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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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alles in der Welt, hat den Jungen bloß dazu gebracht, nicht zu uns zu kommen? Obwohl Roderick ihm den Weg geebnet hatte.« Sir Quentin schien noch immer nicht fassen zu können, dass es jemanden gab, der sich weigerte, diesen Weg einzuschlagen.
    Â»Ich weiß es nicht«, erwiderte Roderick. »Ich dachte, sein Jurastudium habe ihn ausgelaugt. Zuerst hieß es, er wolle sich eine kleine Auszeit nehmen. Die haben wir ihm zugestanden. Wir dachten, ein bisschen Zeit für sich könne ihm nicht schaden. Doch dann sind aus den Wochen Monate geworden, ich hatte alle Hände voll mit dem Fall Domson zu tun und fand keine Zeit, mich mit Gareth zu befassen. Wir haben uns gefreut, als er die Stelle bei Mr Montignac angenommen hat.«
    Â»Hm.« Sir Quentin zog noch einmal seine Unterlagen zu Rate. »Die Sache mit Montignac ist knifflig. Wäre schön, wenn er als Leumundszeuge auftreten würde. Ein hochangesehener Mann, mit dem ich mich vor einigen Tagen getroffen habe. Sein Name wird Eindruck machen, auf den Richter wie die Geschworenen. Andererseits war dieser Davis mit seiner Cousine verlobt.«
    Â»Das habe ich gehört«, sagte Roderick bekümmert. »Die Interessen seiner Cousine dürften für ihn an erster Stelle kommen.«
    Â»Wie bei jedem anständigen Menschen, der so etwas wie Loyalität oder ein Gewissen kennt. Mir hat er gesagt, dass er Gareth für gutartig hält und kaum glauben kann, dass er so etwas getan hat. Dennoch ist es für ihn schwierig. Nicht nur wegen der familiären Bindung, sondern auch, weil er Gareth an besagtem Abend in seine Wohnung geschickt hat. Alles in allem bin ich mir nicht sicher, ob Mr Montignac jemand ist, auf den wir bauen können.«
    Â»Er muss doch nur ein Wort zu seinen Gunsten sagen.« Jane war den Tränen nahe. Sir Quentin sah sie an. Schon beim Betreten des Raums war ihm aufgefallen, dass die letzten Wochen an ihr gezehrt hatten. Fraglos war sie eine schöne Frau, doch das familiäre Drama, das sich zudem vor aller Öffentlichkeit abspielte, hatte ihr etwas von ihrem Glanz geraubt. Unter ihren Augen hatten sich dunkle Ringe und Tränensäcke gebildet, sodass er annahm, dass sie in der vergangenen Woche kaum geschlafen hatte.
    Â»Warten wir es ab«, schlug er vor. »Aber dann gibt es noch eine Sache. Ich erwähne es nicht gern, aber die Staatsanwaltschaft wird es vermutlich erfahren, deshalb wäre …«
    Â»Sprechen Sie weiter«, bat Roderick, der bereits wusste, was kommen würde.
    Â»Es geht um den Vorfall damals in Harrow«, sagte Sir Quentin und klang beinah so, als wolle er sich für seine Taktlosigkeit entschuldigen.
    Â»Nein, nicht schon wieder«, rief Jane aufgebracht. »Das war doch vor langer Zeit. Was soll denn das eine mit dem anderen zu tun haben?«
    Â»Es könnte auf ein Verhaltensmuster deuten«, erklärte Sir Quentin geduldig. »Insbesondere, da es Übereinstimmungen mit den Ereignissen in der Mordnacht gibt. Falls die Anklage davon erfährt – was sie zweifellos tun wird –, ist es für sie ein gefundenes Fressen. Ein Plus ist lediglich, dass Gareth deswegen damals nicht der Schule verwiesen wurde.«
    Â»Nur dank der vielen umsichtigen Verhandlungen, die ich damals geführt habe«, gestand Roderick. »Tatsächlich war es äußerst schwierig. Einer der härtesten Fälle, für die ich mich jemals eingesetzt habe. Doch der Gerechtigkeit halber muss man sagen, dass es seinerzeit um eine Ausnahmehandlung ging. Gareth hat sich weder vorher noch danach etwas Vergleichbares zuschulden kommen lassen.«
    Â»Bis jetzt«, sagte Sir Quentin.
    Â»Jetzt hat er es auch nicht getan«, protestierte Jane.
    Sir Quentin nickte. Er war es gewohnt, dass Eltern die Schuld ihrer Sprösslinge nicht wahrhaben wollten. Seine Aufgabe war es jedoch, die Wahrheit herauszufinden und sie den Geschworenen kunstvoll zu präsentieren. Die nächste Frage richtete er an den Vater des Jungen. »Können Sie mir erzählen, was in Harrow vorgefallen ist?«
    Â»Es ist alles schon sehr lange her«, antwortete Roderick ausweichend. »Es fällt mir schwer, mich an die Einzelheiten zu erinnern.«
    Â»Versuchen Sie es. Wie Sie wissen, wird man irgendwann ohnehin danach fragen.«
    Roderick seufzte. »Die Jungen hatten getrunken. Nicht sehr viel, wie ich glaube, aber Gareth möglicherweise mehr als die anderen, genau

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