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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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seine Frau, die bereits seit fünfzehn Jahren tot war. Elaine war ihr Ebenbild. Sie sah ihrer Mutter so ähnlich, dass es Logis manchmal schwerfiel zwischen der Wirklichkeit und seinen Erinnerungen zu unterscheiden.
    Jetzt endlich breitete sich so etwas wie Feiertagsstimmung unter den Menschen aus. Es wurde viel gegessen und noch mehr getrunken. Ein paar Männer stimmten die Lieder an, die traditionell zu diesem Fest gehörten. Zwar sangen sie nicht besonders gut, wie Julius respektlos bemerkte, aber dafür mit großer Begeisterung, laut und ziemlich lang anhaltend. Nur wichen die förmlichen Balladen bald Trinkliedern, die unter normalen Umständen niemand vor dem Hochkönig Anorias gesungen hätte.
    Aus einiger Entfernung beobachtete Larenia das ausgelassene Treiben mit einem versonnenen Lächeln. Allerdings war sich Philipus, der leise hinter sie trat, nicht sicher, ob sie ihre Umgebung wirklich wahrnahm. Normalerweise ließ ihr glasiger, in weite Ferne gerichteter Blick auf weit fortgeschrittene Geistesabwesenheit schließen.
    „Ich hoffe“, sagte er leise und setzte sich neben sie, „du wenigstens bist noch nüchtern.“
    Sie blinzelte und sah fragend zu ihm auf. Philipus deutete mit einer vagen Handbewegung auf Philipe, der an einem der Tische saß, den Kopf auf die Arme gelegt hatte und offensichtlich schlief. Larenia zuckte mit den Schultern: „Welche Rolle spielt das schon.“
    „Es ist durchaus von Bedeutung, denn ich möchte mit dir reden.“ Doch jetzt, da er Larenias volle Aufmerksamkeit hatte, versank er in Schweigen. Nach langer Zeit endlich sprach er, mehr an sich als an Larenia gewandt: „Du willst das alles gar nicht, oder? Du wärest zufrieden damit gewesen, dein Leben auf deiner kleinen Insel“, er meinte Asana’dra, „zu verbringen. Ich hätte Zarillia nicht überreden sollen, dich nach Hamada zu schicken.“
    „Dann hätten wir uns nicht kennengelernt“, ein Hauch von Überraschung schwang in ihrer Stimme mit.
    „Wahrscheinlich nicht, aber es hätte keine Bedeutung für dich gehabt.“
    Wieder schwieg er lange Zeit, bevor er erneut begann: „Warum lässt du es zu, dass Arthenius dich nach Anaiedoro begleitet? Ist das nicht unnötig grausam?“
    Sie hob die Schultern: „Vielleicht.“
    „Du machst es euch beiden nicht unbedingt leicht. Auf der einen Seite suchst du Nähe, auf der anderen hältst du unerbittlich Abstand. Man muss dich schon sehr gut kennen, um das zu verstehen.“
    Larenia antwortete nicht. Was sollte sie auch sagen? Philipus hatte recht, doch manchmal ertrug sie es einfach nicht mehr, allein zu sein mit ihren düsteren Gedanken. Und Arthenius war der Einzige, der es vielleicht verstehen oder zumindest hinnehmen konnte, ohne Fragen zu stellen. Jetzt wollte sie nicht darüber nachdenken oder sprechen müssen.
    „Philipus?“, er sah sie aufmerksam, warm und voller Besorgnis an. „Worüber wolltest du sprechen?“
    Sein Blick änderte sich, wurde vollkommen ernst: „Ich wollte dir sagen“, er unterbrach sich und wechselte in ihre eigene Sprache, „setze dein Leben nicht leichtfertig aufs Spiel. Vielleicht gibt es noch eine andere Möglichkeit.“
    Sie lächelte und schüttelte nahezu unmerklich den Kopf: „Wann war ich jemals leichtfertig?“
    „Es vergeht kaum ein Tag, an dem du es nicht bist“, François sprang über die Bank und ließ sich neben Larenia fallen, „du und Arthenius, ihr seid unübertroffen, wenn es um bewusst eingegangene Risiken geht. Eure Duelle, eure verrückten Ideen und magischen Experimente, und alles natürlich nur zum Spaß“, er lachte leise vor sich hin.
    „Wie viel von Juliens Wein hast du eigentlich getrunken?“, Philipus sah François mit hochgezogenen Augenbrauen an, dann wandte er sich wieder an Larenia und sprach, diesmal im Asana’dra-Dialekt, den François nicht verstand, weiter: „Wirst du vorsichtig sein?“
    Sie lächelte: „Soweit es möglich ist. Aber mach dir nicht zu viel Hoffnung.“
    Ohne ein weiteres Wort stand sie auf und ging. Bereits nach wenigen Schritten war sie in der Menge verschwunden.
    „Worum ging es hierbei eigentlich?“
    Mühevoll löste Philipus seinen Blick von der Menschenmenge und sah François mit gerunzelter Stirn an.
    „Um nichts von Bedeutung“, murmelte er, „nur um das Schicksal dieser Welt.“
     

Julius erzählt:
     
     
    Ich erinnere mich noch gut an diesen Abend, auch wenn manches nicht mehr viel mit den wirklichen Ereignissen zu tun hat. Aber den Augenblick, in dem mein Vater

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