Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
anbehalten.«
    »Auf keinen Fall.« Melrem schüttelte energisch den Kopf. »Ein Rock ist die angemessene Bekleidung für eine Frau aus Tamoyen. Es wäre schön, wenn du dich rechtzeitig daran gewöhnst.«
    »Und wenn ich nicht will?« Caiwen schob trotzig die Unterlippe vor. »Du hast die Wahl: Entweder ich bekomme eine Hose oder ich gehe in dieser hier zum Kapitän.«
    »Du bist ganz schön dickköpfig.« Melrem seufzte.
    »Wie meine Mutter?«
    »Wie alle Elfen.«
    »Dann bekomme ich eine Hose?«
    »Wenn ich in der Kleiderkammer der Matrosen eine passende finde.« Melrem gab sich geschlagen.
    »Danke.« Caiwen schenkte Melrem ein Lächeln. Sie war immer noch ärgerlich, aber der kleine Triumph entschädigte sie ein wenig für das unterbrochene Gespräch. Während Melrem die Kajüte verließ, suchte sie in der Truhe nach einer Weste, die sie
über der Bluse tragen konnte. Dabei kam sie nicht umhin, die wunderschönen Kleider zu bewundern, die Melrems Mutter gehört hatten. Die unbekannte Großmutter musste wirklich sehr wohlhabend sein. Durin hatte nicht zu viel versprochen.
     
    Bald darauf stand sie frisch gewaschen und mit sorgfältig gekämmten Haaren vor dem Spiegel und bewunderte die junge Elfe mit dem glänzenden Haar, die ihr entgegenblickte. Es war das erste Mal, dass sie sich auf diese Weise betrachten konnte. Verrina hatte zwar auch einen Spiegel besessen, aber der war viel kleiner gewesen, alt und blind und von so vielen Rissen durchzogen, dass man sich darin kaum erkennen konnte. Dieser hier war so klar wie das Meer bei Windstille und machte Caiwen ihre Verwandlung mehr als deutlich.
    Wie sie so dastand und mit den Augen den zarten Rundungen ihres Körpers folgte, die unter der dünnen Bluse erst richtig zur Geltung kamen, fühlte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich als Frau.
    Sie probierte sogar ein paar Röcke an, stellte aber schnell fest, dass sie viel zu unbequem waren, um sich darin frei bewegen zu können. »Und wenn ich hundert Winter in Tamoyen lebe«, sagte sie zu sich selbst, während sie die Röcke zusammenknüllte und in die Truhe warf, »einen Rock ziehe ich ganz gewiss nicht an.«

SAPHRAX
    V ereinzelte Sonnenstrahlen brachen durch die Wolken, die am Nachmittag aufgezogen waren, spiegelten sich auf der ruhigen Oberfläche des Ozeans und ließen das Wasser wie flüssiges Gold schimmern.
    Durin blinzelte. Er stand allein am Heck der Annaha , den Blick in die Ferne gerichtet, und hing seinen Gedanken nach. Weit im Westen erhoben sich die Klippen der Riffinseln über dem Wasser, ein kurzer dunkler Streifen am Horizont, wie eine natürliche Grenze zwischen dem Meer und dem Himmel.
    Durin schaute nach oben. Über ihm knarrten die Wanten, wenn der schwache Westwind kurz auflebte und in die Segel fuhr. Die Annaha machte nur wenig Fahrt, ganz so als wollte eine höhere Macht verhindern, dass Caiwen fortgebracht wurde.
    Caiwen. Durin ballte die Fäuste und spie ins Wasser.
    Nachdem sie an Bord gekommen waren, hatte Melrem das Elfenmädchen sofort unter seine Fittiche genommen. Maeves Enkel hatte es nicht direkt gesagt, aber Durin spürte, dass er nicht mehr gebraucht wurde. Er hatte Caiwen an Bord geholt, so wie Maeve es ihm aufgetragen hatte, und würde in Arvid seinen Lohn dafür erhalten. Was mit Caiwen geschah, ging ihn nichts mehr an.
    Durin verzog das Gesicht, als ein stechender Schmerz durch
sein verletztes Bein schoss. Der Schiffsheiler hatte sich von Caiwens Arbeit beeindruckt gezeigt. »Du kannst von Glück sagen, dass sie dir geholfen hat. Ohne ihre fachkundige Hilfe wärst du verblutet.«
    Durin fluchte leise und wartete darauf, dass der Schmerz nachließ. Allen Hindernissen zum Trotz war er erfolgreich gewesen. Er hätte zufrieden sein können, aber er war es nicht. In wenigen Sonnenaufgängen würde die Wunde verheilt sein. Dann würde ihn nur noch die Narbe an das Abenteuer auf dem Riff erinnern - und daran, dass er in Caiwens Schuld stand. »Das ist nicht gut«, murmelte er vor sich hin und schüttelte den Kopf. »Nicht gut.«
    »Erbrichst du jetzt auch schon bei Windstille?« Saphrax kam angeflogen und landete flügelschlagend neben ihm auf der Reling. »Tss, tss … ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm um dich steht.«
    »Tut es auch nicht.« Durin blickte die Raubmöwe von der Seite an. »Wo warst du?«, fragte er barsch.
    »He, ist das der Ton, in dem man seinen Freund begrüßt?« Saphrax schüttelte unwillig das Gefieder. »Ein wenig höflicher könntest du

Weitere Kostenlose Bücher