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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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seinem Gesicht hackten oder im Sturzflug auf ihn niederstießen. Das Kreischen des gewaltigen Schwarms war ohrenbetäubend. Dazwischen hörte man immer wieder Schmerzensschreie und Matrosen, die lauthals fluchten.
    »Finearfin, sieh doch, sie helfen uns!« Niemals zuvor hatte Caiwen erlebt, dass die ständig streitenden Vögel sich zusammenschlossen und gemeinsam auf einen Feind losstürmten. Was ging hier vor?
    »Ja, sie helfen uns!«, rief Finearfin über den Lärm hinweg. »Schnell jetzt, wir müssen springen. Lange werden sie die Männer nicht aufhalten können.«
    »Aber da ist nichts.« Caiwen deutete über den Ozean. »Kein Boot, keine Insel, nichts. Wir werden alle sterben.«
    »Das werde ich auch so.« Heylon riss sich den schweren Mantel von den Schultern und fasste Caiwen am Arm. Seine Stimme bebte vor Furcht, aber es schwang auch eine Entschlossenheit darin mit, die Caiwen überraschte. »Ich habe keine Wahl«, sagte er grimmig. »Ich weiß nicht, was die Elfe vorhat, aber ich weiß, dass es mein sicherer Tod ist, wenn ich an Bord bleibe. Ich vertraue ihr.«
    Caiwen ergriff seine Hand, schaute ihm fest in die Augen: »Du bist mein bester Freund. Ich lasse dich nicht im Stich. Wo du hingehst, dahin werde auch ich gehen.« Noch während sie das sagte, packte sie die Taue der Takelage, kletterte gemeinsam mit Heylon
auf die Reling und stellte sich neben Finearfin. Für einen winzigen Moment starrte sie auf das Wasser, das dunkel und bedrohlich unter ihr lag. Dann schaute sie Finearfin von der Seite an und fragte: »Gibt es Hoffnung?«
    »Manchmal genügt ein winziges Licht, um uns in der Dunkelheit den Weg zu weisen«, erwiderte die Elfe vielsagend und deutete auf eine Nebelbank, die unweit des Schiffes über dem Wasser lag. »Siehst du es?«
    »Nein!« Caiwen schüttelte den Kopf.
    »Aber ich!« Finearfin schenkte ihr ein Lächeln. »Vertrau mir, Schwester!«
    Caiwen schluckte trocken und nickte dann. »Ja«, sagte sie tonlos. »Ja, ich vertraue dir.«
    »Caiwen!« Melrems Ruf ließ sie herumfahren. Er hatte alle Mühe, sich der unentwegten Attacken der Möwen zu erwehren, aber er gab nicht auf. »Lass den Unsinn und komm da runter. Wenn du springst, ist es dein Tod.«
    »Lieber sterbe ich, als das zu verraten, woran meine Mutter glaubte.« Caiwen spürte eine wilde Entschlossenheit in sich aufsteigen. Sie hatte kaum Beweise für die Aufrichtigkeit der Elfe, aber sie wusste jetzt, dass Melrem sie belogen hatte. »Keine Sorge, es wird alles gut«, hörte sie Finearfin sagen. Es klang, als würde sie alle Zuversicht, die sie aufbringen konnte, in diese Worte legen. Caiwen schaute Heylon an und lächelte, als ihre Blicke sich trafen. Dann umfasste sie seine Hand, so fest sie konnte - und sprang.
    Der Aufprall war hart. So hart, dass Caiwen Heylons Hand nicht festhalten konnte. Einen Herzschlag lang spürte sie noch seine Finger, dann war er fort. Sehen konnte sie nichts. Das Wasser des Ozeans schlug über ihr zusammen und sie wurde in die finstere Tiefe gezogen.
    Mühelos durchdrang das Wasser Bluse und Hose und zerrte mit eisigen Fingern an ihren Kräften. Sie presste die Lippen fest
zusammen und ruderte mit den Armen, um wieder an die Oberfläche zu kommen, die irgendwo über ihr sein musste, aber die Wassermassen drückten sie nach unten.
    Der Sprung war ein Fehler. Caiwen spürte, wie sich ihr Herz bei dem Gedanken zusammenkrampfte. Ihre Instinkte drängten sie, den Mund zu öffnen und einen Atemzug zu nehmen, aber sie gab ihnen nicht nach und verdoppelte ihre Anstrengungen, nach oben zu kommen. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Kälte lähmte ihre Muskeln und machte jede Bewegung zur Qual. Doch gerade als sie glaubte, sie würde es nicht schaffen, durchbrach sie das Wasser.
    Luft! Ein euphorisches Glücksgefühl ließ Caiwen neue Hoffnung schöpfen. Kälte und Erschöpfung waren vergessen, und für einige Augenblicke gab es nichts Wichtigeres, als zu atmen. Die Erleichterung verflog, als sie erkannte, wie schwer es war, sich über Wasser zu halten. Ihre Glieder und Gelenke fühlten sich steif an und gehorchten ihr kaum noch. Nicht mehr lange, und sie würde wie ein Stein in die Tiefe sinken.
    »Heylon?« Caiwens Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Niemand antwortete. Sie bewegte schwerfällig die Arme und drehte sich einmal um sich selbst. Der Nebel war jetzt ganz nah. Das Einzige, was sie durch den Dunst erkennen konnte, war die Bordwand der Annaha , die nur wenige Mannslängen von ihr aus dem

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