Das Vermaechtnis der Hexen
Halfter, neue Steigbügel und so weiter. Alles war dabei, sogar ein Putzkasten, mit allem Drum und Dran. Ich umarmte alle und dankte ihnen. Als nächstes kam ein Geschenk von Karins Familie. Es war ein sehr altes Buch. Den Titel konnte ich nicht lesen. Auch ihnen dankte ich.
Von Róse bekam ich zwei weitere Kleider - das eine weiß, das andere rot, beide aus Seide. Rob, Nick, Carmen und Charlie schenkten mir Gutscheine für Flugtickets. Mehrere sogar. Ich durfte mir aussuchen, wohin die Reise gehen sollte. Von den anderen Gästen bekam ich Blumen, Bücher, Snacks für Lacsine und so weiter. Ich bedankte mich bei allen herzlich.
Meine Eltern schenkten mir ein altes Familienerbstück, ein Amulett. Dort war das Familienwappen von meiner Ururururur ... (wie viele Urs es waren, weiß ich nicht mehr, jedenfalls eine ganze Menge) Großmutter darauf abgebildet. Es wurde immer von der Mutter an die Tochter gegeben.
Meine Grandma schenkte mir einen sehr alten, aber immer noch einzigartigen Spiegel und auch von meinen anderen Verwandten bekam ich je ein Familienerbstück. Eines davon war ein sehr altes Buch und eine kleine schwarze Truhe, mit einem Wappen auf beiden Seiten darauf. Die Truhe konnte man nur mit einem Schlüssel öffnen, den würde ich aber erst morgen bekommen. Auf meine Frage nach dem Warum, erhielt ich nur die Antwort, dass das eben so sei und ich mich gedulden solle - Widerspruch war zwecklos, sie blieben hart, bis ich schließlich aufgab.
Wir feierten erst einmal ausgiebig und tanzten bis zum Essen.
Nach dem Essen kam Jas zu mir und bat mich um einen Spaziergang. Wir gingen am Waldrand entlang. Irgendwann hielt er inne und sah mich lange an.
»Du siehst wunderschön aus, Vanessa. Ich kann gar nicht fassen, dass du mit mir zusammen bist. Du bist jetzt das Wichtigste in meinem Leben.« Er hielt inne und trat näher heran. »Streck deinen rechten Arm aus.« Ich tat wie geheißen. »Und jetzt mach deine Augen zu.« Ich schloss meine Augen und spürte etwas an meinem Handgelenk und gleich darauf an meinem Mittelfinger. Neugierig öffnete ich die Augen und sah an meinem Arm ein schmales Armband. Es glitzerte im Licht. An meinem Finger steckte ein zierlicher
Ring. Er wirkte sehr zerbrechlich, glänzte aber wie verrückt.
»Das sind Brillanten. Gefallen sie dir?« Ich blickte zu Jas auf. Dann warf ich mich in seine Arme und küsste ihn. Es gefällt mir sehr, dachte ich. Er schmunzelte.
Wir gingen zurück zu den anderen. Meine Freunde und ihre Eltern verabschiedeten sich kurz vor Mitternacht. Es war kühl geworden und wir gingen ins Haus. Es waren nur noch die Figaros, meine Familie und entfernte Verwandte da. Karins Familie hatte sich höflich verabschiedet und Jas sagte mir, sie sind weitergezogen und haben sich etwas zu essen besorgt. Ich schauderte bei diesem Gedanken. »Ist dir immer noch kalt?« Ich schüttelte den Kopf.
Meine Mutter wandte sich an mich: »Vanessa. Ich will dir etwas erzählen.« Sie nickte kurz meiner Grandma zu und diese ging schnell aus dem Zimmer. Meine Mutter sprach zu den anderen. »Ich möchte euch bitten, ins Wohnzimmer zu gehen. Wir kommen gleich nach. Ich möchte nur kurz mit meiner Tochter allein sprechen.« Alle gingen und wir blieben allein in der Küche zurück.
Verwirrt drehte ich mich zu meiner Mutter um. Dann kam meine Grandma zurück und brachte den Spiegel, das Buch und die Truhe herbei. Sie stellte alles vor uns hin und stand dann vor mir. Meine Mom sprach weiter. »Schatz, du bist jetzt siebzehn Jahre alt und das ist in unserer Familie etwas Besonderes.« Sie hielt kurz inne. »Ich mach es kurz: Du bist eine Hexe, Vanessa. Vorhin, bei der Mondfinsternis, hast du
da etwas gespürt?«
Sie sah mich fragend an. Ich überlegte. Tatsächlich hatte ich etwas gespürt. »Ja, das habe ich. An meinen Handflächen.«
Mom nickte. »Das dachte ich mir. Eine Mondfinsternis ist etwas sehr Besonderes. Sie findet alle zweihundert Jahre statt, und immer, wenn der siebzehnte Geburtstag einer aus unserer Reihe auf diesen Tag fällt, wird sie eine der mächtigsten Hexen, die es jemals gab. Und das ist wirklich selten.«
Ich hörte ihr aufmerksam zu. Sie begann zu erzählen: »Vor ungefähr achthundert Jahren, wurde ein Mädchen geboren, das später zur mächtigsten Hexe des Universums wurde. Ihr Name war Marie. Aber alle nannten sie Lidle Marie, weil sie sehr klein blieb. Mit siebzehn legte sie erfolgreich mehrere Hexenprüfungen ab und man erkannte in den späteren Jahren, dass sie
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