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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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würde - wenn er nicht gerade klitschnass und völlig entkräftet war.
    Es war nicht Finearfins Art, vor einer Gefahr zurückzuschrecken. Diesmal jedoch waren die Furcht zu fallen und der Gedanke an das kalte Wasser Grund genug, den ersten Schritt immer weiter hinauszuzögern. Zweimal noch setzte sie den Fuß auf das Tau und zweimal zog sie ihn wieder zurück.
    Am Ende war es das ohrenbetäubende Kreischen des Dämons, das ganz in der Nähe über den Häusern aufstieg, das sie handeln ließ. Sie kniete sich hin, packte das Tau mit den Händen, kroch vorwärts, schlang auch die Beine darum und begann, langsam auf das Schiff zuzurobben. Handspanne um Handspanne sah sie die
Reling der Annaha näher kommen, während ein roter Schein über den niedrigen Häusern von der Rückkehr des Untiers kündete, dessen finstere Anderweltaura ihr die Kehle zuschnürte.
    »Schneller, schneller«, spornte sie sich selbst in Gedanken an und verlangte ihren kältestarren Gliedern das Letzte ab.
    Die Hälfte der Strecke lag hinter ihr, als der Dämon sie entdeckte. Sein triumphierendes Brüllen hallte in ihren Ohren wieder, während er wie eine albtraumhafte Ausgeburt sinnloser Zerstörungswut die Kaistraße entlang auf sie zufegte.
    Finearfin wusste, dass die feurigen Geschöpfe der Anderwelt das Wasser fürchteten, sie wusste aber auch, dass die Gier nach Beute oft stärker war. Eine volle Mannslänge trennte sie noch von der Annaha . Zu viel, um sich in Sicherheit zu wiegen. Schon spürte sie die Hitze, die von dem Flammenwesen ausging, und sah den rötlichen Schein seines Körpers sich ausweiten, als es sich auf der Kaimauer zu voller Größe aufrichtete und das Tau, an das sie sich klammerte, mit beiden Händen packte. »Nein!« Finearfin blieb fast das Herz stehen. Instinktiv klammerte sie sich an dem Seil fest. Keinen Augenblick zu früh. Im gleichen Moment, da sie den Plan des Dämons durchschaute, begann dieser auch schon, an dem Tau zu zerren und es wild hin und her zu bewegen, als wollte er einen reifen Apfel vom Baum schütteln.
    Nicht hinsehen! Ich darf ihn nicht ansehen! Finearfin keuchte. Sie hatte alle Mühe, sich festzuhalten. An ein Fortkommen war nicht zu denken. Hilflos war sie dem Wüten der Bestie ausgeliefert, die Gefallen an dem Spielchen zu finden schien. Finearfins Muskeln waren zum Zerreißen gespannt. Sie spürte, wie ihre Kräfte mehr und mehr schwanden, und ahnte, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ihre Gliedmaßen ihr den Dienst versagten. Schon jetzt hatte sie den harten Stößen und Schlägen kaum noch etwas entgegenzusetzen …
    Ein gellender Schrei löste sich aus Finearfins Kehle, als ein besonders heftiger Schlag sie zur Seite kippen ließ und ihren Beinen
den Halt raubte. Wie eine Puppe hing sie nun an dem Tau, die Arme verzweifelt um das dicke Seil geschlungen, während die Füße dem Wasser bedrohlich nahe kamen. Der Dämon wähnte sich als Sieger. Sein irres Lachen erfüllte die Luft, während er weiter wie ein Besessener an dem Seil zerrte und zog.
    Die dünne Rauchfahne, die sich unter seinen glutheißen Klauen hervorstahl und binnen weniger Augenblicke zu einer Rauchwolke wurde, bemerkte Finearfin gerade noch rechtzeitig, um sich auf das vorzubereiten, was kommen würde. Mit einer enormen Kraftanstrengung gelang es ihr, die Beine wieder um das Tau zu schlingen, ehe dessen Ende in Flammen aufging und dem Dämon aus den Händen rutschte.
    Der zornige Aufschrei der Bestie übertönte das Krachen, mit dem Finearfins Körper gegen die Breitseite der Annaha schlug. Die Wucht des Aufpralls raubte ihr den Atem, während ein beißender Schmerz in der linken Schulter ihr klarmachte, dass sie jeglichen Zweihandkampf in der nächsten Zeit vergessen konnte. Das alles erschien ihr in diesem Moment aber nebensächlich. Dass sie dem Dämon entkommen war und den Halt nicht verloren hatte, war alles, was zählte. Obwohl sie sich kurz zuvor noch darüber geärgert hatte, war sie nun froh, dass die Schiffe im Hafen von Arvid immer einen großen Abstand zur Kaimauer hielten, um die Wesen der Anderwelt fernzuhalten. Die drei Mannslängen Wasser waren ein natürliches Bollwerk gegen die Dämonen, und wenn sie auch die sprunggewaltigen Nachtmahre nicht immer von einem Besuch auf dem Oberdeck abhielten, so verhinderte die breite Kluft doch, dass die hölzernen Schiffsrümpfe des Nachts in Flammen aufgingen.
    Während der Dämon am Kai tobte und glühenden Geifer versprühte, zog sich Finearfin mit letzter Kraft

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