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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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Firanien wurde belagert, aber wir in Aquanien konnten nichts tun. Außer abwarten. Nun kannst du dir vorstellen, dass ich das nicht lange ausgehalten habe“, Rowena gluckste leise und auch Pierre grinste, bevor er wieder ernst wurde, „eines Tages beschloss der Prinz der Anorianer, allein nach Komar zu reiten. Ich wusste, dass es eine Falle war, dass die Stadt wahrscheinlich schon lange verlassen war und uns ein ganzes Heer von Feinden erwarten würde. Aber ich hielt ihn nicht auf, obwohl ich es gekonnt hätte. Das, was wir in Arida taten, hielt ich für Zeitverschwendung, im besten Fall für sinnlos und ich wollte endlich meine Fähigkeiten nützlich einsetzen und für unsere Ziele kämpfen. So rannte ich beinahe mit offenen Augen in meinen Untergang. Du weißt, was geschah. Ich wurde gefangen genommen und du hast mich schließlich gerettet.“
    Er verstummte und Rowena überdachte seine Geschichte. Nie zuvor hatte sie gehört, auf welche Weise er nach Andra’graco gelangt war. Aber dann dachte sie wieder an ihre eigene Situation und sah fragend zu ihm auf: „Was hat das mit mir zu tun?“
    „Ich will dich davor warnen, meine Fehler zu wiederholen“, eindringlich blickte er in ihre dunkelbraunen Augen, „du glaubst, dich der Armee anzuschließen wäre deine einzige Möglichkeit, deine Kräfte unter Beweis zu stellen und für die Widerstandsbewegung zu kämpfen, oder?“
    „Na und?“, trotzig erwiderte sie den Blick des Kandari. „Was ist so schlimm daran? Ich will nicht mehr zurückgelassen werden und darauf warten, dass jemand anderes etwas unternimmt. Ich will nicht mehr von den Fähigkeiten anderer abhängig sein!“
    „Daran ist nichts schlimm“, bei diesen Worten klang seine Stimme hart und unnachgiebig, wie Rowena es nie zuvor gehört hatte, „wenn du dich umbringen willst.“
    Empört sprang sie auf und wich in die andere Ecke des Zimmers zurück: „Warum sollte es für mich gefährlicher sein als für all die anderen Rekruten? Du hast gesagt, ich wäre eine gute Fechterin.“
    „Das sagte ich. Für jemanden, der gerade zwei Monate lang im Schwertkampf unterrichtet wird, hast du erstaunlich viel gelernt. Aber gegen einen geübten Gegner, der doppelt so stark ist wie du, hättest du keine Chance. Oder bist du bereit, gnadenlos und ohne jede Rücksicht auf dich selbst und andere zu töten?“
    Fassungslos schüttelte Rowena den Kopf und wich bis in die hinterste Ecke ihres Zimmers zurück: „Nein“, flüsterte sie mit halb erstickter Stimme.
    Einen Augenblick lang sah Pierre sie noch kalt und verächtlich an, dann entspannte sich seine Haltung und sein Blick wurde warm und sanft: „Ich will dich nicht erschrecken, Rowena. Aber ich möchte, dass du verstehst. Der offensichtliche Weg ist nicht immer der einzige, er ist meist nicht einmal der beste.“
    Rowena, die noch immer an die Wand gepresst dastand, blinzelte heftig: „Und was erwartest du von mir? Dass ich wieder einmal zurückbleibe, abwarte und hoffe, dass ihr Erfolg habt?“
    „Nein“, Pierre lächelte und beinahe hätte sie das listige Funkeln in seinen Augen übersehen, „aber es gibt andere Aufgaben, die ebenfalls Mut und Stärke erfordern und nicht weniger gefährlich sind.“
    „So?“, sie schniefte. „Welche, zum Beispiel?“
    „Laprak wird einige Zeit sich selbst überlassen sein“, er sprach jetzt sehr sachlich, jedoch ohne die Kälte, die Rowena so erschreckt hatte, „egal, ob wir erfolgreich sind oder nicht, jemand muss den Widerstand anführen und dafür sorgen, dass die Rebellion in Laprak nicht schon im Keim erstickt wird.“
    „Und du glaubst, ich könnte das?“, unwillkürlich richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und die Verzweiflung wich aus ihrem Blick.
    „Natürlich“, er grinste, „du wolltest doch eine Herausforderung, oder?“, sie nickte. „Bitte, hier hast du eine.“
    Sie warf ihr langes Haar zurück und ihre Augen funkelten stolz: „Und ich werde es schaffen, dessen kannst du dir sicher sein.“
    Pierre antwortete mit einem zufriedenen Lächeln. Langsam ging er auf sie zu, bis er kaum einen Schritt von ihr entfernt stehen blieb. Lange Zeit betrachtete er ihr Gesicht, als wolle er sich jede Einzelheit für alle Ewigkeit einprägen. Zärtlich streichelte er ihre Wange, dann wandte er sich abrupt ab.
    „Lebe wohl, Rowena. Es war eine Ehre für mich, dich kennengelernt zu haben“, er streckte die Hand nach der Türklinke aus und murmelte in seiner eigenen Sprache, „ich wünsche dir viel

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