Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
dürre Hände und Füße, deren Finger und Zehen in messerscharfen Klauen endeten. Der unbehaarte Kopf glich einem Totenschädel mit dolchartig gekrümmten Zähnen und Augen, die wie glühende Kohlenstücke in den Höhlen saßen. Mitten auf dem Kai blieb er stehen. Geifernd und schnaubend und die Lefzen weit zurückgezogen. Mit den knöchernen Nasenlöcher in alle Richtungen witternd, richtete er sich auf und schaute sich um, aber seine Beute schien wie vom Erdboden verschluckt.
    Verwirrt ließ sich der Dämon auf alle viere hinab und trat ein paar Schritte vor, an den Rand der Kaimauer. Dort blieb er erneut stehen und ließ den Blick prüfend über das dunkle Wasser schweifen. Glutheißer Schaum tropfte aus seinem Maul und versank zischend im Hafenbecken, während weißer Dampf aus seinen Nasenlöchern zum Himmel aufstieg. Aber auch hier konnte er nicht finden, wonach er suchte.
    Für einen schrecklichen Augenblick verharrte er an der Kaimauer. Dann stieß er ein grässliches Heulen aus, drehte sich um und begann, sich mit eigentümlich staksenden Bewegungen davonzumachen.
     
    Prustend durchbrach Finearfin die Wasseroberfläche an der Kaimauer nahe der Annaha . Ihr Herz raste. Nur selten war sie dem
Tod so knapp entronnen wie an diesem Abend. Wäre der Dämon nur einen Moment länger geblieben, hätte sie dem Drang nach Luft nachgeben und auftauchen müssen. Gegen den Dämon hätte sie keine Chance gehabt. Zwar wäre er ihr nicht ins Wasser gefolgt, aber das wäre auch nicht nötig gewesen. Die Dämonen der Anderwelt besaßen eine gewaltige mentale Kraft und waren mühelos dazu in der Lage, selbst Elfen ihrem Willen zu unterwerfen. Es genügte, ihnen nur ein Mal in die Augen zu blicken.
    Finearfin erschauerte, als sie daran dachte, wie die Opfer dem Befehl der Dämonen gehorchten, um sich dann wie Lämmer auf der Schlachtbank von den messerscharfen Klauen in Stücke reißen zu lassen. Zweimal schon war sie Zeuge eines solchen Gemetzels geworden. Die Bilder würde sie nie vergessen.
    Diesmal hatte sie Glück gehabt. Das markerschütternde Kreischen der Bestie hatte das Platschen übertönt, mit dem sie aufgekommen war, und unter Wasser hatte der Dämon sie nicht riechen können. Ansonsten wäre sie vermutlich nicht mehr am Leben.
    Fröstelnd blickte sie sich nach einem Weg an Land um. Das eisige Wasser machte ihre Kleidung schwer und lähmte ihre Muskeln. Wenn sie sich nicht beeilte, würde sie sich auch ohne Mithilfe des Dämons bald in den Gestaden der Ahnen wiederfinden. Fünf Mannslängen entfernt entdeckte sie Stufen, die in die Kaimauer eingelassen waren. Rostige Griffe zu beiden Seiten sorgten für den nötigen Halt. Die wenigen Schwimmzüge bis dorthin gingen fast über ihre Kräfte. Als sie die Griffe umfassen wollte, gehorchten ihr die klammen Finger nicht. Finearfin fluchte und hauchte verzweifelt gegen ihre Hände, die sich nur widerstrebend zum Zupacken überreden ließen.
    Am Ende war es allein ihr unbändiger Überlebenswille, der Finearfin vor einem nassen Tod bewahrte. Frierend und vollkommen erschöpft, rettete sie sich auf die Kaimauer, wohl wissend, dass sie für jeden Mahr oder Dämon eine leichte Beute darstellte.

    Doch wieder hatte sie Glück. Weit und breit war keine Anderweltkreatur zu sehen. Finearfin atmete auf und gönnte sich einen Augenblick der Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen. Als ihr Herzschlag sich beruhigt hatte, erhob sie sich und ging mit schweren Schritten auf die dicken Taue zu, die die Annaha an der Kaimauer hielten.
    Bevor der Dämon sie ins Wasser getrieben hatte, wären die armdicken Taue kein Hindernis gewesen. Leichtfüßig balancierend hätte sie das Deck der Annaha über die schwankende Brücke erreicht. Nach dem Bad im eisigen Ozean aber stellten die Taue ein nahezu unüberwindliches Hindernis da.
    Finearfin seufzte und wischte mit der Hand die Wassertropfen fort, die ihr aus den Haaren über das Gesicht liefen. Sie wusste, dass sie keine Wahl hatte. Sie musste auf das Schiff gelangen, sonst war alles vergebens. Zitternd, die Arme wie eine Seiltänzerin zu beiden Seiten ausgestreckt, tat sie den ersten Schritt. Das Tau schwankte bedrohlich und der Gedanke an das Wasser, kaum drei Mannslängen unter ihren Füßen, ließ sie sofort wieder aufgeben.
    »Verdammt!« Finearfin ballte die Fäuste und starrte das Tau finster an. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, trennten sie nun lächerliche sechs Schritt von der Annaha . Eine Strecke, über die jeder Elf lachen

Weitere Kostenlose Bücher