Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
Weisheiten. In der Psychologie spricht man von der selbsterfüllenden Prophezeiung. Der Glaube an Flüche und Zaubersprüche ist in vielen Kulturen bis heute verbreitet. Und auch das Gebet vertraut auf die Macht des Wortes.
Moma sagt in Ihrem Buch, sie wolle »gegen den Mangel von Hoffnung und Zuversicht" in der Welt anschreiben. Ist das auch Ihre Intention?
Ja, das zieht sich durch alle meine Bücher. Wir werden heute Tag für Tag mit schrecklichen Nachrichten bombardiert, dazu macht sich in der Unterhaltung der Horror immer breiter. Das hat Auswirkungen. Vor einigen Jahren hat ein italienischer Gehirnforscher die Spiegelneuronen entdeckt. Das sind jene Nervenzellen, die beim Betrachten eines anderen Menschen in uns den gleichen Reiz auslösen wie bei dem Betrachteten. Einfaches Beispiel: Wenn jemand an einer Zitrone lutscht, läuft uns das Wasser im Munde zusammen. Diese Spiegelneuronen sind verantwortlich für unsere Fähigkeit zum Mitleiden, und sie befähigen uns zur Imitation. Das Problem ist, dass wir aus Selbsterhalt Strategien entwickeln, wegzusehen, keiner kann unentwegt mitleiden. Das führt einerseits zu Stumpfheit, Resignation und Hoffnungslosigkeit. Andererseits wirkt Grausamkeit aber auch ansteckend, dazu gibt es erschütternde Experimente. Kinder und Jugendliche – alle Menschen – brauchen heute vor allem Hoffnung, dass unsere Welt liebens- und lebenswert ist.
Haben Sie Ihren inneren Glücksdrachen schon gefunden?
Mit dem Glücksdrachen ist das so eine Sache. Er lässt sich einfach nicht festhalten. Doch manchmal darf ich auf ihm reiten. Dann verschwindet er wieder, und andere sind dran – das ist ganz gerecht, finde ich. Aber ich weiß, es gibt ihn und er kommt wieder zu mir zurück. Und das ist Hoffnung.
Wie kamen Sie auf die Idee, die Gedanken der Vererbungslehre in einen Feen-Roman einzubauen? Was ist darunter zu verstehen?
Wir sind kein unbeschriebenes Blatt, wenn wir auf die Welt kommen. Ich bin überzeugt, dass in unseren Genen sehr viel mehr steckt, als wir bisher wissen. Ich glaube sogar, dass Gelerntes und Erfahrungen auf noch geheimnisvolle Weise in der DNS codiert sind. In meiner Familie zum Beispiel gibt es viele Musiker und Schreiber. Natürlich spielt auch die Umwelt eine Rolle, dass man sich zu diesem oder jenem zugeneigt fühlt. – Wieder die Spiegelzellen – die uns nachahmen lassen was unsere Eltern tun. Aber das ist nur ein Teil einer Erklärung. Ich fand, es sei ein schöner Gedanke, Josie und die Frauen ihrer Familie mit dem Erbe der Sidhe – der irischen Feen auszustatten.
Warum schreiben Sie für Kinder und Jugendliche?
Das kann ich nicht begründen. Es liegt mir vielleicht mehr, da ich hier freier bin, phantastische Elemente einzubauen. Auch meine Arbeit mit Kindern hat sicher dazu beigetragen. Es gibt ja viele Autoren, die ausschließlich für Kinder geschrieben haben und noch schreiben, beispielsweise Astrid Lindgren oder Cornelia Funke. Autoren wie Erich Kästner sind wohl eher die Ausnahme, und seine Kinderbücher sind bekannter geworden als seine Erwachsenenliteratur.
Sind Sie romantisch?
Die Kinderseele, die meine Bücher schreibt, ist sehr romantisch. Die erwachsene Brigitte Endres hält sich eher für eine Realistin. Sagen wir, es wohnen zwei Seelen in meiner Brust.
Glauben Sie an Schicksalsbestimmung?
Eigentlich nicht, obwohl das Leben schon erstaunliche Überraschungen für mich bereithielt. Wer weiß …?
Was würden Sie Ihren Lesern gerne mit auf den Weg geben?
Eine Reise an den Rand der Träume. Den Drang, unbedingt weiterlesen zu wollen. Bilder und Gedanken, die fortwirken. Ein Lächeln, wenn man sich später an das Buch erinnert. Und dass es in jeder Lebenslage etwas gibt, was man tun kann, so wie es meine Protagonisten vorleben. Und wieder: Hoffnung.
Wie lange haben Sie an Ihrem Roman geschrieben? Wie erleben Sie den schriftstellerischen Prozess?
Es war ein schwieriger Prozess. Insgesamt habe ich eineinhalb Jahre an dem Buch gearbeitet. Ich hatte bis dato nur kürzere Romane geschrieben und schon bald stellte sich der ursprüngliche Plot als nicht ausreichend heraus, sodass ich nach zweihundert Seiten von vorne anfing. Auch in die Recherche habe ich viel Zeit investiert, habe mich mit den keltischen Mythen und der irischen Bardenkultur vertraut gemacht sowie den verschiedenen Schauplätzen. Dazu kommt, dass ich selbst meine strengste Kritikerin bin und an einem Satz solange feile, bis er klingt. Dann
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