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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Vergleich geradezu königlich. Wie es wohl sein mochte, darin zu schlafen?
    »In der Truhe sind Kleider für dich«, hörte sie Melrem in ihre
Gedanken hinein sagen. Sie drehte sich um und sah, dass er den Deckel der Holztruhe geöffnet hatte, die übervoll war mit Kleidungsstücken. »Großmutter meinte, sie müssten dir passen. Such dir aus, was dir gefällt.«
    Zögernd trat Caiwen vor und nahm ein langes hellblaues Kleid heraus. Es war aus einem glänzenden, fließenden Stoff gearbeitet und viel zu schön, um es an Bord eines Schiffes zu tragen.
    »Gefällt es dir?«, fragte Melrem.
    »Es ist wunderschön.« Caiwen konnte den Blick nicht von dem Kleid abwenden. Wie die anderen Mädchen auf dem Riff hatte auch sie immer davon geträumt, so etwas zu besitzen. Und nun stand eine Truhe mit mehr als einem Dutzend solcher Gewänder vor ihr. Sie konnte ihr Glück kaum fassen und wusste doch, dass sie das Kleid niemals anziehen würde. »Wem gehören die Kleider?«, fragte sie.
    Ein Schatten huschte über Melrems Gesicht. »Sie gehörten meiner Mutter. Meine Großmutter konnte sich nicht davon trennen.«
    »Was ist mit deiner Mutter?«, fragte Caiwen, der Melrems plötzliche Traurigkeit nicht entgangen war.
    »Sie ist tot.«
    »Oh, das … das tut mir leid.«
    »Es ist schon lange her. Sie war mit dir auf dem Schiff, das am Riff zerschellte.«
    Caiwen horchte auf. »Was weißt du über das Schiff?«
    »Nicht viel«, räumte Melrem ein. »Nur dass meine Mutter und deine Mutter zusammen an Bord waren. Du warst damals noch sehr klein. Ein Säugling. Niemand wusste, dass du das Unglück überlebt hast. Alle anderen ertranken im Sturm.«
    »Waren unsere Mütter befreundet?«, wollte Caiwen wissen.
    »Sie sind sich auf dieser Reise sicher nähergekommen«, erwiderte Melrem. »Beide waren auf dem Weg zur Feuerinsel, wo eine Gruppe von Elfen lebt. Meine Mutter wusste, dass die Reise
gefährlich war, und wollte deine Mutter nicht allein fahren lassen.« Er seufzte. »Am Ende hat auch sie das Schicksal nicht aufhalten können.«
    »Wir haben beide an diesem Tag unsere Mutter verloren.« Zum ersten Mal, seit sie von ihrer Herkunft erfahren hatte, regte sich in Caiwen eine tiefe Trauer um ihre leibliche Mutter.
    »Ja, aber du hast überlebt.« Melrem straffte sich und lächelte. »Und das ist ein Grund zur Freude.« Er deutete auf die Truhe und fragte: »Und? Ist etwas für dich dabei?«
    »Ich weiß nicht.« Caiwen zögerte. »So etwas Feines habe ich noch nie getragen. Meine Kleider stammen alle aus Kisten, die nach den Stürmen am Strand angespült wurden.«
    »So sehen sie auch aus.« Melrem maß Caiwens geflickte Sachen mit einem geringschätzigen Blick. »Diese Lumpen kannst du nicht länger tragen. Sie gehören einer Vergangenheit an, die du schnell vergessen solltest.« Er zog eine helle Bluse aus der Truhe, lächelte und reichte sie Caiwen mit den Worten: »Das ist die Zukunft.«
    Caiwen nahm die Bluse entgegen, hielt sie vor sich und fragte ganz unvermittelt: »Hast du meine Mutter gekannt?«
    Die Frage überraschte Melrem. Er räusperte sich verlegen und sagte: »Nicht sehr gut. Ich bin ihr nur ein paarmal begegnet. Meine Mutter und meine Großmutter kannten sie besser.«
    »Erzähl mir von ihr!«
    »Sie war sehr schön. Du siehst ihr ähnlich.« Melrem verstummte, überlegte etwas und sagte dann: »Und sie war klug. Menschen und Elfen begegneten ihr mit großem Respekt.«
    »Was weißt du noch?«
    »Ich weiß, dass du dich jetzt waschen und umziehen solltest«, wechselte Melrem abrupt das Thema. »Der Kapitän erwartet uns zum Essen.«
    »Ich würde aber gern mehr über meine Mutter erfahren.«
    »Später. Jetzt ist dazu keine Zeit.« Melrem winkte ab.

    »Der Kapitän hat gesagt, du würdest mir alle Fragen beantworten.«
    »Der Kapitän hat auch gesagt, dass er mit dir speisen möchte.« Melrem ließ sich nicht erweichen. »Und was der Kapitän wünscht, hat auf diesem Schiff Vorrang. Also such dir etwas aus und mach dich bereit. Ich hole dich dann später zum Essen ab.« Er drehte sich um und ging zur Tür.
    »Warte!«
    »Was ist?«
    »Gibt es denn keine Hose?« Caiwen griff mit beiden Händen in die Truhe, hob einen Berg von Kleidern hoch und ließ sie wieder fallen.
    »Die Frauen in Tamoyen tragen keine Hosen.«
    »Und ich trage keine Röcke.« Caiwen war verärgert, weil Melrem nicht mehr über ihre Mutter sprechen wollte, und machte sich nicht die Mühe, es zu verbergen. »Dann muss ich wohl meine alte Hose

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