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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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ignorieren würde.
    „Also, worum geht es?“
    Sie sah mit ihrem warmen, zauberhaften Lächeln zu ihm auf: „Ich muss mit Pierre sprechen. Er und der brochonische Untergrund sind wichtig für das Gelingen unseres Plans.“
    „Das weiß ich. Aber ich dachte, du könntest ihn nicht erreichen.“
    „Zumindest nicht, ohne sämtliche Druiden Lapraks zu alarmieren. Und darum brauche ich deine Hilfe.“
    Offensichtlich war für sie alles Notwendige gesagt.
    „Larenia?“, fragend blickte sie zu ihm auf, „was genau erwartest du von mir?“
    Übergangslos wurde sie ernst: „Du musst sie ablenken, sie irreführen … Ich weiß, dass ich viel von dir verlange, aber –“
    „Darum geht es nicht. Ich würde mehr als das tun, um dir zu helfen“, er sah in ihre dunkelblauen Augen und staunte über die Intensität dieses Blickes, „bist du sicher, dass es das Risiko wert ist? Ein kleiner Fehler, ein winziger Moment der Unkonzentriertheit kann uns mehr als unser Leben kosten.“
    „Ich bin sicher“, sie sprach sehr leise und mit absoluter Gewissheit.
    „Dann lass mir ein paar Tage Zeit, um Pierre zu finden und mehr über die Druiden von Laprak in Erfahrung zu bringen“, einen Augenblick lang sah er sie noch vollkommen ernst an, dann mischten sich Belustigung und Missbilligung in seinen Gesichtsausdruck, „und hör bitte damit auf, nachts durch den Schneesturm zu wandern, mich aus dem Tiefschlaf zu reißen und mein Bett nass zu tropfen.“
    Sie riss die Augen auf und blickte ihn voll gespielter Unschuld an. Dann lächelte sie übermütig und beinahe unverschämt fröhlich. Bevor Arthenius noch etwas sagen konnte, sprang sie auf und verließ den Raum.
    Eine Weile sah er ihr nachdenklich nach. Dann wandte er den Blick ab. Inzwischen färbte sich der Himmel grau, das erste Tageslicht eines weiteren eisigen Wintertages. Es war der Morgen des fünften Sédécia, des zwölften Monats des Jahres. Der Winter hatte seinen Höhepunkt erreicht, in kurzer Zeit würden sie Wintersonnenwende feiern. Seufzend drehte Arthenius sich um. Ihm blieben sieben, höchstens zehn Tage, um alle notwendigen Informationen zu bekommen.
     
    „Bist du sicher, dass dies eine gute Idee ist?“, nervös blickte Pierre über seine Schulter zurück die Straße entlang, „die Menschen starren uns an.“
    Rowena, die neben ihm durch die breiten Straßen Butroks ging, sah lächelnd an ihm vorbei und nickte einem Mann, der sie von der anderen Straßenseite aus respektvoll grüßte, freundlich zu. Gleichzeitig strich sie besänftigend über den Arm des Kandari.
    „Sie starren nicht uns, sondern mich an. Immerhin bin ich Baruks Nichte. Außerdem“, gut gelaunt blinzelte sie zu ihm auf, „hättest du es kaum länger ertragen, untätig in meinem Zimmer zu sitzen.“
    Pierre erwiderte ihr Lächeln, blieb aber unruhig und wachsam. Er tastete nach dem Griff seines Schwertes, das er verborgen unter seinem Mantel trug, dann bemerkte er Rowenas fragenden Blick und ließ seine Hand wieder sinken.
    „Wahrscheinlich hast du recht“, murmelte er nach einer Weile. Sie hatten inzwischen die Hauptstraße verlassen und liefen jetzt durch ein sehr ärmliches Viertel am Außenrand der Stadt. Die Wege waren hier weniger belebt und Pierre war sichtbar erleichtert. Dennoch musterte er jeden Passanten misstrauisch.
    „Allerdings kannst du kaum Begeisterung von mir erwarten.“
    Noch während er diese Worte aussprach, erkannte er, dass er Rowena verletzt hatte. Sie hatte ihn zu diesem Ausflug überredet, um ihm ein paar Mitglieder der Untergrundbewegung vorzustellen und um ihm mehr von ihrem Volk, das sie liebte, zu zeigen. Seine Ablehnung kränkte sie. In Momenten wie diesem hatte sie das Gefühl, ihn niemals zu verstehen. Es führte ihr überdeutlich vor Augen, dass sie aus verschiedenen Welten kamen, dass sie Tradition und Ideologie und mehr als tausend Jahre Entfremdung trennten. Sie sah es in dem Blick, mit dem er seine Umgebung betrachtete. Dieser Blick schien tiefer zu reichen, sowohl das Gute und das Schlechte in jedem Einzelnen zu sehen. Doch was er über das, was er sah, dachte, konnte Rowena nicht erkennen. Aber sie spürte sehr wohl die Distanziertheit, mit der er die Menschen von Laprak und manchmal auch sie selbst beobachtete. Und dann glaubte sie, dass es niemals einen Weg über diesen Abgrund geben würde. Dennoch bemühte sie sich jetzt um ein, wenn auch sehr klägliches, Lächeln.
    Pierre seufzte: „So habe ich das nicht gemeint, Rowena. Ich weiß,

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