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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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sinken.
    »Du? Bist du wahnsinnig? Ich bin schier gestorben vor Angst!«
    Wolf trabte schwanzwedelnd auf den Eindringling zu.
    »Bloody hell!« Arthur deutete auf das Messer, das Josie immer noch umklammerte. »Wolltest du mich massakrieren?«
    »Verdient hättest du’s«, gab Josie in einer Mischung aus Erleichterung und Ärger zurück. »Dich einfach hier reinzuschleichen!«
    »Es hat keiner aufgemacht und im Haus brannte Licht. Da hab ich gedacht, dass ihr das Klingeln nicht gehört habt. Wo ist eigentlich Onkel Aaron?«
    Josie legte das Messer auf den Schreibtisch. »Ich bin allein im Haus.« Mit einem kleinen Schnauben nickte sie zu Wolf hin, der Arthur die Hand leckte. »Und dieses Riesenlamm ist definitiv nicht sehr hilfreich, wenn Einbrecher kommen.«
    Arthur grinste schief. »Ich bin eben kein Einbrecher! Ich denk schon, dass man sich auf Wolf verlassen kann.« Stirnrunzelnd begutachtete er das Fleischmesser. »Du weißt dich zu wehren! Dammit, da hab ich Massel gehabt!« Mit einem schiefen Grinsen ging er zum Kamin und legte ein Stück Torf nach.
    Josie kam ihm nach und setzte sich wieder in den Sessel. »Sag mal, was machst du eigentlich hier um diese Zeit?«
    Arthurs Gesicht verfinsterte sich augenblicklich. Er wischte sich den Torfstaub an der Hose ab und streckte sich. »Super Zoff mit meinem Alten. Ich hab ihm echt mal die Meinung gesagt! Und dann bin ich abgehauen.« Mit einem Seufzer ließ er sich ins Sofa fallen.
    »Und deine Mum?«
    »Die ist noch mal ins Krankenhaus gefahren. Brian geht es nicht besonders.«
    Arthurs Pupillen glänzten und Josie hätte nicht sagen können, ob es nur der Widerschein der Flammen war. »Brian hat bei dem Sturz mehr abgekriegt, als sie gedacht haben. Er kann die Beine nicht bewegen. Spinales Trauma haben sie gesagt. Er muss sich einen Rückenwirbel gebrochen haben. Er ist wahrscheinlich …« Arthur schüttelte verzweifelt den Kopf. »Der Arzt sagt – wahrscheinlich Querschnittslähmung.«
    Von Mitgefühl überwältigt, setzte sich Josie neben Arthur und strich ihm schüchtern über den Arm. »Vielleicht wird er ja doch wieder gesund. Bestimmt kann man da was machen.« Sie schluckte, als steckte ihr eine Klette im Hals. Querschnittslähmung, das war ihr völlig klar – das bedeutete Rollstuhl.
    Stumm saßen sie vor dem knisternden Torffeuer.
     
    Ein Glockenschlag zerriss das Schweigen und ließ sie zusammenzucken. Ein weiterer Glockenschlag folgte. Ein dritter, ein vierter, ein fünfter, … ein zwölfter. Josie wurde kalkweiß. Die Melodie, die sich aus den Schlägen formte und nun in purpurroten Wellen durch den Raum schwebte, kannte sie gut. Wolf war bereits beim ersten Ton aufgesprungen. Mit zitternden Flanken fixierte er die gegenüberliegende Wand.
    Arthur drehte sich um. »Die Uhr!«, stellte er verblüfft fest. »Es ist die Uhr. – Aber wie …? Sie geht doch gar nicht! Ich meine – sie ist nie gegangen!«
    Josie starrte auf das Zifferblatt. »Ist es echt schon Mitternacht?«
    Arthur hob seine Armbanduhr und nickte.
    Josie beobachtete den großen Hund, der ohne Eile die Bibliothek durchschritt. Arthur erhob sich und folgte ihm. Josie kam zögernd nach. Hoch über ihren Köpfen standen die verschnörkelten Zeiger deckungsgleich auf Punkt Zwölf. Darüber leuchtete ein kleiner silberner Vollmond.
    »Sogar die Mondphasenanzeige funktioniert wieder«, wunderte sich Arthur. »Versteh ich nicht. Angeblich hat schon mein Urgroßvater versucht, die Uhr reparieren zu lassen. Hat aber bisher noch kein Uhrmacher geschafft. Oder hat Onkel Aaron jetzt doch noch einen gefunden?«
    »Nicht dass ich wüsste!« Josie ging die wenigen Schritte zur Terrassentür und sah hinaus. Ein strahlender Perlmuttmond, von unglaublicher Größe, wie ihn Josie noch nie vorher gesehen hatte, blickte auf sie herab.
    »Was für ein unwirklicher Mond!«, murmelte Arthur, der ihr nachgekommen war.
    »Lughnasadh«, murmelte Josie und ein Gedanke platzte jäh in ihr Bewusstsein. »Heute ist Lughnasadh.« Sie wurde kreidebleich. »Heute. Ich muss das Portal finden!«
    Arthur sah sie scheu an. »Meinst du das Portal …«
    Josie nickte stumm und hoffte, dass Arthur darauf verzichtete, sie mit skeptischen Fragen zu verunsichern. Jetzt hieß es, alles daranzusetzen, nach Narranda zu kommen. Und sie wusste, jeder noch so kleine Zweifel würde dieses Ziel behindern.
    Pfotenscharren riss sie aus ihrer Gedankenflut. Wie besessen kratzte Wolf an der Vertäfelung.
    »Wolf! Aus!«, wies ihn

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