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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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dass du dies begreifst.“
    Lange Zeit starrte er sie an, fassungslos, entsetzt und gleichzeitig unfähig, zu verstehen. Dann ließ er ihren Arm los, als habe er sich verbrannt: „Glaubst du das wirklich?“, fragte er tonlos. Verzweifelt versuchte er, den Ausdruck in ihren Augen zu deuten. Aber sie erwiderte seinen Blick nur bitter, zynisch und mit gnadenloser Härte.
    „Dann haben wir uns nichts mehr zu sagen“, zum ersten Mal klang seine Stimme genauso eisig wie die ihre. Schnell und ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er an ihr vorbei und verschwand schnell im Labyrinth der engen Gassen. Und so sah er nicht, wie die Härte in ihrem Gesicht unendlichem Schmerz wich. Sie taumelte ein paar Schritte vorwärts, tastete sich blind an einer Hauswand entlang und sank schließlich, als habe sie plötzlich all ihre Kraft verloren, in sich zusammen.

    Arthenius konnte später nicht sagen, wie er die Burg erreicht hatte. Blind, ohne zu wissen, wo er war oder wohin er ging, stolperte er durch die Straßen von Askana. Sobald er die unmittelbare Umgebung des Tores verlassen hatte, füllten sich die Wege. Unzählige Menschen saßen oder lagen zwischen den Häusern, dreckige, abgemagerte und erschöpfte Menschen, von denen viele krank oder verletzt waren. Wie über einen weiten Abgrund hinweg sah er in die Gesichter der Frauen und Kinder, die sich angstvoll aneinanderklammerten, blass und verzweifelt. Ein Spiegelbild seiner eigenen Empfindungen. Aber nichts von alldem berührte ihn wirklich. Er stieg über die Körper der sich windenden, stöhnenden Menschen und er fühlte … nichts.
    Irgendwann erreichte er die Burg. Keiner der Wachen versuchte, ihn aufzuhalten. Ohne zu wissen oder auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wohin ihn seine Schritte führten, betrat er schließlich den verwaisten Thronsaal, in dem sich die anderen Gildemitglieder versammelt hatten.
    Sie saßen an der Längsseite der Halle, direkt unter einer der wenigen noch brennenden Fackeln und schienen in eine lebhafte Diskussion vertieft. Als Arthenius näher kam, erkannte er, dass Felicius sich über François’ Arm beugte und ärgerlich vor sich hin murmelte. In dem großen Saal hallten seine Worte wider und waren deutlich zu verstehen: „Ich wünschte, ihr würdet ein einziges Mal früher zu mir kommen. Als du vor drei Tagen hier aufgetaucht bist, war es eine einfache Schnittwunde, die ich in kurzer Zeit hätte heilen können, doch jetzt …“, er schüttelte den Kopf und verdrehte demonstrativ die Augen.
    „Ich wollte dich nicht stören“, François gab sich alle Mühe, reumütig zu wirken, aber er konnte sein Lächeln nicht ganz verbergen. Felicius warf ihm einen missbilligenden Blick zu, konzentrierte sich aber weiter auf seine Arbeit.
    „Du klingst schon genauso wie Larenia“, bemerkte er schließlich.
    Arthenius blieb bei diesen Worten wie erstarrt stehen. Allein der Klang ihres Namens genügte, um ihn erneut in den Abgrund aus Schmerz und Zweifel zu stürzen.
    Bisher hatten die anderen ihn nicht bemerkt. Jetzt aber sah François auf und blickte ihn einen Moment lang überrascht an, bevor sein Erstaunen einem breiten Lächeln wich.
    „Er ist wieder da!“
    „Lenke mich jetzt nicht ab“, flüsterte Felicius mit konzentriert zusammengezogenen Augenbrauen.
    „Nein, sieh doch!“, er entzog dem Heiler seinen Arm und schüttelte Philipe, der neben ihm saß und leise mit Philipus sprach, an der Schulter: „Arthenius ist wieder da.“
    Unwillkürlich folgten die drei anderen seinem Blick und in den ihm zugewandten Gesichtern sah Arthenius das gleiche erfreute Lächeln wie zuvor bei François.
    „Du hast es also geschafft. Wir haben uns Sorgen gemacht“, dann verblasste Felicius’ Lächeln. Suchend sah er sich um, bevor er sich stirnrunzelnd an seinen Bruder wandte: „Du bist allein? Wo ist Larenia?“
    Ohne zu antworten, senkte Arthenius den Blick. Erstaunt und verwirrt beobachteten die anderen, wie er langsam, beinahe schleppend auf sie zuging, sich neben Felicius setzte und noch immer wortlos auf seine Hände herabstarrte. Geduldig warteten sie, dass er sprechen würde, aber vergeblich. Schließlich brach Felicius das Schweigen: „Arthenius?“, sein Bruder hob den Kopf und sah ihn an, als erwache er in diesem Augenblick aus einem Albtraum. „Larenia. Wo ist sie?“
    Wieder folgte ein Moment der Stille und dieses Mal sprach keiner von ihnen. Endlich sagte Arthenius sehr leise: „Ich weiß es nicht.“
    „Du weißt es

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