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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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versuchte, seine Sorgen zu ertränken. Kaum einer lachte laut, obwohl einige verbissen versuchten, Freude zu verbreiten.
    Um der krampfhaften Fröhlichkeit zu entfliehen, gesellten sich Elaine und Julius schließlich zu den Gildemitgliedern. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte der junge Prinz, dass Larenia bei Weitem nicht mehr so blass und erschöpft aussah. Auch die anderen Gildemitglieder wirkten erholter, wenn auch nicht weniger sorgenvoll.
    Eine Weile saßen sie schweigend da, dann sprach Julius, bevor die Stille erdrückend werden konnte: „Sommersonnenwende, das älteste Fest Anorias. Es ist beruhigend zu sehen, dass es noch Dinge von Dauer gibt.“
    „Dieses Fest ist älter, als du glaubst.“
    Julius drehte sich überrascht zu Philipus um. Es kam nur selten vor, dass er in der Öffentlichkeit sprach. Auch Elaine sah interessiert zu ihm auf: „Wie meinst du das?“
    „Was wisst ihr über die Geschichte Metargias? Was wisst ihr über euer eigenes Volk?“, ratloses Schulterzucken antwortete ihm. Sie verstanden nicht, was er meinte.
    „Die Feier zur Sommersonnenwende ist älter als euer Königreich und älter als das Imperium der Kandari.“
    Julius verdrehte die Augen, er hatte mit Geschichte nie viel anfangen können. Aber Elaine runzelte nachdenklich die Stirn: „Was war denn vor den Kandari?“
    Philipus holte bereits Luft für eine Antwort, doch Larenia schüttelte den Kopf: „Hör auf, Philipus. Dies ist ein Fest, keine Geschichtsstunde“, trotzdem wandte sie sich an Elaine, „einst waren Brochonier, Kandari und Anorianer ein Volk, lange vor Beginn des ersten Zeitalters. Aber dann entwickelten einige besondere … Fähigkeiten: Telepathie, Kontrolle von Feuer, Wasser und Luft, die Gabe, zu heilen und allein durch die Kraft ihrer Gedanken Gegenstände zu bewegen. Und sie lebten so lange, dass sie den Menschen unsterblich erschienen. Sie nannten sich Kandari, die Begabten.“
    Mit glänzenden Augen hörte Elaine zu. Die Vergangenheit Metargias hatte sie schon immer fasziniert. Selbst Julius lauschte interessiert Larenias Worten und dem leisen, angenehmen Klang ihrer Stimme. Als sie nicht weitersprach, war er sichtlich enttäuscht: „Was geschah dann?“
    „Was geschehen musste. Die Menschen fürchten das Unbekannte, so auch die Kandari. Bald gaben sie ihnen die Schuld an jedem Unglück und letztendlich verjagten sie sie. Viele Kandari wurden getötet und der Rest zog sich nach Hamada zurück. Aber sie schworen Rache. Ihre Zahl und Macht wuchs und schließlich führten sie Krieg gegen die Menschen. Sie eroberten die meisten bewohnbaren Gebiete Metargias und unterjochten die Menschen. Vor über tausend Jahren gründeten sie das Imperium und damit beginnt unsere Zeitrechnung.“
    Nachdenklich runzelte Julius die Stirn: „Das erklärt aber nicht, warum die Brochonier euch so sehr hassen. Denn schließlich haben Menschen und Kandari Fehler gemacht.“
    Larenia schüttelte den Kopf, antwortete aber nicht. Am Ende war es Philipus, der die Geschichte weitererzählte.
    „Ich habe den Niedergang des Imperiums erlebt. Die Kandari erlagen schließlich ihrem Größenwahn und dem Streben nach Macht. Sie versklavten die Menschen und glaubten, unbesiegbar zu sein. Aber die Menschen leisteten Widerstand. Damals spalteten sich die vier Clans Anorias von den Brochoniern ab, denn diese kämpften gnadenlos und wollten ihre Feinde vernichten, während die Anorianer nur nach Freiheit strebten. Es gab einen weiteren grausamen und unbarmherzigen Krieg, den die Kandari unter großen Opfern gewannen. Was danach geschah, ist bekannt. Doch die Brochonier zogen sich nach Laprak zurück und vierhundert Jahre lang pflegten sie ihren Hass. Es ist ihnen egal, dass jene, die sie so sehr verabscheuen, nicht mehr existieren. Für sie spielt es keine Rolle, dass viele Kandari wie Arthenius oder Larenia nach dem Untergang des Imperiums im zweiten Zeitalter geboren wurden und dass diese Kriege für uns nicht mehr bedeuten als Schatten in der Vergangenheit unseres Volkes.“
    Julius und Elaine schwiegen betreten. Dann erklang am anderen Ende des Saals Musik. Erst jetzt schien Julius sich wieder an seine Umgebung zu erinnern. Mit einem kurzen Kopfnicken verabschiedete er sich von der Gilde, dann zog er Elaine quer durch die Halle auf eine Gruppe lachender junger Adliger zu.
    „Wir verlangen zu viel“, Felicius, der bisher im Schatten gestanden und unbemerkt zugehört hatte, trat neben Larenia und ließ den Blick durch den Saal

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