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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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jungen Prinzen zu Arthenius, der in einer Ecke des Saales saß und mit seinem Bruder sprach. Für einen kurzen Augenblick wurde ihr Gesichtsausdruck weich. Es ließ sie verletzlich und beinahe menschlich aussehen. Dann wandte sie sich wieder an Julius und musterte ihn auf diese charakteristische, unterkühlte Art. „Genieße den Abend. Wahrscheinlich ist es der letzte für lange Zeit.“
     
    Währenddessen saßen Arthenius und Felicius auf einer Bank auf der anderen Seite des Thronsaals. Sie lehnten an der Wand und unterhielten sich. Eigentlich war es Felicius, der sprach. Sein Bruder beschränkte sich auf gelegentliche, belanglose Kommentare, ohne zuzuhören. Dabei musterte er finster seine Umgebung. Nach einer Weile bemerkte Felicius sein Desinteresse und sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
    „Was ist eigentlich mit dir los? Du siehst aus, als habe man dir deinen kostbarsten Besitz gestohlen.“
    Ein kurzer, ungehaltener Blick war Arthenius’ einzige Reaktion, bevor er sich wieder abwandte und quer durch den Raum starrte. Das war ungewöhnlich, überlegte Felicius. Normalerweise war gerade Arthenius die personifizierte Ausgeglichenheit. Er verlor nie die Beherrschung, sprach kaum ein unüberlegtes Wort. Umso erstaunlicher erschien seine düstere Miene. Er wirkte … nicht unbedingt unglücklich, sondern eher verletzt. Jetzt folgte Felicius seinem Blick und erkannte Larenia, die mit Julius sprach. Nun, eigentlich wirkte ihre Unterhaltung, zumindest aus dieser Entfernung, eher wie zwei Selbstgespräche, die parallel abliefen, denn sie blickten beide in verschiedene Richtungen. Zwischen den dunkel gekleideten Menschen sah Larenia mehr denn je überirdisch und entrückt aus. Und gleichzeitig haftete ihr etwas Unwirkliches, Dissonantes an, das sich nicht allein durch ihr weißes Haar, ihre sonderbaren blauen Augen oder ihre magischen Fähigkeiten erklären ließ. Felicius konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Er hatte immer befürchtet, dass diese Beziehung fatal enden würde, auch, wenn er es nicht erklären konnte. Er hatte Larenia sehr gern. Tatsächlich war es schwer, sie nicht gernzuhaben, zumindest, wenn sie nicht gerade kalt und abweisend war. Sie und Arthenius schienen einfach zusammenzugehören. Und dennoch … Vielleicht lag es nur daran, dass Felicius diese an Besessenheit grenzende Liebe nicht verstehen konnte, doch in seinen Augen konnte all das letztendlich nur Leid und Schmerz für beide bedeuten.
    Jetzt hätte er gern das gespannte Schweigen gebrochen und erfahren, was seinen Bruder so gekränkt hatte. Allerdings würde Arthenius es ihm kaum freiwillig erzählen. Gleichzeitig bemerkte Felicius seine immer finsterer werdende Miene, als er Larenia und Julius beobachtete.
    „Oh, ich verstehe“, spöttelte Felicius mit feinsinnigem Lächeln, „du bist eifersüchtig.“
    „Was!?“, Arthenius hatte lauter gesprochen als beabsichtigt.
    Zwei junge Männer, Freiwillige aus einem der umliegenden Dörfer, die in ihrer Nähe standen, drehten sich erschrocken um und sahen sie dann, als sie sich überzeugt hatten, dass kein Grund zur Sorge bestand, neugierig an. Nach einer Weile allerdings kamen sie zu dem Schluss, dass es nichts zu sehen gab. Dennoch sprach Arthenius erst nach einer längeren Pause und deutlich leiser in ihrer eigenen Sprache weiter: „Ich bin nicht eifersüchtig “, dann bemerkte er Felicius’ gutmütiges Lachen und verstummte. Er schwieg einige Zeit, bevor er hinzufügte: „Ich verstehe sie nicht mehr. Sie ist so verschlossen und distanziert. Sie hat seit dem Kriegsrat nicht mehr mit mir gesprochen als unbedingt notwendig. Ich dachte immer, Larenia würde mir vertrauen. Warum sagt sie mir nicht, was los ist?“
    Felicius runzelte nachdenklich die Stirn. „Ich glaube nicht, dass sie sich anders verhält als gewöhnlich“, sagte er schließlich, „es ist nur das erste Mal, dass sie dich so behandelt. Aber Larenia hat gewöhnlich gute Gründe für ihr Handeln. Warum fragst du sie nicht?“
    Arthenius warf seinem Bruder einen kurzen, zynischen Blick zu, bevor er seine graublauen Augen wieder auf die schlanke Gestalt der Gildeherrin richtete: „Und du glaubst, sie würde mir antworten?“
    Felicius zuckte mit den Schultern: „Wenn sie nicht ein wirklich gutes Gegenargument hat.“
    Mit einem tiefen Seufzen schüttelte Arthenius den Kopf: „Sie wird es mir nicht sagen“, doch noch während er diese Worte aussprach, wurde sein Gesichtsausdruck weich und in seiner Stimme schwang die

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