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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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sie an.
    „Warum bist du hier? Warum jetzt?“, sein Zorn überwog und er brauchte alle Selbstbeherrschung, um nicht loszuschreien, „ich hätte deine Hilfe gebraucht. Doch du sagtest, du könntest mir nicht helfen. Und jetzt tauchst du hier auf. Einfach so.“
    Larenia bewegte sich nicht, sie verzog nicht einmal das Gesicht, aber als sie schließlich sprach, hörte Pierre deutlich die Resignation in ihrer Stimme: „Was erwartest du von mir? Meine Kräfte mögen groß sein, doch sie hätten nicht gereicht, um dir zu helfen. Das weißt du ebenso gut wie ich. Auch jetzt kann ich nur mit Arthenius’ Unterstützung mit dir sprechen.“
    Pierre zwang sich zur Ruhe. Er wusste selber, wie ungerecht seine Vorwürfe waren. Aber ihre Gelassenheit war entnervend. In den letzten Monaten hatte er oft an sie und die anderen Gildemitglieder gedacht, voller Sorge und manchmal wütend, da er sich verraten fühlte. Jedoch war es nicht Larenias Schuld. Seine eigene Ungeduld hatte ihn in diese Situation gebracht. Seufzend wandte er den Blick von ihr ab und drehte sich zu Rowena um. Inzwischen konnte er sich sein Leben ohne die junge Frau kaum noch vorstellen. Auch jetzt lächelte er unwillkürlich, als er auf sie herabsah. Dann blickte er wieder zu Larenia. Dieses Mal konnte er ihren Blick ebenso beherrscht erwidern.
    „Also, worum geht es?“
    Es war unmöglich zu sagen, ob sie sein unversöhnlicher Tonfall verletzt hatte. Kühl und distanziert wie gewöhnlich musterte sie Pierre. Dann wanderte ihr Blick weiter zu Rowena und ein kurzes, spöttisches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Pierre folgte ihrem Blick. Als er sich wieder zu Larenia umdrehte, fühlte er sich sichtbar unbehaglich.
    „Siehst du das alles?“
    Sie antwortete mit einem Schulterzucken: „Nur das, was du mir zu sehen erlaubst. Ich nehme deine Gedanken wahr, nicht deine Umgebung“, sie konzentrierte sich wieder auf Pierre, „aber darüber wollte ich nicht mit dir sprechen“, sie zog die Augenbrauen zusammen. Ihre Gestalt flackerte, schien dann wieder an Substanz zu gewinnen. Dennoch klang ihre Stimme besorgt bei ihren nächsten Worten: „Ich weiß nicht, wie lange Arthenius die Druiden noch ablenken kann. Also höre mir gut zu. Wir haben nicht mehr viel Zeit bis zum Ende des Winters. Wenn wir diesen Krieg gewinnen wollen, müssen wir es schnell tun. Wir haben nicht die Kraft für ein weiteres Jahr der Belagerung und der Kämpfe.“
    Ungeduldig unterbrach Pierre sie: „Es geht um Askana? Du vergisst, dass es ursprünglich mein Plan war. Aber damit diese Falle zuschnappen kann, brauchst du die Unterstützung des brochonischen Untergrundes, der Kandari und deine magischen Kräfte. Es ist unmöglich, Larenia, vollkommen unmöglich.“
    „Das ist es nicht. Nicht, wenn du die Rebellen führst.“
    In diesem Augenblick fühlte Pierre ihre unglaubliche Willensstärke, die Kraft und Energie, die sich hinter ihrer zierlichen, nahezu zerbrechlichen Erscheinung verbarg. Es kostete ihn unendlich viel Mühe, sich aus ihrem Bann zu lösen.
    „Du verlangst zu viel, Larenia. Ich vertraue den Brochoniern nicht und sie misstrauen mir. Außerdem, selbst wenn ich die Widerstandskämpfer nach Anoria bringen könnte und wenn wir vor den Toren Askanas an der Seite der Anorianer kämpfen, wird es nicht reichen. Wir müssen nicht nur ihre Armee besiegen, sondern auch all ihre Druiden vernichten. Sonst wird es keinen Frieden in Metargia geben. Und dafür brauchst du die Kandari.“
    „Die Kandari sind mein Problem. Sie werden kommen“, es klang kalt und abweisend, aber Pierre kannte diesen Ton zu gut, um sich einschüchtern zu lassen.
    „Und wir brauchen deine Kräfte. Weißt du, was die Druiden mehr als alles andere wollen? Sie wollen dich vernichten, Larenia, und das werden sie tun. Auf die eine oder andere Weise“, leise und traurig fügte er hinzu, „denn falls es dir gelingt, die Druiden zu besiegen, wirst du dich selbst vernichten.“
    „Du übertreibst.“
    „Und du unterschätzt deine Situation“, antwortete er kaum hörbar, aber sehr scharf, „was glaubst du, was sie von mir wollten? Die Brochonier brauchen keine Informationen über Hamada oder Anoria. Ihr einziger, ernst zu nehmender Gegner bist du.“
    Er dämpfte seine Stimme zu einem eindringlichen Flüstern, um Rowena nicht zu wecken. Dabei trat er auf Larenia zu, so nahe, dass er durch ihre geisterhafte Erscheinung hindurchblicken konnte. Ihre Gestalt verschwamm vor seinen Augen und materialisierte sich

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