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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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Kreidebleich auf das Foto starrend setzte sich Josie wieder aufs Sofa zurück. Verdammt, das ging doch alles nicht mit rechten Dingen zu! Gab es eine derartige Ähnlichkeit? Dieser Mann sah hundertpro aus wie der junge amerikanische Soldat auf dem Bild aus der Fotoschachtel, die Moma von ihrer Mutter geerbt hatte. Seine Augen, das Bärtchen, die Krawatte, deren Ende in der Knopfleiste des Hemds verschwand. Wie oft hatten sich Moma und sie die Fotografie zusammen angesehen.
    Hatte der Zufall …? Nein, das war definitiv kein Zufall mehr! Hatte das Schicksal – oder was auch immer – sie nach Chicago geführt, damit sie dieses Foto auf einem Kaminsims in einer wildfremden Wohnung fand?
    »Was ist damit?« Amy unterbrach den Sturzbach Josies Gedanken.
    Josie hob den Kopf. »War dein Urgroßvater während des Krieges irgendwann in Deutschland?« In ihrem Blick lag Zögern, fast, als hoffte sie, Amy würde ihre Frage mit Nein beantworten.
    Doch Amy nickte erstaunt. »Ja. Wie kommst du darauf? – Wo genau, weiß ich allerdings nicht. Aber Edna hat …«
    Doch weiter kam sie nicht. Josies Wangen röteten sich. »Wahnsinn, dann könnte er es tatsächlich sein«, sagte sie heiser. »Dann hat Moma vielleicht recht? – Mann!«
    Amy blickte sie verständnislos an.
    Josie ließ den Fotorahmen auf den Schoß sinken. »Es ist so. Moma, also meine Großmutter, hat keinen Vater …« Sie stockte. »Natürlich hat sie einen Vater. Jeder hat einen Vater. Was ich meine ist, sie kennt ihn nicht. Ihre Mutter Anni wurde im Krieg schwanger. Unverheiratet. Das war damals eine entsetzliche Schande. In so einem Fall gab es nur eines: heiraten. Ihre Eltern haben natürlich unheimlich Druck gemacht. Trotzdem hat sie den Namen des Mannes nicht preisgegeben. Aber warum …?« Josie blickte nachdenklich auf das Gesicht des jungen Manns. »Moma hat im Nachlass ihrer Mutter, viele Jahre nach ihrem Tod, ein Foto gefunden. Dieses Foto. Anni, meine Urgroßmutter, starb kurz nach der Geburt an einer Infektion, Moma wurde von einer Tante großgezogen. – Auf der Rückseite der Fotografie steht eine Widmung: Love, Alan . Moma ist überzeugt, dass dieser Alan ihr Vater ist. Aber als Anni damals schwanger wurde, war noch Krieg. Moma sagt, wenn ihre Mutter ein Verhältnis mit einem der verhassten Amerikaner zugegeben hätte, hätte man sie angespuckt.« Josie hielt inne. Ein Schauder raste über ihren Körper.
    Amy saß, die Arme fest um die Knie geschlungen, völlig verkrampft in ihrem Sessel. Jetzt, da Josie schwieg, löste sie sich aus dieser Haltung. Sie setzte die Füße auf den Boden und beugte sich etwas vor. »Wow!«, sagte sie ernst. »Aber pass auf! Es kommt noch dicker.«
    Josie kringelte nervös eine Locke um den Finger. »Noch dicker?«
    »Edna hat mal erzählt, dass ihr Vater – also Alan, bevor er Sarah – das ist meine Urgroßmutter, also Ednas Mutter – geheiratet hat, in ein deutsches Mädchen verliebt war. Aber seine Truppe wurde praktisch über Nacht woandershin verlegt. Ich hab mir das nicht im Einzelnen gemerkt, aber soweit ich mich erinnere, hat er nach dem Krieg alles versucht, diese Frau aufzuspüren. Von einer Schwangerschaft weiß ich allerdings nichts. Wie dem auch sei, er konnte sie wohl nicht mehr ausfindig machen. Aber wenn es wirklich deine Urgroßmutter war, konnte er sie ja gar nicht finden, wenn sie doch umgekommen ist.«
    Amy verstummte und lehnte sich mit starrem Blick zurück.
    »Das würde doch bedeuten, dass wir verwandt sind«, sagte Josie belegt. Sie fühlte sich plötzlich, als spielte sie eine Rolle in einem fantastischen Film. In einem Film, dessen Drehbuch sie nicht kannte. War das hier die Erklärung, warum ihr Amy gleich so bekannt vorgekommen war? Trug Amy nicht, genau wie sie, diese feine Stirnader über der Nasenwurzel. Dieselbe eigenartige Stirnader, die auch Moma hatte – und Mum.
    Amy zupfte grübelnd einen Faden aus der abgewetzten Armlehne. »Wären unsere Großmütter dann nicht Halbgeschwister?«
    »Und wir wären Cousinen, Großcousinen. – Nein«, verbesserte sich Josie, »Halbgroßcousinen. – Auf jeden Fall hätten wir dann denselben Urgroßvater.« Sie legte das Foto beiseite und erhob sich. »Hast du ein Bild von Edna?«
    »Das!« Amy deutete auf einen weißen Holzrahmen mit einem Foto in Postkartengröße. Ein rothaariges Mädchen schmiegte sich an eine zierliche kleine Frau, deren langer weißer Zopf über eine Bluse mit folkloristischen Stickereien fiel.
    Josie

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