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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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„ich weiß nicht.“
    „Ich weiß, dass es gefährlich ist, doch du musst dich bald entscheiden“, François sprach leise und drängend, aber nicht länger zornig.
    „Es gibt keinen anderen Weg …“, sie ignorierte noch immer die anderen. Ihre Worte galten allein Arthenius. Nach einer Weile nickte er: „Ich weiß, aber ich lasse dich nicht allein gehen.“ Sie akzeptierte seine Entscheidung, ohne zu widersprechen.
    „Dann wartet die Wintersonnenwende ab“, es waren die ersten Worte, die Philipe sprach. Seine Stimme klang leise und tonlos und er ignorierte die fragenden Blicke der anderen. Nach einer Weile stimmte ihm François mit einem bedächtigen Nicken zu: „Philipe hat recht. Mir werden die Fürsten kaum zuhören, aber dir glauben sie. Jetzt, da Philipe Cordac gefunden hat, werden sie bald hier sein. Und wir können Julien bei diesem Kriegsrat nicht allein lassen.“
    Er warf Larenia einen letzten, prüfenden Blick zu, als versuche er zu ergründen, ob sie tatsächlich dazu in der Lage war, Laurent und die Fürsten von Anoria zu überzeugen. Doch ihre Miene war undurchdringlich. Mit einem Schulterzucken drehte François sich um und verließ den Raum. Philipus und Felicius folgten ihm. Ihre Schritte hallten von den steinernen Wänden wider und verklangen schließlich.
    „Ich kann nicht länger sehen, was geschehen wird“, auch Philipe richtete sich auf und wandte sich zum Gehen. Aber bevor er die Tür erreichte, drehte er sich noch einmal um und sah Larenia aus müden Augen an: „Die Zukunft wird nicht durch die Taten eines Einzelnen geformt, doch jetzt hängt das Schicksal in der Schwebe. Dies eine sage ich dir: Hast du Erfolg, dann gibt es Hoffnung. Falls du versagst, sehe ich nur noch Dunkelheit, denn dann wird es keine Zukunft für das Metargia, das wir kennen, geben.“
    Er ging und Larenia und Arthenius blieben allein zurück. Das bläuliche Licht begann zu verblassen, aber die Gildeherrin bemerkte es nicht. Sie fühlte nicht den kalten, rauen Stein an ihrem Rücken und unter ihren Fingern, als sie sich gegen die Wand lehnte, ebenso wenig wie sie die Dunkelheit wahrnahm, die kühle, feuchte Luft, die erdrückende Stille oder Arthenius’ besorgten Blick.
    Hamada … Zweihundertfünfundachtzig Jahre des Exils hatten die Erinnerung nicht auslöschen können. Noch heute fühlte sie die helle, heiße Wüstensonne. Wenn sie die Augen schloss, sah sie auch jetzt noch die unendliche Weite der Wüste vor sich, das Flimmern der Luft im Sonnenlicht und die Häuser von Anaiedoro, die mit der Wüste, deren Herz sie waren, verschmolzen. Im Vergleich dazu erschien Anoria dunkel und kalt, voller Gedanken über die Endlichkeit und Vergänglichkeit des Lebens. Es erfüllte den Geist der Menschen und Larenia, die es überdeutlich wahrnahm, konnte es nicht verstehen. Sie hatte gelernt, sich abzuschirmen, nicht zurückzublicken und dennoch …
    Es war ihre eigene Entscheidung gewesen, ihr Volk zu verlassen, doch manchmal zweifelte sie an ihrem Entschluss, bereute ihn, nur um zu erkennen, dass es keinen anderen Weg gegeben hätte. Damals hatte sie das Spiel der Bewahrer nicht durchschaut. Sie hatte nicht verstanden, welche Rolle sie selbst in ihren Plänen eingenommen hatte. Inzwischen begriff sie es. Nicht sie war es, die ihr Volk verraten hatte. Die Kandari hatten sich von der Widerstandsbewegung abgewandt, desinteressiert und kampfesmüde und sie war nicht mehr als ein Werkzeug in den Händen der Bewahrer gewesen, um den Willen des Volkes zu brechen. Dort konnte sie keine Hilfe erwarten. Es war Laurent, der König der Kandari, den sie überzeugen, dem sie die Augen öffnen musste. Sie hätte es auch damals gekonnt, doch sie hatte den falschen Weg gewählt. Nun musste sie in jene Welt zurückkehren, die nur noch der Traum eines Traumes war, und sich der Erkenntnis stellen, dass sie vergeblich gekämpft hatte vor mehr als zweihundert Jahren und dass die Zeit des Exils umsonst gewesen war.
    „Larenia?“
    Automatisch hob sie den Kopf und blickte in Arthenius’ warme, wissende Augen, ohne es zu registrieren. Sie hörte sich selbst sprechen in dem kühlen, distanzierten Tonfall, den sie perfekt beherrschte, ohne zu wissen, was sie sagte: „Es ist in Ordnung. Es macht mir nichts aus, Arthenius.“
    „So!“, mit zwei schnellen Schritten trat er auf sie zu und packte ihre schmalen Schultern. Er sprach mit ungewohnt heftiger Stimme weiter: „Es macht dir also nichts aus!“ Er fühlte sie zusammenzucken. Unter

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