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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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sozialen Gefüge steht die halbe Million Sklaven, die für ihre Herren nicht viel mehr als Arbeitstiere sind und auch dementsprechend behandelt werden. Immer wieder kommt es zu Aufständen gegen diese Unterdrückung und das Elend, das die Insel beherrscht, aber diese werden blutig niedergeschlagen. 
    Noch können die Grand Blancs ihre Herrschaft über die Insel verteidigen, doch die Spannungen zwischen den Bevölkerungsschichten wachsen. Besonders zwischen den freien Mulatten und den Petits Blancs, die sich durch die Mulatten in ihrer Stellung bedroht fühlen. Außerdem flüchten immer mehr Sklaven von den Plantagen in die Berge. Wer auf einer solchen Flucht gefasst wird, überlebt seine Gefangennahme meist nicht. 
    Aber die Zeiten ändern sich.
    In Frankreich werden die Stimmen nach einer Revolution lauter, die bis in die Kolonien zu hören sind, und im Frühjahr 1789 gleicht Saint-Domingue einem Pulverfass, das jeden Moment zu explodieren droht …

 
    Prolog
     
    Die Trommeln raubten Éloise den Verstand. Das dumpfe Schlagen drang ihr bis ins Innere und übertrug sich auf ihre Eingeweide, als bestünde die Oberfläche ihres Herzens selbst aus Trommelhaut. Flimmernde Luft, schwarze Leiber und der schwere Duft von Orchideen bildeten einen Kokon, der sie einhüllte und aus dem es kein Entrinnen gab. 
    Tam-tam-tam.
    Sie sah nichts mehr außer den wirbelnden Röcken, die einen sich windenden und zuckenden Farbreigen bildeten. Glutrot, safrangelb und ozeanblau zogen die Kreisel an Éloise vorüber, und immer wieder berührten die Rocksäume ihre Beine. 
    Sie spürte Hände, die sie streiften, und Schultern, die sie hin und her schoben, tiefer hinein in den Strudel aus Musik und Tanz. Dagegen wirkte selbst der Sprung über das Johannisfeuer daheim auf den Wiesen vor Nantes wie ein harmloses Kinderspiel.   
    Noch nie hatte Éloise diese Art von Tanz gesehen, er war ausgelassen und frivol. Nackte Arme und Beine, auf denen der Schweiß glänzte, hoben sich, als besäßen sie ein Eigenleben. Die Körper bogen sich in seltsamen Verrenkungen. Sie alle folgten dem Rhythmus der Trommeln, der sie in ihren Bann schlug.
    Tam-tam-tam.  
    Immer schneller und wilder. 
    Éloise konnte nicht sagen, wie sie in dieses Spektakel geraten war – in einem Moment lief sie noch neben Tanguy durch die Straßen von Le Cap und im anderen Moment stand sie inmitten einer Horde Sklaven, die sich wie Verrückte gebärdeten. Nirgendwo konnte sie einen Weißen sehen, und selbst die Mulatten, die sich sonst wie jene verhielten und Kleidung nach französischer Mode trugen, rissen ihre Hüte vom Kopf und tanzten barfuß über den kleinen staubigen Platz abseits der Hauptstraße. Wohin Éloise sich auch wandte, erhob sich vor ihr eine Mauer aus Sklaven, die sich ganz der Musik hingaben und wie berauscht auf nichts mehr achteten.
    Unsanft stieß sie mit einem Mann zusammen, der sie an den Ellbogen fasste und ihr ins Gesicht starrte, als sei Éloise eine Erscheinung. Dabei übertrugen seine Finger eine brennende Hitze auf ihre Haut. Er war nicht viel größer als sie, schmächtig, mit ausgehöhlten Wangen und einer Brandnarbe im Gesicht, die es ihm unmöglich machte, das linke Auge vollständig zu öffnen. Sie hob sich merkwürdig rosa gegen seine schwarze Haut ab. Er war in einen alten, löchrigen Rock gekleidet, dessen Ärmelaufschläge bereits Fäden zogen, der aber vor langer Zeit einmal einem eleganten Herrn gehört haben musste, denn er war aus kostbarem Brokatstoff, dessen Silberstickereien in der Sonne glänzten. Aber das war nicht das Auffälligste an seinem Aufzug. Um den Hals trug der Mann eine Kette, an der Muscheln, winzige Holzfiguren und kleine Tierschädel hingen. Auch eine getrocknete Schlangenhaut wand sich um das lederne Band, das er sich in mehreren Reihen um den Hals geschlungen hatte. Die Schädel klapperten gegen das Holz und bildeten eine eigene Melodie im Rhythmus der Trommeln. 
    Klack-klack-klack.
    Auf ihrem Gesicht konnte Éloise seinen Atem spüren und den Rum darin riechen, dem er bereits reichlich zugesprochen hatte. Der Teufel , dachte sie und versuchte panisch, sich von ihm loszureißen, aber er hielt sie fest und redete auf sie ein. Sie verstand kein einziges Wort. Die Sätze prasselten auf sie ein in dieser merkwürdigen Sprache, derer sich die Menschen hier bedienten und die manchmal wie Musik klang, wenn sie schnell gesprochen wurde – eine Melodie, die verzaubern und willenlos machen sollte. 
    »Les morts

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