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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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war.

    »Ein Mhorag!«
    »Bei den Göttern!«
    »Mar-Undrum sei uns gnädig.«
    »Das ist das Ende!«
    Finearfin hörte die Schreie der Matrosen und spürte ihre Hilflosigkeit und Angst so deutlich, als wären die Gefühle ihre eigenen. Sie wünschte, sie könnte sehen, was an Deck vor sich ging, aber die Matrosen waren sehr nah, und die Vorsicht hielt sie davon ab, die schwere, ölgetränkte Plane anzuheben, die sie vor den Blicken der Männer schützte.Wohl zum hundertsten Mal verlagerte sie ihr Gewicht, um ihre schmerzenden Glieder zu entlasten, und zum ebensovielten Mal stellte sie fest, dass es an ihrem Körper keine Stelle mehr gab, die nicht wehtat.
    Seit sie dem Dämon entkommen war, war die Sonne zweimal auf- und einmal untergegangen. Das war auch für eine Elfe eine lange Zeit, vor allem wenn sie sie unter einer Plane im Rumpf eines der Beiboote der Annaha verbringen musste. Dabei hatte alles ganz gut begonnen. Ihre nasse Kleidung hatte Finearfin in der eisigen Luft sehr zu schaffen gemacht. Deshalb war sie froh und erleichtert gewesen, in dem Boot nicht nur eine Notration an haltbaren Nahrungsmitteln vorzufinden, sondern auch eine Handvoll Decken. Die Decken hatten sie gewärmt, während die Nüsse und das gesalzene Fleisch ihr die Kraft gegeben hatten, die Erschöpfung aus ihrem Körper zu verdrängen. Geschlafen hatte sie nur wenig.
    Als der Ausguck »Riffinsel voraus!« gemeldet hatte, war es kurz brenzlig geworden. Sie hatte fest damit gerechnet, dass man ihr Boot zu Wasser lassen würde, und erst aufgeatmet, als sich die Männer für zwei andere Boote entschieden hatten.
    Inzwischen waren die Boote und ein Teil der Besatzung schon eine ganze Weile fort. Aus den Gesprächen der Zurückgebliebenen, die von der Reling aus beobachteten, wie es den Männern in den Booten erging, hatte Finearfin erfahren, dass sich die
Mannschaft vor allem vor den Geistern fürchtete, die auf dem Riff umgehen sollten. Sie hatte die überraschten Ausrufe gehört, als die Männer ein blondes Mädchen am Strand entdeckten, und vernommen, dass die Boote offenbar von einem der Geister verfolgt worden waren …
    … und jetzt ein Mhorag!
    Finearfin hatte einen alten Seemann in einer Taverne im Hafen von den gefürchteten Seeungeheuern sprechen gehört. Es war eine gruselige Geschichte gewesen, von zerschmetterten Planken und Dutzenden Männern, die das Untier angeblich verspeist hatte. Vor ein paar Nächten hatte sie noch darüber geschmunzelt. Für sie gehörten solche Berichte eindeutig in das Reich der Mythen und Legenden. Sie war überzeugt gewesen, dass nicht ein Fünkchen Wahrheit darinsteckte - aber jetzt war sie sich plötzlich nicht mehr so sicher.
    Finearfin biss sich auf die Unterlippe. Wenn sie doch nur etwas sehen könnte. Vorsichtig hob sie die Plane ein winziges Stück an und spähte aus dem Dunkel in das grelle Sonnenlicht. Es dauerte einige Herzschläge, bis sich ihre Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten, aber selbst danach war der Anblick eine Enttäuschung. Alles, was sie sehen konnte, waren die Rücken von etwa zwanzig Matrosen, die an der Reling standen.
    »Da! Er kommt. Bei den Toren der Anderwelt, was hat er da im Maul?«
    »Das ist einer von uns! Jetzt ist es aus.«
    »Sie sind verloren.«
    »Wir sind verloren!«
    »Betet für sie!«
    »Betet lieber für uns.«
    Dem hastig geführten Wortwechsel war nur schwer zu entnehmen, was auf dem Wasser vor sich ging. Offenbar hatte sich der Mhorag den Booten genähert, die zur Insel gerudert waren.
    »Bei den Göttern.« Einer der Matrosen drehte sich um. Finearfin
ließ hastig die Plane los und saß wieder im Dunkeln. Sie bangte um das Leben des Mädchens und wünschte, sie könne ihm helfen. Aber sie durfte ihr selbst gewähltes Gefängnis nicht verlassen. Alles, was sie tun konnte, war hoffen und warten.
    »Seht doch, er tut ihnen nichts.«
    »Unglaublich!!«
    Finearfin horchte auf. Statt Furcht lag jetzt ungläubiges Staunen in den Stimmen der Seeleute. Hoffnung keimte auf. Eine Hoffnung, die sich auch auf Finearfin übertrug. Obwohl sie nichts sehen konnte, spürte sie, dass sich die dramatische Lage grundlegend geändert hatte.
    Wenig später wurden die Matrosen aus den Booten mit lautem Jubel an Deck begrüßt.
    Obwohl es ein großes Wagnis war, beschloss Finearfin, einen Blick nach draußen zu wagen. Sie musste das Mädchen sehen. Sie musste wissen, ob der Schwarze ihr die Wahrheit gesagt hatte. An Deck herrschte ein solches Durcheinander,

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