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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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und Wohltäter jedoch ergriffen gewesen sei. Es hatte Montignac Mühe gekostet, ihm mit pietätvoller Miene zuzuhören.
    Â»Natürlich erinnere ich mich an Sie.« Montignac stand auf und schüttelte Richards die Hand. »Wir haben uns bei der Beerdigung meines Onkels unterhalten.«
    Â»Das ist richtig. Hier habe ich Sie bisher nie gesehen. Sind Sie Mitglied?«
    Â»Ja. Leider habe ich so viel zu tun, dass es mir nur selten gelingt, hierherzukommen.«
    Â»Oh, ich weiß, wie das ist. Obwohl ich inzwischen pensioniert bin. Sind Sie allein hier?«
    Â»Ich warte auf einen Freund.« Montignac sah auf seine Uhr. »Offenbar hat er sich verspätet.«
    Â»Dann setze ich mich für einen Moment zu Ihnen«, erklärte Richards und ließ sich ungebeten nieder. »Wie geht es Ihnen?«, fragte er mit einem Blick, der aufrichtige Sorge verriet.
    Â»Sehr gut, danke der Nachfrage.«
    Â»In der Zeitung stand etwas über diese neue Sache. Schockierend, nicht wahr?«
    Â»Sehr schockierend.«
    Â»Wie wird denn Stella damit fertig?«
    Â»Sie hält sich tapfer, mehr kann man nicht verlangen.«
    Â»Und das, nachdem sie gerade erst ihren Vater verloren hat. Das arme Mädchen muss vor Kummer außer sich sein.«
    Montignac kam eine Gedanke, und er beschloss, die Gelegenheit zu nutzen und einen Samen zu säen. Man wusste nie, wozu so etwas gut sein konnte. »Es ist alles sehr schwierig für sie, aber der Arzt hat ihr etwas verschrieben.«
    Â»So ein Unfug«, rief Richards entrüstet. »Das dürfen Sie nicht zulassen. Sie muss sich bewegen. Morgens und abends einen flotten Spaziergang machen. Dabei bekommt sie einen klaren Kopf und kann sich dem Leben wieder stellen. Und kalte Bäder. Die bewirken wahre Wunder für die Seele.«
    Um ein Haar hätte Montignac laut gelacht. »Das richte ich ihr aus. Ich danke Ihnen für Ihr Mitgefühl.«
    Â»Ach was, alter Junge, keine Ursache. Wie Sie wissen, war Ihr Onkel ein sehr lieber Freund von mir.«
    Â»Ja, das weiß ich.«
    Montignac schaute zur Tür und sah, dass Alexander Keys dort stand und sich suchend umschaute.
    Â»Ah«, sagte er, »da kommt mein Freund.«
    Â»Wie war das?«, fragte Richards und fuhr herum, als Alexander zu ihnen trat. »Ach ja, Ihr Freund. Na, dann lasse ich euch junge Burschen mal allein. Sie richten Stella meine besten Grüße aus, nicht wahr?«
    Â»Natürlich. Vielen Dank.«
    Richards stand auf und wandte sich ab. Alexander begrüßte ihn kurz, ließ sich Montignac gegenüber nieder und stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Tut mir leid, dass ich zu spät bin. In der Redaktion hat es eine kleine Auseinandersetzung gegeben, die länger gedauert hat, als unbedingt notwendig war.«
    Â»Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?«
    Â»Nichts von Bedeutung. Nur den Roman einer Anfängerin verrissen, und dann hat sich herausgestellt, dass sie die Nichte des Chefredakteurs ist.«
    Â»Das war Pech.«
    Â»Der Roman war Schund. So schlecht, dass ich es nur bis zum zweiten Kapitel geschafft habe, dabei lese ich sonst immer bis zum dritten, egal, wie furchtbar ein Buch ist. Das ist für mich Ehrensache.
    Â»Du musst noch ein bisschen Disziplin üben. Wenn eine Arbeit getan werden muss, konzentriert man sich auf sie. So halte ich es jedenfalls. Im Übrigen danke ich dir für dein Kommen. Meine Einladung war ja recht kurzfristig.«
    Â»Ãœberhaupt kein Problem. Ehrlich gesagt bin ich für die Arbeitspause dankbar.«
    Â»Du kannst dir sicher denken, um was es geht.«
    Â»Lass mich raten«, sagte Alexander. »Gareth Bentley?«
    Â»Richtig.«
    Alexander schüttelte den Kopf und wirkte zutiefst reumütig. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Owen. Du ahnst ja nicht, wie schuldig ich mich fühle.«
    Â»Ach«, sagte Montignac, »warum?«
    Â»Weil ich derjenige war, der euch miteinander bekannt gemacht hat. An jenem Abend im Unicorn. Als er Geburtstag hatte. Hätte ich es nicht getan, wäre er dir nicht gefolgt, hätte deine Bekanntschaft nicht gesucht, du hättest ihm keine Arbeit gegeben, und Raymond Davis wäre noch am Leben und würde sich um den Rhododendron in Kew Gardens kümmern.«
    Â»Da hat er nicht gearbeitet«, berichtigte Montignac. »Es war die Königliche Gartenbaugesellschaft. Und seine Leidenschaft galt wohl eher den Rosen.

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