Das Vermächtnis der Montignacs
für dieses Gespräch. Wenn ich nicht weiterarbeite, wird es zu â«
»Owen«, unterbrach sie ihn, »ich muss dir etwas sagen.«
»Ist es etwas, das ich hören will?«
»Es geht um Raymond und mich.« Für einen Moment wandte Stella den Blick ab.
Montignac spürte, dass sich sein Herz verkrampfte. Sogar die Worte Raymond und mich , nur diese drei Wörter, die eine Verbindung auf so vielen Ebenen suggerierte â der legalen, geistigen, emotionalen und sexuellen â, reichten aus, um in seiner Brust ein schmerzhaftes Ziehen auszulösen.
»In dem Fall bin ich sicher, dass ich es nicht hören will«, sagte er frostig.
»Ich fürchte, du musst es dir trotzdem anhören, denn ich muss es dir sagen. Wir haben beschlossen zu heiraten.«
Montignac lachte. »Das hast du mir letztes Weihnachten schon erzählt. Damals habe ich dir gesagt, dass du eine Närrin bist, und dasselbe sage ich dir jetzt wieder. Wenn du die nächsten Jahre damit verbringen willst, die Verlobte dieses â«
»Nein, du verstehst mich falsch, Owen. Wir sind nicht mehr nur verlobt. Wir haben ein Datum für die Hochzeit festgesetzt.«
Montignac fehlten die Worte. Die Vorstellung, dass sie heiratete, war eine Sache, die Realität jedoch eine andere, denn die war inakzeptabel.
»Ein Datum?«, wiederholte er tonlos.
»Ja. Es ist der erste Samstag im Oktober.«
Montignac überlegte. »Aber doch sicherlich nicht in diesem Oktober.«
»Doch, in diesem.«
»Aber das wäre ja schon« â er rechnete kurz nach â »das wäre in zwei Monaten.«
»Man braucht ja auch keine Jahre für die Vorbereitung. Nicht für eine einfache Feier.«
»Dein Vater ist erst vor wenigen Monaten gestorben«, wandte er ein und spielte eine Karte aus, die er eigentlich nicht ausspielen wollte. »Findest du eine Hochzeitsfeier nicht ein wenig verfrüht.«
»Darüber habe ich mit Margaret gesprochen, und sie hat gesagt â«
»- das sei kein Problem«, vollendete Owen kopfschüttelnd den Satz. »Ich kann es mir genau vorstellen. Mich wundert nur, dass sie nicht vorgeschlagen hat, ihr solltet nach Gretna Green durchbrennen, oder dass sie den Vikar nicht nach Leyville befohlen hat, um euch gleich in der verdammten Küche zu vermählen, ehe du deine Meinung wieder ändern kannst.«
»Bitte, sei nicht gemein«, bat Stella. »Kannst du dich denn nicht ein bisschen für mich freuen?«
Montignac betrachtete sie ausdruckslos und schüttelte kaum merklich den Kopf. Stella wandte den Blick ab und zauderte, ehe sie weitersprach.
»Margaret und ich sind der Meinung, dass es keine gute Idee wäre, wenn du mein Brautführer sein würdest.«
Schon bei dem Gedanken wurde ihm übel.
»Aber Raymond erwartet es offenbar von dir. Als mein einziger noch lebender Verwandter. Deshalb überlege ich, ob ich ihn nicht bitten soll, dich zu fragen, ob du sein Trauzeuge sein möchtest.«
»Stella, sag, dass das nicht dein Ernst ist«, sagte Owen und konnte nicht fassen, dass sie dergleichen auch nur erwägen konnte.
»Das ist der einzige Weg, ihm begreiflich zu machen, warum du mich nicht zum Altar führen wirst.«
»Ich kann nicht glauben, dass du so etwas auch nur für möglich hältst.« Ihre Unverforenheit nahm ihm fast den Atem. »Das glaube ich einfach nicht.«
»Warum nicht?«
»Das weiÃt du selbst«, erwiderte er, die Augen zusammengekniffen. »Ich möchte nicht einmal dabei sein.«
»Aber das musst du«, beharrte sie. »Du bist mein Cousin. Wir sind zusammen aufgewachsen. Wir sind â«
»Stella, findest du es nicht ein wenig zu spät, auf deine Rolle als Cousine zu pochen?« Er lachte höhnisch auf. »Mir scheint, ich war immer nur dann dein Cousin, wenn es dir nützlich war. Danach â« Er schnippte mit den Fingern wie ein Zauberer, der etwas in Luft auflöst.
»Danach, was?«, fragte Stella.
»Sagen wir mal, dass Familientreue nicht gerade deine Stärke war. Was du getan hast, diente dazu, deinen eigenen Hals zu retten, ohne daran zu denken, was danach aus mir werden wird, Cousine .« Er wünschte, er hätte das letzte Wort auf den Boden spucken und zertreten können. »Glaubst du denn tatsächlich, Raymond würde mich zum Trauzeugen haben wollen, wenn er
Weitere Kostenlose Bücher