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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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wüsste –«
    Â»Kein Wort mehr«, fauchte sie, während sich auf ihren Wangen rosige Flecke bildeten.
    Montignac biss sich auf die Lippe. »Ich möchte es nicht tun«, sagte er leise. »Dein Vorschlag ist herzlos.«
    Â»Owen, bitte, wenn du darüber nachdenkst, wirst du erkennen, dass es im Grunde gar nicht so –«
    Von oben waren laute Hammerschläge zu hören. Stella und Montignac zuckten zusammen und schauten gleichzeitig hoch.
    Â»Ich muss wieder an die Arbeit.« Er schüttelte seinen Kummer ab und trat zur Tür. »Könntest du jetzt bitte gehen?«
    Â»Wirst du dir meinen Vorschlag wenigstens durch den Kopf gehen lassen?«, fragte Stella. »Sag einfach, dass du darüber nachdenken wirst. Bitte. Mir zuliebe.«
    Montignac atmete tief durch und nickte. »Einverstanden. Aber jetzt muss ich wirklich weitermachen. Ich melde mich.«
    Â»Danke, Owen, das bedeutet mir sehr viel.« An der Tür hielt Stella inne und drehte sich noch einmal zu ihm um. »Aber Folgendes noch, nur für die Akten«, fügte sie mit unsteter Stimme hinzu. »Du erinnerst dich an alles nur so, wie es dir passt. Das ist dir doch klar, oder? Du kannst mich so untreu oder grausam nennen, wie du willst, aber vielleicht solltest du in Bezug auf die Vergangenheit auch einmal dein Gewissen prüfen.«
    Montignac schnaubte. »Das habe ich getan. Mein Gewissen ist rein.«
    Â»Fraglos.« Stella wandte sich zur Tür. »Du bist ja nie an etwas schuld, nicht wahr?«
    Â»Nein.« Montignac winkte sie hinaus und schloss die Tür hinter ihr ab.
    Er dachte, dass man mitunter einen Menschen ansah und nicht wusste, wie man ihn jemals hatte lieben können.
    Dann fragte er sich, warum man, obwohl dieser Mensch einen immer wieder aufs Neue verletzte, dennoch versuchte, alles besser zu machen und ständig zu ihm zurückkehrte, um sich den nächsten Hieb versetzen zu lassen.
    Es kommt daher, weil meine Liebe aufrichtig war , beantwortete er seine Frage. Meine Liebe war aufrichtig und wahrhaftig, und nie hätte ich sie verraten, wie sie mich verraten hat. Ganz gleich, was sie getan hätte. Ich hätte es nie getan. Nicht in einer Million Jahre. Eher wäre ich gestorben.

6
    Anfangs wussten sie nicht, wie sie mit ihm umgehen sollten, doch es dauerte nicht lang, und die Montignacs konnten sich kaum noch daran erinnern, wie ihr Leben ohne ihren kleinen Neuzugang gewesen war. Schon nach zwei Wochen war Owen Montignac in Leyville der Liebling der Familie. Die Kinder zeigten sich entgegenkommend. Insbesondere Stella verhätschelte ihren Cousin mit den blauen Augen und dem weißen Haar, als wäre er eine lebende Puppe, die aus heiterem Himmel in ihrer Mitte gelandet war. Andrew gefiel es, erstmals in seinem Leben so etwas wie einen jüngeren Bruder zu haben, der zudem kein Säugling mehr war.
    Einer der Gründe für Owens Beliebtheit war seine Fähigkeit, sich erfolgreich bei ihnen einzuschmeicheln. Er kannte Witze, hatte lustige Ideen und war überhaupt so guter Laune, dass die Familie und die Dienstboten ganz vernarrt in ihn waren, sogar Margaret Richmond, die für das Spontane, das Owen eigen war, eigentlich nicht so viel übrighatte. Sie schrieb es seiner französischen Erziehung zu, oder vielmehr seiner »wilden« französischen Erziehung, wie sie es nannte. Nach kürzester Zeit kam jedem ein Zimmer leer vor, in dem Owen nicht war.
    Am ersten Abend, nur wenige Stunden, nachdem sein Onkel ihn nach der langen Fahrt von Dover nach Leyville gebracht hatte, kroch Owen in dem Zimmer, das er sich mit seinem Cousin teilen sollte, in das riesige Bett, versuchte, seine Angst im Zaum zu halten und zu entscheiden, wie er sich fortan verhalten würde.
    Erst zwei Monate zuvor war seine Mutter umgekommen, als die Munitionsfabrik, in der sie arbeite, detonierte. Sein Vater, ein Soldat im britischen Heer, war fünf Wochen später in der Schlacht an der Somme gefallen. Danach hatte die Familie seiner Mutter ihn aufgenommen und seinem englischen Onkel seine neue Adresse mitgeteilt, für den Fall, dass er den Jungen kontaktieren wollte. Niemand in dieser Familie hatte jemals vorgehabt, ihn nach England zu schicken; man hatte sich lediglich dem Wunsch von Peter Montignac gebeugt.
    Als der Brief aus Frankreich in Leyville ankam, überlegten Peter und Ann, wie sie am besten vorgehen sollten.
    Â»Im Grunde haben wir keine Wahl«,

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