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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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hinzufügte: »Ich lasse dich nicht allein. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustößt.«

    »Das ist lieb von dir.« Caiwens Lächeln war voller Wärme. »Ich danke dir, aber es geht nicht.«
    »Es... es geht nicht?« Heylon zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. Er fühlte, wie er blass wurde, und musste all seinen verbliebenen Mut zusammennehmen, um zu fragen: »Warum nicht?«
    »Weil es zu gefährlich ist.« Caiwen griff erneut nach seinen Händen. »Du bist ein Nachkomme der Piraten. Die Tamoyer könnten dich erkennen.« Sie seufzte, und er spürte, dass auch ihr die Trennung nicht leichtfiel. »Glaub mir, es ist besser so«, sagte sie auf eine Weise, die vermuten ließ, dass die Worte von Durin stammten. »Ich muss allein nach Tamoyen gehen«, hörte er sie sagen. »Nur so kann ich in Erfahrung bringen, ob ihr das Riff gefahrlos verlassen könnt.« Sie seufzte und strich ihm mit dem Handrücken sanft über die Wange. »Ich hab dich wirklich sehr gern, Heylon. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustößt.«
    Heylon schwieg. Er wusste, Caiwen war überzeugt, das Richtige zu tun, und würde sich durch nichts und niemanden von ihrem Entschluss abbringen lassen.
    »Es ist schon spät«, sagte er abschließend und erhob sich so abrupt, dass Caiwen ihn überrascht anblickte. »Lass uns morgen noch einmal in Ruhe darüber sprechen.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, drehte er sich um und stapfte davon, damit sie seine Tränen nicht sah.

DER DÄMON
    D er Sonnenuntergang brannte gleich einem lodernden Feuer über dem Ozean der Stürme, der sich friedlich wie ein schlafendes Raubtier von der Kaimauer bis zum Horizont erstreckte. Die Schatten im Hafen vertieften sich, wurden länger und schienen auf unheimliche Weise lebendig zu werden. Schwarzem Gewürm gleich, krochen sie aus den Rinnen und Senken, eroberten Straßen und Gassen und erklommen schließlich auch die Häuser, die ihnen wie an jedem Abend als Letzte noch trotzten.
    Mit den Schatten kehrte die Stille zurück, die sich jeden Abend wie eine düstere Vorahnung auf die Schrecken der Nacht über Arvid und das Hafenviertel breitete. Wer konnte, war nach Hause gegangen, solange das schwindende Sonnenlicht die Geschöpfe der Anderwelt noch in ihren Verstecken hielt. Wer kein Heim sein Eigen nannte, hatte sich in eine der Schenken und Tavernen geflüchtet, deren Türen in der Dunkelheit fest verriegelt waren. Die Seefahrer verbrachten die Nacht an Bord der Schiffe, wo sie in ihren Kojen atemlos dem Scharren und Tapsen der Mahre und Dämonen lauschten, die auf der Suche nach Nahrung am Kai entlangstrichen.
    Nur wenige hielten sich jetzt noch im Freien auf.
    Finearfin hatte sich den ganzen Nachmittag unauffällig in der
Nähe der Annaha herumgetrieben, die gegen Mittag in den Hafen eingelaufen war. Es war nicht schwer gewesen, den stolzen Viermaster am Kai ausfindig zu machen, und sie hatte die Zeit genutzt, in scheinbar harmlosen Gesprächen mit Händlern und Seeleuten möglichst viel über die Annaha herauszufinden. Inzwischen wusste sie, dass der Sturmschaden am Ruder rasch behoben werden konnte. Schon am nächsten Morgen würde das Schiff den Hafen wieder verlassen. Über das Ziel der Reise hatte Finearfin hingegen kaum etwas in Erfahrung bringen können. Die Händler schienen es nicht zu kennen und die Seefahrer gaben sich unwirsch und wortkarg. Vermutlich hätte sie nie etwas erfahren, wenn sie nicht durch Zufall einen Matrosen belauscht hätte, der sich mit den Worten »Ich bleibe nicht lange fort. In drei Nächten bin ich wieder zurück« von seiner Liebsten verabschiedete.
    Diese Auskunft genügte Finearfin. Sie bestätigte, was der Schwarze behauptet hatte. Die Annaha würde am nächsten Morgen vermutlich zu den nahe gelegenen Riffinseln fahren, um dort den Mann an Bord zu nehmen, der nach der Elfe suchte. Für einen Augenblick hatte Finearfin mit dem Gedanken gespielt, hier im Hafen auf die Rückkehr der Annaha zu warten, sich dann aber dagegen entschieden.
    Zwei Tage auf dem Schiff waren im Grunde keine lange Zeit. Wenn das Mädchen aber tatsächlich so unbedarft war, wie der Schwarze behauptet hatte, konnte in dieser Zeit sehr viel geschehen. Der Einfluss falscher Freunde würde nur sehr schwer zu unterbinden sein, wenn das Mädchen erst einmal Vertrauen gefasst hatte.
    Bei Einbruch der Dämmerung hatte Finearfin damit begonnen zu erkunden, wie sie am besten auf die Annaha gelangen und sich dort verstecken konnte.

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