Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)
Preis?“, mühsam richtete er seine Augen wieder auf Sibelius’ Gesicht. „Wie viele sind gefallen?“
Der Heerführer seufzte: „Nach meiner ersten Schätzung sind zweitausend Kandari gestorben und weitere tausend sind verletzt.“
„So viele“, murmelte Laurent mit tonloser Stimme. Ein heftiger Hustenanfall schüttelte seinen Körper und ein Schwall Blut rann über sein Kinn.
Unruhig sah sich Sibelius um, doch von Merla oder einem Heilkundigen war noch keine Spur zu sehen. Vorsichtig wollte er den König wieder zu Boden gleiten lassen, aber Laurent schüttelte entschieden den Kopf.
„Nein, hör mir zu!“, er hustete erneut und atmete mühsam ein, bevor er weitersprach: „Sammle einen Teil der Überlebenden und reite mit ihnen nach Askana …“
Er schloss die Augen und für einen Augenblick glaubte Sibelius, er habe das Bewusstsein verloren. Doch dann sah er wieder auf und umschloss die Hand des Heerführers mit verzweifelter Kraft: „Ich habe … es versprochen. Sag Larenia …“, seine Stimme verlor sich in einem weiteren Hustenanfall.
„Streng dich nicht an“, Sibelius versuchte, zuversichtlich und beruhigend zu klingen, „ich werde jene, die etwas von der Heilkunst verstehen, zusammen mit den Verletzten hierlassen. Mit allen anderen werde ich morgen nach Askana reiten. Und ich werde deine Botschaft überbringen.“
Ein zustimmendes Lächeln erhellte das schmerzverzerrte Gesicht des Königs, dann verlor er erneut das Bewusstsein.
In diesem Moment kehrte Merla mit einem Arzt zurück und Sibelius war froh, den König in dessen Obhut übergeben zu können. Er stand auf und bedeutete Merla mit einer knappen Handbewegung, ihm zu folgen.
Mit wenigen Worten erklärte er ihr das weitere Vorgehen.
„Das habe ich erwartet“, sagte sie, als er schließlich geendet hatte, „und ich werde mit dir nach Askana gehen.“
„Was ist mit Loran und den Waldläufern?“
Merla zuckte mit den Schultern: „Loran hat die Hälfte seiner Männer verloren. Ich glaube nicht, dass er in eine weitere Schlacht ziehen will.“
„Gut“, Sibelius nickte langsam, während seine Pläne in seinen Gedanken genaue Gestalt annahmen, „zusammen mit Roxana und einem Teil unserer Streitmacht wird es ihm gelingen, die Grenze zu verteidigen, sollten die Brochonier zurückkehren. So können wir zwar nicht mehr als tausend Kandari nach Askana führen, aber zumindest müssen wir auf diese Weise keinen Angriff aus dem Hinterhalt fürchten.“
Am nächsten Morgen brachen sie auf. Achthundert Reiter unter Sibelius’ Führung. Mehr waren nicht mehr in der Lage gewesen, einen weiteren Kampf auszufechten.
Noch immer war ungewiss, ob Laurent seine schweren Verletzungen überleben würde. Daran dachte Sibelius, als sie die Befestigungsanlage verließen und in Richtung Askana aufbrachen. Unwillkürlich tastete er nach dem Stirnreif in seiner Manteltasche. Beinahe zärtlich strichen seine Finger über die kunstvollen Verzierungen des Schmuckstückes und er dachte an Larenia, die dieses Symbol viele Jahre lang getragen hatte. Auf ihren Schultern ruhten nun alle Hoffnungen, die den Menschen und Kandari Metargias geblieben waren.
Larenia
„Nun?“, Larenias ruhige, klare und klirrend kalte Stimme riss Arthenius zurück in die Wirklichkeit. Mühsam öffnete er die Augen und hob den Blick. Larenia, in der Dunkelheit des Hauses nur als verschwommener Schatten erkennbar, stand kaum eine Armlänge entfernt vor ihm und musterte ihn interessiert und zugleich vollkommen leidenschaftslos: „Was hast du herausgefunden?“
Er rieb seine brennenden Augen und lehnte den Kopf erschöpft gegen die raue Holzwand, bevor er antwortete: „Du hattest recht. Laurent und seine Armee haben heute tatsächlich die brochonische Festung an der Grenze Aquaniens angegriffen und sie haben gesiegt. Allerdings war der Preis dafür sehr hoch“, er stützte den Kopf in beide Hände und so sah er nicht, wie Larenias Gesichtsausdruck bei seinen Worten hart und entschlossen wurde, „sehr viele sind gestorben. Aber Roxana, Sibelius und Merla haben überlebt und sie sind unverletzt.“
„Und Laurent?“, sie sprach noch leiser als zuvor und ihr Tonfall wirkte sonderbar fremd, losgelöst von jeder Emotion.
„Ich kann ihn nicht finden. Das hat wahrscheinlich nichts zu bedeuten“, fügte er tonlos hinzu. Er unterdrückte ein Gähnen, dann redete er mehr an sich als an Larenia gewandt weiter: „Er könnte verletzt sein und das Bewusstsein
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