausladend, dass man ihn aufrollen musste, während dieser hier auf ein DIN-A3-Blatt passte. Die Aufzeichnungen begannen links unten im Jahr 1820 mit einer Frau namens Molly, geboren in Meath County, Irland, und endete mit Rachel, Amys Mutter, oben rechts.
    Gemeinsam gingen sie die Daten und Namen durch. Irgendetwas war eigenartig an diesem Stammbaum. Molly hatte zwar eine Tochter, aber an der Stelle, an der eigentlich ihr Ehemann stehen sollte, stand: Vater unbekannt . Josies Augen wanderten nach oben. Dieses Vater unbekannt fand sich noch drei weitere Male. Sie deutete mit dem Finger darauf.
    Amy nickte. »Edna hat mal gesagt, man könnte direkt meinen, auf den Frauen unserer Familie laste ein Fluch. Keine von ihnen hatte Glück in der Liebe. Sieh dir doch nur mal die Sterbedaten an!« Ihr Zeigefinger fuhr von Generation zu Generation. »Einer von beiden ist immer früh verstorben.«
    Josies Stirn kräuselte sich. »Das stimmt, aber wart mal!« Ihre Stimmbänder schwangen wie Sprungseile. »Schau doch! Immer kurz nach einer Geburt! Hier zum Beispiel starb der Vater, vier Wochen nachdem eine Tochter geboren wurde. Und da oben starb die Mutter noch bei der Geburt. Und hier kamen kurz nach der Geburt eines Mädchens gleich beide Eltern um. Wie bei dir. – Kein Wunder, dass der Stammbaum nicht länger ist. Mehr als zwei Kinder hatte keine der Frauen, und fast nur Mädchen. Hier – Sara, Emily, Kate …«
    Amy verfolgte Josies Finger, der von Name zu Name tanzte. »Du hast recht«, sagte sie und ihre Stimme klang belegt. »Immer, wenn ein Mädchen geboren wurde, kam Unglück über das Paar, Tod oder Trennung.«
    Josie sah erschrocken hoch. »Stimmt. Ich war noch ganz klein, als meine Mutter den Unfall hatte. Und Momas Mutter kam auch kurz nach ihrer Geburt um.«
    »Ednas Mutter starb noch im Kindbett«, sagte Amy tonlos. »Und Ednas Mann hat sie nach der Geburt meiner Mutter sitzen lassen.«
    Josies Wangen glühten. »Genau wie der Kerl, der eigentlich mein Großvater ist. Erst große Liebe und so. Und als Moma schwanger wurde – nix wie weg.«
    Sie verstummte. Die Namen und Daten verschwammen vor ihren Augen. Was da vor ihnen lag, kam ihr plötzlich wie ein Plan vor, ein unheilvoller Schicksalsplan, der von

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