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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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wunderschönen Sidhe-Frauen zu sehen, von denen er so viel gehört hatte. Conall war gerade sechzehn geworden, stark, leichtsinnig und draufgängerisch …« Wolf stockte und fügte dann entschuldigend hinzu: »… wie es junge Männer leider häufig sind, als er beschloss, den Feen aufzulauern. In jener Zeit waren sich die Menschen noch darüber bewusst, dass die Schleier zwischen den Welten während der Hochfeste der Sidhe durchlässiger wurden. Und so wählte Conall die dritte Nacht des Lughnasadh-Festes. Wohl wissend, dass er damit ein Tabu brach, schlich er sich zu einer Lichtung im Springwood, einer Stätte, auf der ein alter, heiliger Stein stand. Einer Stätte, von der es hieß, sie diene den Sidhe als Tanzplatz, denn man hatte dort Feenringe gefunden.«
    Wolfs Stimme in Josies Bewusstsein klang voller Wehmut, als er nun erzählte, was weiter geschah.
    »Fiebernd wartete der junge Mann hinter einer Hecke. Mondglanz schimmerte wie Raureif auf dem Gras, dahinter, schwarz der Springwood. Im Silberlicht, der Stein, stumm und doch geheimnisvoll beredt. Dann zerriss das nächtliche Schweigen. Weit in der Ferne schlugen die Glocken von Saint Patrick. Mitternacht. Und mit dem ersten Schlag teilte sich der Stein. Etwas wie Mondstaub, silbrig flimmernd, stob daraus hervor und wehte über die Wiese. Ein Sausen hob an, Grashalme knickten. Doch so stark Conall die Anwesenheit der Sidhe auch spürte, sie entzogen sich seinem Blick. Er zersprang schier vor Ungeduld, und so wagte er sich weiter vor. Einen Schritt, einen weiteren, und noch einen … Niemand hielt ihn auf. Dann, unweit des Steins, betrat sein linker Fuß den Feenring. Conall blieb betört stehen. Ach, sie waren so unbeschreiblich schön …«
    Wolf hielt inne, als suche er nach Worten, um die Faszination des Augenblicks überhaupt wiedergeben zu können. »Die Feen vom Volk der Sidhoir, dem königlichen Geschlecht der gold’nen Sidhe. Ihre Gesichter strahlten wie die Morgenröte. Hochgewachsene, schlanke Gestalten von unglaublicher Anmut. Jadegrüne Augen. Rotgold’nes Haar – und herrlich ihre Gewänder. Dazwischen Elfen, niedlich klein und glänzend wie Flitterwerk, den Reigen tanzend. Buntes Geistervolk spielte auf. Zimbeln, Harfen und Flöten klangen. Purpurrot brannte sich die Musik in des Knaben sehnsuchtsvolles Herz.«
    Wolf hob den Kopf und suchte Josies Blick. »Ich weiß, du kennst die Melodie.«
    »Oh ja, ich denke schon! Aber – haben ihn die Sidhe entdeckt?«
    »Ja, sie haben ihn entdeckt. Es war Nárbflaith, die jüngste Tochter der schönen Königin Órlaith, die ihn in den Kreis zog. Er gefiel ihr wohl, denn er war ein hübscher, gut gebauter Junge mit glänzendem Haar und bernsteinfarbenen Augen. Sie hat sich einen Schabernack gemacht und ihn die ganze Nacht umgarnt. Nur mit ihm allein hat sie getanzt.«
    »Haben die Sidhe ihn danach einfach gehen lassen?« Josie glaubte sich zu erinnern, dass der Professor neulich gesagt hatte, Feen könnten sehr nachtragend sein, wenn man sie störte.
    Wolf gab einen Laut von sich, der wie ein Seufzen klang. »Sie haben ihn freigelassen – und auch wieder nicht. Als Saint Patrick ein Uhr schlug, verschwanden sie – husch! – im Stein. Verloren blieb Conall auf der Lichtung zurück. Alles, was ihm geblieben war, war ein gold’nes Haar der schönen Nárbflaith. Es hing an seinem Wams. – Doch musst du wissen: Wer ein Feenhaar mit in die Welt der Dinge nimmt, bleibt gebunden – bis ans Ende aller Zeiten. Von jener verhängnisvollen Nacht an war Conall ein Besessener. Besessen von unstillbarer Sehnsucht nach Nárbflaith. Das war die Strafe, die ihm die Sidhe zugedacht.«
    »Und?«, fragte Josie bewegt. »Hat er Nárbflaith wiedergesehen?«
    Wolf verstummte und Josie schien, dass er soeben nicht alle Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, mit ihr teilte. Erst einige Schritte weiter setzte er seine Erzählung fort.
    »Das Bild Nárbflaiths sprengte schier sein Herz. Ein Feenhaar besitzt mächtigen Liebeszauber. Er trug es immer bei sich. Vollmond für Vollmond wartete Conall bei dem Stein – aber der Schleier lichtete sich für ihn nie wieder. Zu guter Letzt reifte in ihm der verzweifelte Gedanke, Nárbflaith auf magische Weise für sich zu gewinnen. Ein wahrhaft gefährliches Unterfangen! Doch sein Streben, sie in die Menschenwelt zu holen, um sie zu seiner Frau zu machen, ließ ihn alles wagen.«
    Auf magische Weise?, wiederholte Josie in Gedanken. Wahrscheinlich wurde er deshalb

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