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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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ebenso sah wie sie und dass auch sie eine Drachenfibel besaß. Sie berichtete nur von den handfesten Fakten, den unglaublichen Ähnlichkeiten, und vor allem von dem mysteriösen Foto des jungen Soldaten mit dem Namen Alan.
    »Es könnte doch sein, dass wir verwandt sind«, endete sie, gerade als der Kellner das Essen auf den Tisch stellte. »Amys Urgroßvater war während des Kriegs in Deutschland.«
    Taddy antwortete nicht gleich. Er war damit beschäftigt, Josie einige Fleischstücke auf den Teller zu legen. »Mit Haut?«, erkundigte er sich, als gäbe es im Moment nichts Wichtigeres.
    »Egal«, gab Josie unwirsch zurück. »Was sagst du? Könnte es nicht sein, dass dieser Alan Momas Vater ist?«
    Taddy lehnte sich zurück. Josie schien, als unterdrücke er ein Lächeln. In seinem Gesicht stand jetzt überdeutlich, was er von Josies Theorie hielt. »Weißt du eigentlich, wie unwahrscheinlich das ist?«, sagte er dann kopfschüttelnd. »Ich überlege gerade, ob sich die Möglichkeit für so ein Zusammentreffen überhaupt in Zahlen ausdrücken ließe. Ich denke, sogar drei Sechser im Lotto in Folge sind wahrscheinlicher.« Damit griff er nach der Sojasoße. »Und zu all dem kommt auch noch der absurde Zufall, dass du hier in Chicago, in einer Stadt mit fast zehn Millionen Einwohnern, ausgerechnet auf dieses Mädchen triffst. Solche Zufälle gibt es nicht. Glaub mir!«
    Josie schnürte sich schlagartig die Kehle zu. Sie hätte sich eigentlich denken können, dass Taddy so reagieren würde. Er war eben durch und durch Wissenschaftler. Und sie wusste ja selbst, dass seine Einwände unter normalen Umständen mehr als berechtigt waren. Aber waren das hier »normale Umstände«?
    Während ihr Vater sich mit großem Appetit der Peking-Ente widmete, schaufelte sie lustlos den Reis hin und her.
    »Schmeckt es dir nicht?«, erkundigte er sich nach einer Weile.
    »Taddy.« Josie legte die Essstäbchen weg. »Ich weiß, du findest das Ganze idiotisch. Trotzdem hab ich eine Bitte. Und sag bitte nicht Nein!«
    Ihr Vater sah sie erstaunt an. »Na, was kommt denn jetzt?«
    Josie kramte in ihrer Hosentasche.
    »Was ist das?« Taddy blickte misstrauisch auf das unförmige Klümpchen, das Josie in einem kleinen Plastikbeutel über den Tisch streckte.
    »Ein Kaugummi – von Amy. Du hast neulich gesagt, ein bisschen Speichel würde für einen Gentest genügen. Ein Gentest könnte doch beweisen, ob wir verwandt sind. Oder nicht?«
    Taddy lehnte sich mit einem kleinen Stöhnen zurück. »Josie!«
    »Taddy, bitte!« Josie sah ihn flehend an.
    »Weiß diese Amy denn, was du vorhast?«
    »Klar, ich hab’s ihr erklärt. Sie hat mir den Kaugummi extra dafür mitgegeben.«
    »Trotzdem, ich kann im Institut nicht einfach x-beliebiges Genmaterial untersuchen lassen. Das musst du verstehen!« Taddy hob die Augenbrauen. »Und noch etwas – verschon mir bloß Moma mit dieser verrückten Idee! Sie leidet noch heute darunter, dass ihr Vater sich damals abgesetzt hat. Also mach sie mir bitte nicht kirre!«
    Josie senkte enttäuscht den Kopf. Zu gern hätte sie ihrem Vater von dem Stammbaum erzählt und davon, dass diese Art Dramen, aus Gründen, die im Verborgenen lagen, zum Leben ihrer vermutlichen Vorfahren gehörten. Aber damit konnte sie Taddy heute wirklich nicht auch noch kommen.
    Mit der Rechnung brachte der kleine Kellner in der Pyjamajacke wenig später zwei Glückskekse. Josie machte sich zwar nichts aus dem spröden Gebäck, aber sie war immer neugierig auf die Sprüche. Während ihr Vater bezahlte, knackte sie ihren Keks auseinander und fischte den winzigen Zettel heraus. Wie hypnotisiert starrte sie auf die kleinen schwarzen Lettern. »Folge deinem Herzen!«, murmelte sie.
    Ihr Vater steckte das Portemonnaie weg und griff nach seinem Keks. »Ja, ja, das Herz! Das Herz ist immer gut für eine platte Metapher. Aber im Prinzip ist an dem Spruch ja nichts Falsches.« Mit einem kleinen Krachen zerbröselte sein Keks. »Das haben solche Weisheiten eben an sich. Immer schön allgemein! Dann fühlt sich jeder angesprochen.«
    Josie antwortete nicht. Für sie war dieser »allgemeine« Spruch alles andere als allgemein. Er knüpfte nahtlos an Amys Geschichte an, war Teil des geheimnisvollen Puzzles, von dem sie nicht wusste, worauf es hinauslaufen sollte. Noch nicht.
    »Im Universum gibt es keinen Zufall«, las Taddy von seinem Papierstreifen ab. Er lächelte. »Nun, da bin ich etwas anderer Meinung.«
    Weit entfernt nahm Josie seine Stimme

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