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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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nicht?“, wiederholte François ungläubig. „Etwas sehr vage, meinst du nicht auch? Falls es dir nicht aufgefallen ist: Diese Stadt wird von Brochoniern belagert.“
    „François –“, weiter kam Felicius nicht, bevor er von Arthenius unterbrochen wurde. Jetzt klang seine Stimme ruhiger:
    „Es geht ihr gut“, bitterer Zynismus mischte sich in seine Worte, „wir haben Askana zusammen betreten, uns dann aber getrennt. Ich weiß nicht, wo sie jetzt ist.“
    In diesem Moment stand Philipus, der bisher ruhig dagesessen hatte, auf und wandte sich an Philipe: „Wo?“
    „Im Innenhof der Burg“, der Seher sah Philipus, der mit schnellen Schritten auf den Ausgang zuging, einen Augenblick lang mit nachdenklich zusammengezogenen Augenbrauen nach, dann drehte er sich zu François um: „Wir sollten ebenfalls gehen. Julius könnte unsere Hilfe sicherlich gebrauchen.“
    Widerspruchslos stand der Sprecher der Gilde auf und ebenso schnell wie Philipus zuvor verließen sie den Saal und ließen die Brüder allein.
     
    „Willst du mir nicht erzählen, was geschehen ist?“
    Die leise, sanfte Stimme seines Bruders war das Erste, was Arthenius wirklich bewusst wahrnahm, seitdem er sich von Larenia getrennt hatte. Langsam hob er den Kopf und sah Felicius an: „Was willst du hören?“
    Dieser zuckte nur mit den Schultern und sah ihn warm und gutmütig an: „Was hat Larenia getan, das dich so sehr verletzt hat? Ich dachte immer, du würdest ihr alles verzeihen.“
    „Das habe ich auch gedacht“, die Worte klangen hart und schmerzerfüllt, „doch dann …“, er verstummte und blickte wieder auf seine Hände herab.
    Einen Moment lang wartete Felicius darauf, dass er weitersprechen würde. Doch als das Schweigen anhielt, begann er erneut: „Die Mittwinternacht. Was geschah, nachdem ihr Arida verlassen hattet?“
    Arthenius krampfte die Hände ineinander, doch nach einem weiteren Augenblick begann er, zu sprechen: „Zunächst … gar nichts. Du hast es selbst erlebt. Larenia“, Felicius sah das Flackern in seinen Augen, als er ihren Namen aussprach, „sie war sehr kühl, in sich gekehrt, distanziert. Zweifel und Angst quälten sie, aber wir sprachen nicht darüber.“
    Arthenius überdachte noch einmal jeden Schritt ihrer Reise. Ein sanftes, unbewusstes Lächeln umspielte seine Lippen, als er an jene Nacht in Skayé dachte. Dann ließ er seine Gedanken weiterwandern und sein Lächeln wich einem Stirnrunzeln: „Ich weiß nicht, was sie letztendlich so verändert hat. Wahrscheinlich ist es, zumindest zum Teil, meine Schuld. Ich habe sie fast dazu gezwungen, eine Entscheidung zu treffen.“
    Arthenius hatte vergessen, dass Felicius noch immer neben ihm saß und ihm zuhörte. Als er jetzt sprach, zuckte er sichtbar zusammen: „Auf welche Weise hat sie sich verändert?“, irgendwie gelang es Felicius, interessiert zu klingen, ohne neugierig zu wirken.
    „Ich weiß nicht, ob ich es dir erklären kann“, Arthenius seufzte müde und rieb sich die Augen, „zuerst dachte ich, es wäre nur die Tatsache, dass sie ihre Fähigkeiten wirklich zu beherrschen begann. Es fiel ihr leicht, Laurent zu überzeugen, trotz allem, was die Bewahrer taten, um sie aufzuhalten. Und es gelang ihr, jeden Gedanken und jede Emotion abzuschirmen, selbst mir gegenüber. Dann begann ich, zu begreifen. Sie hörte auf, zu zweifeln und sie hatte keine Angst mehr. Sie fühlte gar nichts“, er schauderte. Zu deutlich war die Erinnerung an ihre Augen, wunderschöne, blaue Augen, die früher von Licht erfüllt gewesen waren und die jetzt tot und erloschen wirkten.
    „Mitgefühl, Zuneigung, Erbarmen, Liebe … Sie schien sogar die Bedeutung dieser Worte vergessen zu haben.“
    Arthenius verstummte und blickte auf seine ineinandergekrallten Finger herab. Er konnte nicht weitersprechen, die Erinnerung an das, was er heute gesehen hatte, war noch zu lebendig.
    Auch Felicius schwieg. Er ließ seinem Bruder Zeit und wartete, dass er von allein weitersprechen würde, doch schließlich, die Fackel war inzwischen zur Hälfte heruntergebrannt, sagte er sehr sanft und leise: „Aber das allein war es nicht.“
    „Nein“, bestätigte Arthenius, ohne aufzusehen, „das war es nicht. Hätte es ihr geholfen, hätte ich damit leben können“, plötzlich hob er den Blick und fragte mit veränderter Stimme, „erinnerst du dich an Malicius?“
    „Malicius?“, wiederholte Felicius und dachte einen Augenblick lang angestrengt nach, „das ist der brochonische

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