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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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an: „Findest du? Bei diesen Anlässen habe ich immer das Gefühl, nicht die richtigen Worte zu finden“, er seufzte wieder, dann sah er seinen Sohn direkt an, „ich bin sehr stolz auf dich, weißt du.“
    Das überraschte Julius. Er hatte immer geglaubt, den Ansprüchen seines pflichtbewussten Vaters niemals genügen zu können.
    „Ich glaube, das habe ich dir viel zu selten gesagt“, beinahe schien es, als habe Julien die Gedanken seines Sohnes gelesen, „du hast unheimlich viel gelernt in letzter Zeit. Du bist in deine Aufgaben hineingewachsen, mehr als ich es mir je erhofft habe. Die Menschen lieben dich und sie vertrauen dir. Du wirst ein guter König sein, ein besserer, als ich es jemals war.“
    Erstaunt lauschte Julius den Worten seines Vaters. Er wusste nicht, wie er auf dieses unerwartete Lob reagieren sollte. Eine Weile standen sie einfach nur schweigend da, dann sprach Julien weiter.
    „Bald wird all das“, er vollführte eine weit ausholende Handbewegung, die ganz Anoria einschloss, „dein Reich sein. Es wird deine Aufgabe sein, das Land wieder aufzubauen. Ich hoffe, du erinnerst dich bei alldem an die alten Traditionen unseres Volkes.“
    Verwirrt nickte Julius. Erst dann erkannte er, was sich hinter den Worten des Königs verbarg.
    „Aber du wirst noch lange herrschen“, protestierte er, „gemeinsam werden wir Anoria wieder aufbauen. Du bist noch nicht alt.“
    Julien lächelte: „So erscheint es dir vielleicht. Aber meine Zeit neigt sich ihrem Ende zu. Ich habe Anoria dreißig Jahre lang regiert. Nun habe ich nicht mehr die Kraft für einen Neuanfang. Mein Lebenswerk wurde zerstört und meine Welt zerfiel in Trümmer. Die Zukunft erfordert die Tatkraft der Jugend und eine Zuversicht, die ich nicht mehr aufbringen kann. Du aber“, und bei diesen Worten mischte sich väterlicher Stolz in seine Stimme, „bist dieser Herausforderung mehr als gewachsen. Zusammen mit Elaine wirst du einen Weg finden, da bin ich mir sicher. Und sei nicht traurig darüber. Das Alte muss dem Neuen weichen, das hast du immer gewusst.“
    Einen Augenblick lang verharrte sein Blick noch auf den Überresten seiner Stadt. Dann wandte er sich abrupt ab: „Komm, lass uns gehen. Immerhin wollen wir heute deine Verlobung feiern.“
     
    Das Tageslicht verblasste bereits, als Julius erneut den Thronsaal betrat. Dieses Mal trug er seinen Festtagsanzug, allerdings kam er sich in der teuren Kleidung und seinem kostbaren Umhang, blau, in der Farbe seines Clans, sehr deplatziert vor. Zudem war er noch immer etwas verwirrt nach seinem Gespräch mit seinem Vater und gleichzeitig schrecklich nervös, ohne einen Grund dafür nennen zu können.
    Als er jetzt durch die Flügeltür trat, jubelte ihm ein Teil der Anwesenden begeistert zu. Überrascht blieb Julius stehen. Dass sich so viele mit ihm freuen würden, hatte er nicht erwartet. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er wirklich allen Grund zur Freude hatte. Es kam selten vor, dass Könige und Fürsten ihren Kindern die freie Entscheidung bei der Wahl ihrer Partner ließen. Er liebte Elaine und konnte sich kaum etwas Schöneres vorstellen, als sein Leben mit ihr zu verbringen.
    Er verharrte noch immer auf der Türschwelle, winkte den Jubelnden zu und grinste glückselig, als Dalinius zu ihm trat.
    „Glücklich?“
    Endlich ließ Julius den Arm sinken und drehte sich zu seinem Freund um: „Das kannst du dir gar nicht vorstellen“, er trat ein paar Schritte in den Saal und sah sich suchend um. Doch er konnte Elaine nirgendwo erblicken. So wandte er sich wieder Dalinius zu: „Hast du eigentlich Familie?“
    Sein Gegenüber schüttelte den Kopf: „Oh nein“, für einen Augenblick sah er beinahe traurig aus, doch dann bemerkte er Julius’ fragenden Blick und lächelte wieder, „ich bin der dritte Sohn eines kleinen Landadligen ohne Vermögen. Alles, was ich zu bieten habe, ist meine Stellung als Ratgeber des Königs, die leider nicht unbedingt zur Mehrung meines nicht vorhandenen Reichtums oder zu einem schnellen Aufstieg in der gesellschaftlichen Hierarchie führt. Zudem bin ich für eine Verbindung mit dem Hochadel des Königreiches zu unbedeutend. Würde ich aber ein Mädchen aus dem Volk auswählen, würde meine Familie wahrscheinlich wahnsinnig vor Wut.“ Julius nickte mitfühlend zu Dalinius’ Worten. Er kannte den Landadel gut genug. Die Familienehre ging ihnen über alles. Dalinius zuckte mit den Schultern: „Allerdings denke ich nicht, dass mich ihre Meinung noch

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