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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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sie weiter hinten einzusetzen?“ Logis’ Blick blieb an einem vielleicht sechzehnjährigen Jungen hängen, der das Schwert in seiner Hand betrachtete, als würde er aus einem bösen Traum erwachen, nur um sich in einer noch schlimmeren Wirklichkeit wiederzufinden.
    „Wir sind zu wenige. Aber hier haben sie gute Chancen. Ihr werdet sie kommandieren. Ich werde im Hafen sein. Vielleicht können wir sie dort lange genug aufhalten.“
    Auf welche Hilfe er hoffte, verriet Pierre Logis nicht.

    So verging der Tag. Am Abend kehrte niemand in seine Unterkunft zurück. Die Mauern waren besetzt und die Verteidiger bereit. Davon überzeugte sich Pierre, bevor er kurz vor Mitternacht zum Palast zurückkehrte. Hier fand er die fünf anderen Gildemitglieder in eine Diskussion vertieft in der Ratshalle. Bei seinem Eintreten verstummten sie.
    „Nun?“
    „Wir sind vorbereitet, soweit es nur möglich ist.“
    Pierre ließ sich auf einem der Stühle nieder und blickte in die Runde.
    „Dann sind wir verloren“, Philipe warf ihm ein ironisches Lächeln zu, das niemand erwiderte.
    „Wo ist Larenia? Sie sollte hier sein und nicht quer durch Anoria reiten.“
    Alle Blicke richteten sich auf Arthenius. Dieser schien ihre plötzliche Aufmerksamkeit nicht zu bemerken. Stattdessen starrte er gedankenverloren ins Leere.
    „Arthenius?“ Felicius sah seinen Bruder fragend an.
    „Wie bitte?“
    „Larenia. Wo ist sie?“
    „In Liare, zwei Tagesritte von hier“, dann erst schien er ihre Sorge zu bemerken, „sie wird rechtzeitig da sein.“
    „Die Frage ist nur, ob wir dann noch da sind“, Philipus’ Zynismus trug ihm mehrere strafende Blicke ein, „wenn die Brochonier auf die Idee kommen, uns mit Magie anzugreifen, sind wir verloren.“
    Eine Welle des Protestes erhob sich, die Philipus aber schnell zum Schweigen brachte: „Sicher, jeder Einzelne von uns hat große Kräfte. Aber zu dem, was die Brochonier tun, sind wir nicht fähig. Oder könntest du, Felicius, jemanden mit deinen Kräften töten?“
    Felicius schüttelte langsam den Kopf: „Das könnte ich nicht. Ich bin ein Heiler, kein Mörder. Die Bewahrer pflegten zu sagen, dass es weniger Kraft erfordert, jemanden zu töten, als ihn zu heilen. Es erfordert eine andere Art von Stärke. Und ich bin mir nicht sicher, ob Larenia es könnte.“
    „Sie hat es schon einmal getan“, ließ sich François vernehmen. Er lehnte im Schatten an einer Säule und blickte sorgenvoll auf die anderen.
    „Es war ein Unfall“, Arthenius sprang so plötzlich auf, dass sein Stuhl polternd umfiel, „sie konnte es sich in dreihundert Jahren nicht verzeihen.“
    Einen Moment lang blickten sie alle betreten zu Boden. Sie wussten es alle. Sie waren dabei gewesen. Sie hatten mit angesehen, wie sich Larenia, fröhlich, aufgeschlossen und stets lächelnd, in die kühle, rational denkende Gildeherrin verwandelt hatte, die nichts und niemanden mehr an sich heranließ.
    Schließlich brach Philipus das Schweigen: „Wir würden es nicht vorschlagen, wenn nicht unser und das Leben der Anorianer davon abhinge. Und du kennst Larenia gut genug, um zu wissen, dass sie tun wird, was notwendig ist. Egal, was es sie kosten mag.“
    Einen Augenblick lang stand Arthenius mit offenem Mund da. Er wollte widersprechen, doch es gab kein Gegenargument. Alles, was Philipus gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Und dennoch … Er hatte ihr Entsetzen gefühlt, als sie begriff, was sie getan hatte, ihre Panik.
    „Sie wird die Kontrolle verlieren“, sein Blick glitt über die Gesichter der anderen Gildemitglieder und blieb schließlich an Felicius hängen, „du weißt, dass sie ihre Kräfte in einer solchen Situation nicht mehr beherrschen kann. Und wenn das geschieht, kann sie die ganze Welt vernichten.“
     
    Der nächste Tag brach an. Dichte Nebelschwaden hingen über dem Meer. Nichts war zu hören, weder das leise Plätschern der Wellen noch das Rauschen des Windes. Sogar das Flüstern der Wachen erschien gedämpft. Und es war kalt.
    Dann zerriss der hohe, schrille Klang eines Horns die Stille.
    Im gleichen Augenblick sahen sie die Schiffe. Riesige, schwarze Kolosse, die direkt aus einem Albtraum zu kommen schienen. Der Angriff begann.
    Für einen Augenblick schien es, als würde Panik ausbrechen. Doch dann erschien Pierre wie aus dem Nichts.
    „Auf eure Posten! Besetzt die Mauern!“
    Mit neu erwachtem Mut nahmen die Anorianer ihre Stellungen ein. Und dann kamen die Brochonier.
    Die Anorianer kämpften

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