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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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Feinde ausgeschaltet.
    Jetzt zog er Raffi auf die Füße und überzeugte sich mit einem raschen Blick davon, dass er nicht ernsthaft verletzt war. Dann wandte er sich an Julius: „Ist alles in Ordnung?“
    Dieser schüttelte den Kopf: „Nein …“, doch der Kandari wartete seine Antwort nicht ab. Mit besorgtem Gesicht beugte er sich über Dalinius.
    Langsam ging Julius zu ihm. Bei jedem Schritt stützte er sich auf sein Schwert und er fühlte sich zum Umfallen müde. Aber das vergaß er, als er über François’ Schulter in das bleiche Gesicht seines Freundes blickte. Aus einer Wunde an seiner Schläfe lief Blut und tröpfelte auf das weiße Gestein der Straße.
    „Ist er … tot?“, Raffi hockte neben Dalinius am Boden und in seiner Stimme schwang das gleiche Entsetzen mit, das auch Julius empfand.
    François schüttelte den Kopf. Er strahlte eine solche Ruhe aus, dass auch Julius langsamer atmete.
    „Nein“, behutsam drehte der Kandari den Kopf des Bewusstlosen, „wahrscheinlich ist es nicht so schlimm. Kopfwunden bluten immer sehr stark. Jedenfalls kann ich ihm hier nicht helfen“, er sah, dass Dalinius die Augen öffnete und benommen um sich blickte. Mit überraschend sanfter Stimme fragte er: „Kannst du aufstehen? Julius und Raphael werden dir helfen.“
    Gehorsam und ohne zu widersprechen, halfen die beiden ihrem Freund auf die Füße.
    François nickte zufrieden: „Sehr gut. Haltet euch dicht hinter mir“, ohne eine Antwort abzuwarten, ging er los.
    Sie kamen nur langsam voran. Raffi war fast einen Kopf kleiner als Julius, und Dalinius, noch immer benommen und schläfrig, stützte sich schwer auf die beiden. So wankten sie mühevoll hinter François her, der ab und zu stehen blieb und sich nach ihnen umdrehte.
    Schließlich erreichten sie den untersten Ring der Stadt. Auf einmal bedeutete François ihnen zurückzubleiben. Vorsichtig und mit der Hand am Griff seines Schwertes schlich er im Schutz einer Hauswand weiter. Er erreichte die Ecke und plötzlich sah er sich einem schwarz gekleideten Mann gegenüber. Aber er griff nicht sofort an. Irgendetwas an diesem Fremden, vielleicht die blauen Augen, das schmale Gesicht oder die feingliedrige Gestalt, erschienen ihm sonderbar vertraut.
    „François?“, der Unbekannte sah ihn mit einem beinahe unverschämt fröhlichen Grinsen an: „Erkennst du mich nicht?“
    Es dauerte einen Moment, bis François begriff, dass der Fremde die Sprache von Hamada benutzte. Und dann wusste er, wer vor ihm stand.
    „Pierre!“, erstaunt starrte er ihn an: „Wie kommst du denn hierher?“
    Pierres Lächeln wurde noch breiter. Er nickte Julius und seinen Gefährten, die inzwischen nahe gekommen waren, zu, bevor er sich wieder an François wandte: „Ist das nicht offensichtlich?“, übergangslos wurde er ernst: „Ich wusste, dass ihr auf diesem Weg fliehen würdet. Ihr müsst euch beeilen. Vielleicht kann ich die Brochonier noch eine Weile davon abhalten, diesen Teil der Stadt zu durchsuchen. Seid ihr die Letzten?“
    François nickte und schüttelte im nächsten Moment den Kopf: „Julien ist noch im Palast, aber er weigert sich, zu fliehen.“
    Pierre seufzte: „Das habe ich mir gedacht. Es verschafft euch vielleicht zwei zusätzliche Tage. Aber Julien kann ich nicht mehr helfen, es sei denn durch einen schnellen Tod. Es tut mir leid, er war ein großer König“, er blickte über die Schulter und wechselte in die gemeinsame Sprache: „Beeilt euch. Der Weg vor euch ist frei. Es war schön, euch wieder zu sehen. Grüße die anderen von mir.“
    Er winkte ihnen noch ein letztes Mal zu, bevor er sich umdrehte und in der Nacht verschwand.
    „War das wirklich Pierre?“, Julius glaubte noch immer, seinen Augen nicht trauen zu können.
    François nickte: „Los jetzt. Es ist nicht mehr weit.“
    So schnell es ging, schleppten sie Dalinius durch die Straßen zu dem Ort, an dem die Pferde versteckt waren. Mit vereinten Kräften gelang es Julius und Raffi, ihren verletzten Freund in den Sattel zu heben. Dann ritten sie durch die Nacht, bis sie sich nicht mehr auf dem Rücken ihrer Pferde halten konnten. Erst dann erlaubte ihnen François eine kurze Rast. Doch bereits vor Einbruch der Dämmerung ritten sie weiter. Es war der Morgen des vierten Tértia und es trennte sie noch eine Reise von drei Tagen von dem Schutz der Mauern Askanas.
    Dunkelheit hüllte Arida ein, das klare, wunderbar bläuliche Schwarz einer Frühlingsnacht. Der Mond war längst untergegangen. Nur

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